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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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vielleicht…
     
    …Shit!
     
    Ich wurde von der Stimme des Piloten geweckt, der den Beginn des Lande an flugs verkündete. Ich musste wohl eingenickt sein. Benommen schüttelte ich den Kopf und schaute zu Ivica hinüber. Er schlief immer noch.
    Bald darauf setzte das Flugzeug mit einem kaum merklichen Rum peln auf der Fahr bahn auf. Willkommen in Wien.
     
    Das Pflegeheim, in dem Begić lebte, befand sich im Stadtteil Ottakring. Um eine gewisse Distanz dazu zu schaffen und gleichzeitig dem Trubel der Innenstadt aus dem Weg zu gehen, hatte ich mich für ein kleines Hotel im Stadtteil Simmering, Wiens elftem Bezirk, entschieden. Es war zwar schon etwas heruntergekommen, schonte aber das Budget meiner Auftraggeber. Ausserdem akzeptierten die Betreiber Barzahlung. Ich hatte keine falsche Kreditkarte und wollte mit meiner echten keine unnötigen Papierspuren hinterlassen.
    Die rund zwanzigminütige Taxifahrt zum Hotel verbrachten wir schweigend. Das heisst, ich schwieg und betrachtete die vorbeiziehen den Strassenzüge. Ivica war beim Zoll gefilzt worden und fluchte den ganzen Weg wie ein Kutscher darüber.
    Ich hatte unserem syrischen Taxifahrer eine Adresse zwei Strassen vom Hotel entfernt genannt. Dort angekommen bezahlte ich die Fahrt und gab ihm ein angemessenes Trinkgeld, weder ungewöhnlich grosszü gig noch ungewöhnlich knauserig. Ich wollte nicht, dass er sich später an uns erinnerte.
    Nach einem kurzen Fussmarsch kamen wir beim Hotel mit dem klin gen den Namen ‹Kaiser› an. Es hatte nur fünf Stockwerke und sah nicht eben feudal aus. Der graue Verputz blätterte ab und das gusseiserne Geländer der Eingangstreppe rostete vor sich hin. D er nicht mehr ganz taufrische Herr mit seiner zerknitterte n Uni form und der überkämmte n Glatze hinter der Rezeption passte perfekt zum Gesamtb ild. Als wir das Hotel betraten, schaute er gelan g weilt auf und verstaute sein Magazin unter dem Tresen. Ich erhaschte einen Blick auf pralle nackte Brüste.
    Trotz der Möglichkeit zur Barzahlung wurde bei der Registrierung ein Ausweis verlangt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Gerade wollte ich zähneknirschend meine Schweizer Identitätskarte hervornehmen, als mich Ivica wieder einmal überraschte. Mit freundlichem Lächeln und breitem Schweizer Akzent zückte er einen absolut echt aussehenden, aber anscheinend gefälschten Pass und schrieb sich unter dem Namen Meierhans ein. Ich verbarg meine Überraschung . Herr Langeweile schaute mich ungerührt an und fragte: «Und S ie?»
    Ich zeigt auf Ivica und antwortete: «Ich bin mit ihm.»
    «Einen Ausweis muss ich trotzdem sehen.»
    Ivica schob ihm einen Fünfzigeuroschein hin. «Hier ist sein Aus weis. Und ich brauche ein Doppelzimmer.»
    Der Kerl nickte, steckte den Schein wortlos ein und legte das Formular zur Seite. Dann schnaubte er, machte ein angewidertes Gesicht und fügte hinzu: «Aber keine Sauereien!»
    Ivica verschluckte sich und rang geräuschvoll nach Luft , während er gleichzeitig krampfhaft versuchte, einen Lachanfall zu unterdrücken . Der heuchlerische Moralapostel an der Rezeption schüttelte den Kopf, nahm aber einen Schlüssel vom Brett hinter ihm und legte ihn vor uns auf den Tresen. «Hier, Zimmer 315.» Ich bezahlte für zwei Tage im Voraus.
    Der Fahrstuhl sah nicht besonders vertrauenserweckend aus. Wir schulterten unser Gepäck und stiegen die Treppe zu unserer Etage hoch.
    Auch u nser Zimmer passte sich nahtlos in das bisherige Bild ein. Die hellgrüne Tapete mit roten Streifen und die sichtbaren Kabel in den elektrischen Anschlüssen sowie der goldfarbene Pseudokronleuchter erweckten den Anschein von schon lange verblasster Grandeur .
    Ich warf mein Gepäck in die Ecke und streckte mich auf dem Bett aus. Ivi starrte ungläubig auf die schmale Pritsche, die hier als Doppelbett durchging. Ich zwinkerte ihm lasziv zu.
    «Mach dir nur ja keine falschen Hoffnungen», knurrte er. Dann schob er in einer recht glaubwürdigen Imitation unseres geschätzten Rezeptionisten trocken nach: «Aber keine Sauereien!»
    Nach zwei Sekunden Stille prusteten wir beide los wie zwei junge Haflinger. Wir wieherten und grölten so ungezügelt herum , dass ich wirklich Angst bekam , wir würden zu viel Aufsehen erregen. Aber es half alles nichts, wir konnten nicht aufhören, und es dauerte die längste Zeit, bis wir uns wieder erholt hatten . Irgendwann liess sich Ivica vor lauter Lachen ebenfalls auf das Bett fallen . Ich schaute ihn kurz verdutzt an, dann ging es wieder

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