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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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und Lederriemen auf beiden Seiten, die für die Fixierung des Patienten gedach t sind . Diese Pritsche störte die ansonsten so harmonische Stimmung im Raum nachhaltig.
    Plötzlich bewegte sich unter der Bettdecke etwas. Unwillkürlich machte ich einen Schritt zurück. Ein e wuschelige, schlohweisse Mähne erschien. Sie gehörte zu einem alten Mann, der in Embryostellung dalag und mich mit diesem apathischen Blick, den Beruhigungsmittel auslösen, verständ nis los anstarrte.
    «Herr Begić?», fragte ich automatisch.
    Keine Reaktion.
    « Sind S ie Herr Begić? » , versuchte ich es noch einmal.
    Nichts.
    Trotzdem wiederholte ich meine Frage noch zweimal, allerdings mit dem immer gleichen Ergebnis. Dann sagte Ivica etwas auf Kroatisch zu ihm und der alte Mann nickte plötzlich. Ivica drehte den Kopf zu mir und sagte: «Es ist Begić.»
    Ich trat ans Bett und streckte Begić die Hand hin, aber er ignorierte mich völlig und starrte wie gebannt auf Ivica. Plötzlich murmelte er etwas.
    «Was sagt er?», fragte ich Ivica.
    «Gib mir einen Moment. Er spricht einen seltsamen Dialekt.»
    Er beugte sich vor und wechselte ein paar Worte mit dem alten Mann. «Okay», sagte er dann. «Er möchte wissen, weshalb wir hier sind.»
    «Sag ihm, dass wir aus der Schweiz kommen und ihm gerne ein paar Fragen stellen würden. Über Herrn Hasanović.»
    Ich war mir nicht ganz sicher, aber es schien mir, als hätte beim Wort ‹Hasanović › kurz etwas in Begićs apathischen Augen aufge fla ckert. Ivica übersetzte. Begić antwortete erneut. Ivica sagte: «Er meint, es gäbe viele Hasanovićs.»
    Ich zückte mein Notizbuch und konsultierte die Notizen, die ich mir bei der Sitzung mit Dr. Bron gemacht hatte. «Sag ihm, sie seien aus dem gleichen Dorf. Mujo Hasanović.»
    Ivica übersetzte erneut. Begić nickte langsam. Dann murmelte er eine Antwort, drehte sich zur Seite und schwieg. Ivica schaute mich nachdenklich an. «Er sagt, er kenne Hasanović aus einem Leben, an das er sich nicht mehr erinnern will.»
    Das Ganze gestaltete sich etwas schwierig. Ich beschloss , mangels Alter na ti ven auf den Schockeffekt zu setzen und wies Ivica daher widerstrebend an: «Sag ihm, Hasa no vić sei tot.»
    Ivica übersetzte. Begić reagierte nicht.
    Ich dachte kurz nach. «Na gut, sag ihm folgendes: Sie stammen beide aus dem gleichen Dorf. Hasanović hatte Angst vor Tunnels. Und vor allem: Er wurde ermordet.»
    Ivica übersetzte erneut. Diesmal drehte sich Begić langsam um, bis er mir in die Augen schauen konnte. Dann sagte er etwas. Ivica übersetzte: «Er fragt, wie. Soll ich es ihm sagen?»
    Ich nickte und Ivica erzählte es ihm.
    Danach war Begić sicher eine halbe Minute lang wie erstarrt, bevor urplötzlich Leben in ihn kam. Die Apathie verschwand aus seinem Blick und er wirkte wach und aufmerksam, als er einen langen Wortschwall hervorstiess.
    «Ja, er kennt Mujo Hasanović», übersetzte Ivica, «sie stammen beide aus einem kleinen Dorf bei Sarajevo. In den frühen Achtzigerjahren war Begić einmal Hasanovićs Lehrer gewesen. Er sagt auch, sie seien beide im Tunnel gewesen und später zusammen in Tuzla, und…»
    Er wurde durch einen erneuten Strom seltsam hart klingender Laute unter brochen, die der alte Mann hervorstiess. Ivica hörte aufmerksam zu und erklärte dann: «Er kann nicht glauben, dass Hasanović ermordet wurde. In vier Jahren Krieg hätten das weder die Serben noch die Kroaten geschafft. Sein Übername im Krieg war Sablast .»
    «Und was bedeutet das?»
    «Gespenst.»
    Erstaunt fragte ich: «Und weshalb wurde er so genannt?»
    Ivica fragte nach und sagte dann: «Weil er immer sagte, er sei schon tot. Und er konnte gemäss Begić aus dem Nichts erscheinen und spurlos wieder ver schwin den.»
    Ich griff in meine Jacke, nahm Hasanovićs Foto heraus und reichte es an Ivica weiter, der es Begić zeigte.
    Der alte Mann nickte energisch und sagte: «Mujo Hasanović ! »
    In diesem Moment krächzte eine heisere Stimme hinter uns: «Was zum Teufel machen S ie hier?» Ich wirbelte herum. In der Tür stand ein Kleiderschrank von Kranken schwester. Sie stemmte ihre Arme in die Seiten und war ganz offen sicht lich stinksauer. Nachdem sie uns ein paar Sekunden lang mit eisigem Blick fixiert hatte, meinte sie mit der forschen Stimme einer Person, die keinen Widerspruch duldet: «Raus hier. Herr Begić empfängt keine Besucher.» Sie sprach mit einem leichten slawischen Akzent, aber ihr Gesicht erinnerte mich frappant an Fotos von Anna

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