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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Zwischendrin verfluchten sie lautstark alle muslimischen Mütter sowie den bosniakischen Präsidenten Alija Izetbegović.
    In Reljevo musste der Transporter anhalten, weil eine wütende Menschen menge die Brücke versperrte und lautstark die Herausgabe der Muslime verlangte, um sie an Ort und Stelle zu lynchen. Begić befürchtete schon, sie würden dem Mob übergeben, aber nach längeren Verhandlungen der Wachen mit den Rädels führern ging die Fahrt schliesslich weiter. Kurze Zeit später passierten sie die Tore des ehemaligen JNA-Feldlagers Rajlovać, und das zweite Kapitel ihres Alb traums begann.
     
    Die nächsten zwei Wochen verbrachten die Männer aus Ahatovići unter un mensch lichen Bedingungen in einer leeren Brennstoffzisterne auf dem Luft waf fen stützpunkt. Nach ihrer Ankunft wurden sie erneut geschlagen, bevor man Hunde auf sie hetzt e . Aus irgendeinem Grund blieb Begić im Gedächtnis, dass es deutsche Schäferhunde gewesen waren, keine serbischen Šarplaninac . Danach mussten sie einzeln einen Spiessrutenlauf absolvieren, um zu ihr em improvisierten Gefängnis zu gelangen. Niemand wurde registriert oder erhielt medizinische Versorgung .
    Die Zisterne bestand ganz aus Stahl und Eisen. Auf der dem Kasernenplatz zugewandten Seite war eine improvisierte Türöffnung von etwa zwei auf zwei Metern heraus gefräst worden, die mit einem Stahlrahmen-und-Maschendraht-Tor ver schlossen werden konnte. Das Innere hatte einen Durchmesser von nur etwa zehn Meter und bot damit kaum genügend Platz für die fast achtzig Häftlinge. Es gab keine sanitären Einrichtungen und keine Fenster. Nur durch das Maschen draht tor kam tagsüber ein wenig Licht herein.
    Der Gestank war schon bald kaum noch auszuhalten, und täglich wurde es schlimmer. Der ganze Raum war voller Fliegen, und fast alle Gefangenen entwickelten Entzündungen und eitrige Geschwüre. Ihr einziges Desinfektions mittel war ihr eigener Urin, und verbinden konnten sie sich gegenseitig nur, indem sie ihre Kleidung, die sowieso in Fetzen hing, nach und nach in Streifen schnitten.
    Die ersten paar Tage erhielten sie überhaupt kein Essen und nur wenig Wasser. Irgendwann warfen ihre Wachen dann drei steinharte und völlig verschimmelte Brotleibe herein. Die Absicht war klar: Die Eingesperrten sollten sich wie Hunde um den Frass streiten. Das grausame Schauspiel wiederholte sich danach regelmässig im Abstand von jeweils einigen Tagen.
    Begićs gebrochenes Schlüsselbein schmerzte ohne Unterlass, und er konnte kaum schlafen. Jede Nacht wurden einige der Gefangenen ohne Vorwarnung abgeholt und kamen erst Stunden später völlig gebrochen wieder zurück. Einige stammelten etwas von einem Tunnel, aber die meisten schwiegen teilnahmslos.
    In der vierten Nacht war auch Begićs Schonfrist um. Goran Jovano vić erschien in Begleitung dreier breitschultriger Freischärler und zeigte auf vier Männer: Die Brüder Karabasić, den pensionierten Förster Forić und Begić selbst. Jovano vićs Helfershelfer trugen schwarze Woll mützen über den kurzge schnittenen Haaren, schwarze Handschuhe mit abge schnittenen Fingerkuppen und oliv grüne Overalls, auf deren linken Ärmeln ein Emblem mit vier kyrillischen ‹S› und der Aufschrift Srpska Dobrovoljacka Garda prangte. Die Serbische Frei will li gengarde. Arkans Leute. Die diszipliniertesten und zugleich schlimmsten der Para militärs.
    Sie wurden zu einem Hangar geführt und dort in einen darunter liegenden , tunnelartigen Muni tionsstollen getrieben , dessen Wände und Boden mit getrockneten Blut flecken übersät waren. Von der Decke hingen einige eiserne Ketten, an denen mit Draht Polizeihandschellen befestigt waren, und in der Mitte befanden sich vier mit dem Rücken zueinander am Boden festgeschraubte Stahlstühle. An der linken Wand stand ein kleiner Holztisch, auf dem verschiedene Messer und Zan gen sowie ein Gaskocher lagen. Ausserdem stand daneben eine Schale voll mit ge bra te nem Fleisch, von der sich die drei wartenden Arkanovci schmatzend bedien ten. Der Geruch liess den hungernden Gefangenen das Wasser im Mund zu sammenlaufen.
    «Tut uns leid, dass ihr nichts davon essen könnt», entschuldigte sich der Anführer heuchlerisch, «aber es ist Schweinefleisch. Hätten wir natürlich gewusst, dass ihr kommt…» Er lachte hämisch. Seinem Akzent nach war er aus Serbien.
    Die vier Gefangenen mussten ihre einzige Bekleidung, ihre Unter ho sen, ausziehen und sich auf die eiskalten Stühle setzen. Ihre Hände

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