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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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dankend ab. Wahrscheinlich war das nicht besonders klug, aber ich wollte mich jetzt nicht ablenken lassen.
    Um sieben hatte ich die Schnauze voll und ging nach Hause, wo mich Guinness schon ungeduldig erwartete . Obwohl ich genau wusste, wie ihn meine Nach barin während meiner Abwesenheit verwöhnt hatte, schien mein Kater kurz vor dem Verhungern zu sein. Dann setzte ich mich mit einem Bier vor den Fernseher und schlief bald darauf ein.
     
    Mit einem steifen Nacken und einem schmerzenden Rücken erwach te ich kurz nach sechs Uhr morgens wieder. Entsprechend war ich bereits zum zweiten Mal nacheinander vor sieben im Büro. Um neun putze ich mir zweimal die Zähne und machte mich dann auf den unumgänglichen Weg zum Zahnarzt. Lieber hätte ich mich mit tausend Belgrader Gangstern duelliert. Eine Stunde später kam ich mit tauben Lippen und einem Backenzahn weniger wieder heraus. Ich betastete mit der Zunge das weiche, schlabbrige Gewebe in der Zahnlücke und schauderte. Dann fuhr ich direkt nach Hause, holte mein Auto und machte mich auf den Weg, um Niamh von der Schule abzuholen.
    Nach einem angenehm ruhigen Nachmittag, an dem sie haupt säch lich mit ihren Hausaufgaben beschäftigt gewesen war, brachte ich meine Tochter zurück zu ihrer Mutter. Diesmal verschwand ich nicht wie üblich schnellstmöglich, sondern wartete auf Claudia. Ich musste etwas mit ihr besprechen, und ich wusste jetzt schon, dass es ihr nicht gefallen würde. Erstaunlicherweise war sie aber in einer ungewöhnlich versöhnlichen Stimmung und stimmte sogar ohne Weiteres zu, als Niamh fragte, ob ich nicht zum Abende ssen bleiben könne. Nach dem Essen anerbot sich Niamh, das Geschirr abzuräumen. Kaum war sie in der Küche verschwunden, ertönte daraus auch schon laute Pop musik.
    Claudia beugte sich vor und raunte: «Also, raus damit.»
    «Was meinst du?»
    «Irgendwas ist los. Du hast schon den ganzen Abend diesen schuldbe wussten Ausdruck auf dem Gesicht.»
    Verdammt! Auch Jahre nach der Scheidung konnte sie noch in mir lesen wie in einem Buch.
    «Ich möchte, dass du Niamh nimmst und für eine Woche oder zwei zu Deiner Mutter fährst.» Claudias Mutter war in dritter Ehe mit einem deutschen Hotelier verheiratet und wohnte im nördlichen Schwarzwald.
    Mein Anliegen passte meiner Ex-Frau überhaupt nicht. «Spinnst du? Niamh hat ja gar keine Ferien! Und ich hab andere Pläne! Wieso überhaupt ?»
    Ich erzählte ihr in groben Zügen, worum es ging. Der Gedanke, eine Woche mit ihrer Mutter zu verbringen, schien sie mehr zu schrecken als ein paar Glatzköpfe, die zu Besuch kamen, aber mein Argument, dass auch Niamh in Gefahr sein konnte, überzeugte sie schliesslich. Sie seufzte resigniert und schnaubte: «Du weisst schon, dass ich dir das nie verzeihen werde, oder?»
    Ja, das wusste ich. Aber es war mir ziemlich egal. Niamhs Sicherheit war alles, was für mich zählte.
    Sie schnaubte noch einmal. «Und wann sollen wir gehen?»
    Je rascher, desto besser. «Am besten sofort.»
    «Was, heute Abend ? Das kommt nicht in Frage. Ich muss sie zuerst anrufen und fragen, ob’s für sie überhaupt passt.»
    «Sie ist deine Mutter. Es hat für sie zu passen.»
    «Trotzdem. Heute geht nicht mehr. Ich muss auch noch packen, und Niamhs Sachen zusammenklauben und…»
    Ich hielt beschwichtigend die Hand auf und unterbrach sie: «Okay, okay. Aber dann fang gleich damit an. Und lass mich heute Nacht wenigstens hier übernachten. Morgen früh fahr ich euch dann hin.»
    Sie nahm mich beim Wort. Zwei Minuten später hatte sie ihre Mutter am Telefon, der es nicht nur passte, sondern die sich sogar darauf freute. Dann ging sie packen.
    Ich half Niamh derweil in der Küche . Danach sassen wir noch eine Weile im Wohnzimmer und sprachen über Gott und die Welt. Ich erfuhr das Neuste über ihre Freunde und Klassenkameraden: Wer mit wem ging, wer wen schon geküsst hatte, wer ein Blödmann war und wer nicht, welches das beliebteste Mädchen und welches der hübscheste Junge war. Wenn ich sie so reden hörte, sah ich schwarz. Bald würde ich der Fiesling sein, der alle ihre Möchtegern-Freunde vergraulte.
    Der Rest des Abends verlief wie der Beginn ungewohnt friedlich. Nach einem gemeinsamen Fernsehabend ging Niamh gegen halb zehn ins Bett, und wenig später zog sich auch Claudia zurück. Als die Damen weg waren, kontrollierte ich, dass alle Türen und Fenster verschlossen und alle Jalousien heruntergelassen waren. Anschliessend überprüfte ich meine Beretta und legte sie

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