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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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brachte , an so einem Wochenende um vier Uhr früh aus dem Haus zu gehen, als sich das Objekt meiner Begierde endlich regte. Er öffnete die Schlafzimmerfenster und kurbelte die Jalousi e n hoch. Halleluja!
    Meine Freude war leider verfrüht gewesen, denn danach passierte ü ber drei Stunden lang rein gar nichts mehr , bis Grubenhauer gegen zwei Uhr nachmittags schliesslich völlig unerwartet aus dem Haus trat , sich auf seinen am Strassenrand parkierten Roller setzte und davonknatterte. Ich hängte mich an ihn dran und folgte ihm in gebührendem Abstand, aber l eider stellte sich schnell heraus, dass er lediglich am Flughafen ein paar Einkäufe erledige n wollte, um danach schnur stracks wieder nach Hause zurück zu kehre n . Der Kerl war die reinste Hausfrau.
    Ich fluchte laut vor mich hin. Wenn das so weiterging, musste ich etwas anderes versuchen . Nur was?
    Den ganzen Nachmittag herrschte erneut absolute Flaute . Dann endlich, gegen halb sechs Uhr abends, erhielt Grubenhauer Besuch von zwei kräftigen jungen Kerlen. Einer von ihnen trug eine Laptoptasche bei sich, der andere eine grosse Sporttasche. Als sie nach einer knappen Stunde wieder gingen, war es schon dunkel. I m Licht de r Eingangsbeleuchtung konnte ich ihre Gesich t er sehen und erkannte einen der beiden. Es war Harald, der Kerl mit dem Baseballschläger.
    Danach langweilte ich mich weitere zwei Stunden lang. Um halb neun rief mich Fiona an. Ich klagte ihr mein Leid. Sie war so lieb, Mitgefühl zu heucheln und versprach mir, mich auf andere Gedanken zu bringen, sobald ich bei ihr aufkreuzte. Ich nahm mir fest vor, spätestens um halb elf Uhr von hier zu ver schwin den. Natürlich kam es anders.
    Um Viertel vor zehn spazierte Grubenhauer plötzlich zur Eingangs tür heraus. Einfach so , ohne Vorwarnung . Das Licht in seiner Wohnung brannte immer noch. Ich löste mich aus meiner einsetzenden Erstarrung und musterte ihn durch die Windschutzscheibe. Spingerstiefel, Röhren jeans, Bomberjacke, Glatze und hässliche Visage : Er war es eindeutig. Er liess seinen Roller stehen und ging stattdessen zu Fuss die Strasse hoch, eine graue Adidas-Sporttasche über der linken Schulter .
    Was tun? Wenn ich ihm zu Fuss folgte und er irgendwo abgeholt wurde, konnte ich ihn leicht verlieren, aber wenn ich ihm im Schritttempo nachfuhr, war das auch nicht gerade unauffällig. Ich entschied mich nach kurzem Hin und Her für die nichtmotorisierte Variante. Sobald Grubenhauer um die Ecke gebogen war, sprang ich deshalb aus dem Wagen und rannte ihm nach, bis er wieder in Sicht kam.
    Ich trug schwarze Turnschuhe, Jeans, eine schwarze Winterjacke und eine dunkelblaue Baseballkappe auf dem Kopf. In meinem schwar zen Rucksack befand sich meine Ausrüstung: Fernglas, Nachtsichtgerät, Richt mi krophon, digitaler Audiorekorder und eine winzige, äusserst licht empfindliche Videokamera, die mir Mina freundlicherweise aus ge lie hen hatte. Davon wusste sie allerdings noch nichts.
    Ich folgte Grubenhauer zum Bahnhof Glattbrugg und stieg dort hinter ihm in die S5 Richtung Zürich. W ährend der ganzen knapp zehnminütigen Fahrt drehte e r mir den Rücken zu und bewegte sich kaum. Wahrscheinlich hörte er Musik. Am Hauptbahnhof stieg er aus und ging gemächlich zur Toilette im Zwischen ge schoss, wo er ein Geldstück in den Automaten warf, um Einlass zu erhalten, und dann samt Sport tasche in einer Kabine verschwand. Ich lehnte etwa dreissig Meter entfernt in einer kleinen Nische an der Wand und wartete.
    Fünf Minuten später kam er wieder heraus. Dass er es war, bemerkte ich allerdings erst auf den zweiten Blick. Er hatte sich umgezogen . Statt seiner üblichen Skinskluft trug er nun ein dunkelblaues Sportsakko über einem weissen Hemd, dazu schwarze Jeans und Lederschuhe. Eine dunkelblaue Baskenmütze verdeckte seine Glatze. Nur die Narbe im Gesicht wies darauf hin, dass es sich um den gleichen Kerl handelte, den ich vorhin hatte hineingehen sehen. Allerdings sah selbst diese irgendwie anders aus, un auffällig er , schwächer, weniger leuchtend. Hatte sich der Kerl etwa geschminkt?
    Er ging zu den Schliessfächern auf der anderen Seite des Zwischen ge schos ses und schloss die graue Sporttasche ein. Dann schaute er sich ver stohlen um und ging davon, ohne mich zu bemerken.
    Ich war verblüfft. Was sollte die Maskerade? Er sah nun nicht mehr aus wie ein gemeingefährlicher Schläger, sondern eher wie ein Dandy aus den Achtziger jahren. Sein Aufzug erinnerte mich ein wenig an ein

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