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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Wochen zuvor schon einmal gegangen war. Die Glatzköpfe bildeten einen Kordon um mich herum wie Bodyguards um einen Filmstar. Ich fühlte mich trotzdem nicht geschmeichelt.
    Rappolder ging hinter mir und raunte mir ins Ohr: «Also, du Pisser, wir werden jetzt eine Spazierfahrt machen. Wenn du dich benimmst, wird es nicht unangenehmer als nötig.»
    Harald hatte mitgehört und fügte hinzu: «Und fang ja nicht an rumzuschreien hier unten, hörst du?» Dann fragte er Rappolder hoffnungsvoll : «Sollen wir ihm nicht doch eins überziehen, Kalle?»
    «Nein», antwortete Rappolder knapp, während er seine Bomberjacke auszog. «Er muss einen klaren Kopf behalten.»
    «Aber dann sieht er, wo wir hinfahren.»
    «Das glaube ich nicht. Stülp ihm das da über.» Da beide hinter mir gingen, konnte ich nicht sehen, was ‹das da › war.
    Harald liess nicht locker. «Aber er hört uns reden.»
    «Na und?», erwiderte Rappolder unbeeindruckt. «Das nützt ihm nichts. Wir halten uns einfach an unseren Plan.»
    «Hey Leute», mischte ich mich ein, beschwichtigend und mit einer besorgten Note in der Stimme, die ich nun überhaupt nicht spielen musste. «Kommt schon! Das könnt ihr nicht ernst meinen! Ihr wollt mir doch nur Angst einjagen, oder?»
    «Halt die Schnauze!», zischten Rappolder und Harald praktisch gleichzeitig, und der Wasserbüffel, der neben mir ging, versetzte mir einen heftigen Klaps auf den Hinterkopf, der meine Hirnzellen ordentlich durcheinander schüttelte.
    Ich wurde in den Laderaum eines bereitstehenden grünen Liefer wagen ver frachtet. Harald und der Wasserbüffel setzten sich links und rechts neben mich auf die aufklappbare, improvisiert aussehende Seitenbank, dann schloss jemand von aussen die Schiebetür. Meine gefesselten Hände und Unterarme waren schmerz haft zwischen Rücken und Seitenwand eingeklemmt.
    Der Wasserbüffel drehte sich zu mir hin und stülpte mir etwas über den Kopf, von dem ich im Halbdunkel des Laderaums zuerst befürchte te, dass es ein Plastiksack war, dass sich dann aber als Papiertüte heraus stellte. Ich schwieg trotzig.
    Kurz darauf fuhren wir los. A us der Fahrerkabine konnte ich Rap polders Stimme vernehmen . Er sagte etwas zum Fahrer, aber wegen des Motorenlärms verstand ich kein Wort. Dann rief mir er mir – wohl durch die kleine Luke zwischen Ladefläche und Fahrerkabine – etwas zu, das ich auch erst beim zweiten Mal kapierte: «Für den Fall, dass du die Sekunden zu zählen versuchst , van Gogh: D u kannst dir die Mühe sparen , es bringt nichts .»
    Ich schwieg trotzig und zählte erst recht weiter. Als ich jedoch bei zweitausend ankam, realisierte ich, dass die Fahrt wirklich länger dauerte, als ich gedacht hatte. Verdammter Mist! Was, wenn sie ganz woanders hinfuhren, als ich Steiner prophezeit hatte? Dann hing alles von seinen Leuten ab. Der Gedanke gefiel mir gar nicht, und ich hoffte, dass sie sich auch wirklich wie geplant an uns drangehängt hatten.
    Mein mulmiges Gefühl verstärkte sich mit jeder Minute, die vorüber ging. Die Kabelbinder um meine Handgelenke waren viel zu eng und schnürten mir das Blut ab, so dass ich meine Hände kaum noch spürte, als wir nach einer halben Ewigkeit beim Zählstand von fast dreitausend endlich anhielten. Fast eine Stunde Fahrtzeit! Shit! Shit! Shit!
    Der Fahrer schaltete den Motor aus und Rappolder wechselte ein paar Worte mit jemandem. Anscheinend war ‹es› eingetroffen und bereit, was immer ‹es› war. Dann wurde die seitliche Schiebetür aufgerissen. Jemand packte mich grob am Kragen – ich tippte auf den Wasserbüffel – und zerrte mich aus dem Wagen, während ich erfolglos versuchte, unter dem Rand der Tüte über meinem Kopf herauszu schielen. Dann versetzte mir jemand einen gut gezielten Schlag in die Nieren, der mich vor Schmerzen auf die Knie sinken liess . Zwei der Kerle packten mich unter den Achseln und schleiften mich wie einen Mehlsack davon.
    Ein paar stolpernde Schritte weiter wurde es dunkel unter dem Tüten rand. Dann stiess mein rechtes Schienbein schmerzhaft gegen etwas. Irgendwo knallte eine Tür zu und ich hörte das Quietschen von Metall auf Metall. P lötzlich wurde es taghell , als mir jemand die Tüte vom Kopf riss, und ich schloss unwillkürlich die Augen.
    «Bindet ihn dort fest», befahl Rappolders Stimme, «und durchsucht ihn nochmals gründlich. Ich bin gleich zurück.»
    Ich öffnete die Augen und sah, dass wir uns in einem Raum von etwa fünf auf sechs Metern befanden. Wände und

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