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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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gekommen war. Er fixierte er mich mit seinen kalten blauen Fischaugen und sagte beiläufig: «Da mach dir mal keine Illusionen. Du wirst alles sagen, das verspreche ich dir.» Das Tempo , mit der sich seine Stimmung komplett ins Gegenteil verkehren konnte, war wirklich furchteinflössend.
    «Was wollt ihr machen ? M ich foltern, bis ich euch verrate, wo die Abschriften sind? Ist das nicht ein wenig zu klischeehaft?»
    «Komm schon, d u weisst so gut wie ich, dass jeder früher oder später redet. Es ist nur eine Frage von Zeit und Aufwand.» Plötzlich bleckte er die Zähne in einem breiten Grinsen. Seine Augen blieben kalt und leblos. Er sah aus wie ein Wolf, kurz bevor dieser seine Fänge in die Kehle eines Karibus schlägt. «Aber wer sagt denn, dass wir dir weh tun werden?»
    Ich hatte eine eigentümliche Vorahnung, dass erneut etwas schiefge gan gen war. Bevor ich jedoch nachfragen konnte, fuhr er im gleichen beiläufigen Ton fort: «Wenn du übrigens darauf wartest, dass dir die Kavallerie zu Hilfe kommt, dann muss ich dich enttäuschen. Die zwei Fahrzeuge, die sich in Opfikon an uns geheftet haben, waren leider in einen hässlichen Verkehrsunfall verwickelt. Ist das nicht schockie rend?» Er grinste breit. «Schade um Timos schönen roten Golf, aber wir müssen alle unsere Opfer bringen. Freunde von dir?»
    Verdammte, verfluchte, ver fickte Scheisse ! Mein ach so durch dachter Plan fiel nach und nach aus einan der wie eine nasse Zeitung. Ich erinnerte mich an Moltkes berühmte ste n Aus spruch: « Kein Plan überlebt die erste Feindberührung » . Ich hoffte zwar immer noch, dass der alte Preusse heute für einmal nicht recht behalten sollte, aber es sah nicht gut aus.
    Rappolder lachte arrogant , als er mein besorgtes Gesicht sah. «Ach komm, nun sei doch nicht beleidigt. Du dachtest halt, du wärst schlauer als ich. Es haben schon Bessere als du denselben Fehler gemacht.»
    Ich beherrschte mich, musterte ihn nachdenklich und fragte ruhig: «Warst du auch schlauer als Hasanović?»
    «Sarahs Kanake? Meinst du das ernst? Ich dachte, du weisst alles?»
    «Ich sage dir, was ich weiss. Ich weiss, dass du ein sehr enges Verhältnis zu deiner Schwester hast, um es mal so zu formulieren. Etwas zu eng.»
    Seine Miene verhärtete s ich sofort wieder und in seinen Augen glitzerte die pure Mordlust, aber er schwieg und hörte erwartungsvoll zu .
    «Ich weiss auch», fuhr ich fort, «dass du deine Rasse n ideen als Teenager entwickelt hast. Einen Dachschaden hattest du aber wohl bereits vorher. Ich weiss auch, dass deine Schwester eng mit einer Türkin befreundet war und sich schliesslich in deren Bruder verliebte, bevor du und deine Kumpane die beide n so verprügelt habt, dass sie nichts mehr von Sarah wissen wollten. Und ich weiss, dass du dafür im Knast warst. Sehr mutig übrigens, ein Mädchen zu verprügeln.» Ich fixierte ihn mit einem trotzigen Blick.
    Nach ein paar Sekunden sagte er: «Wir haben die Kanakin nicht verprügelt. Wir haben ihr nur die Haare abgeschnitten.»
    «Wie überaus grosszügig von euch», erwiderte ich ironisch. «Aber weiter: Ich weiss auch, dass deine Schwester und Mujo Hasanović ein Verhältnis hatten, nachdem sie sich bei irgendeiner Veranstaltung an der Uni kennengelernt hatten. Und ich weiss, dass dir Harald davon erzählt hat.» Ich starrte ihn so trotzig an, wie das in meiner Lage eben ging , und fragte ruhig: «Na, wie mache ich mich bisher?»
    Er starrte wortlos zurück.
    «Aber wusstest du auch», preschte ich vor, «weshalb Harald über haupt von der Sache wusste? Er hat ihr nachspioniert. Weil er sie eben falls will!»
    «Du verdammter Lügner», knurrte Rappolder, «denkst du, ich weiss nicht, was du hier versuchst?» Trotzdem beschäftigte ihn die Sache offensichtlich, und er starrte eine Weile vor sich hin ins Leere. Dann wiederholte er im Brustton der Überzeugung: «Du lügst. Harald weiss, wo er hingehört. Aber selbst wenn : W enigstens wären beide reinrassige Arier, oder? Nicht wie der Kanake!»
    Auf dieses Argument wusste ich keine Antwort. «Ich weiss auch», fuhr ich deshalb mit dem seltsamen Verhör fort, «dass du versucht hast, von der Belgrader Mafia Waffen und Sprengstoff zu kaufen. Ich weiss, dass der zuständige Gangster Luka Princip heisst und dass der kurz vor dem Mord an Hasanović hier in Zürich war.» Als ich Princips Namen sagte, schaute Rappolder überrascht auf . Hastig ergänzte ich: «Und ich weiss, dass Mujo ihn zufällig gesehen hat,

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