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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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während ich mich die letzten Stufen hochkämpfte. Sein Lächeln hätte kaum freundlicher sein können, als er mir die Tür aufhielt, aber seine stahlblauen Fischaugen ware n eiskalt wie immer. «Komm mit», sagte er immer noch aufreizend freundlich und ging voraus ins Wohnzimmer. Dort zeigte er wortlos auf den gleichen Sessel, auf dem ich es mir schon beim letzten Mal bequem gemacht hatte.
    Rappolder schien allein zu sein, aber natürlich wusste ich es besser. Er nahm auf dem Sofa Platz, so dass er mir gegenüber sass, dann seufzte er und sagte in seinem üblichen gelangweilten Ton: «Also, dann kommen wir gleich zur Sache. Wie viel genau willst du?»
    «Hundertausend.»
    «Franken?»
    «Euro.»
    Er machte eine Grimasse und fragte sarkastisch: «Ist das alles?»
    «Ja.»
    «Schön. Obwohl ich mich jetzt aber doch frage, ob du wirklich den leisesten Schimmer davon hast, was wir hier machen. Das Ganze wäre viel mehr wert.»
    «Na gut. Dann zweihunderttausend?» Ich machte ein Gesicht, als könnte ich mir so viel Geld kaum vorstellen.
    Rappolder konnte seinen Ekel nicht verbergen und sagte in ange wider t em Ton : «Du bist wirklich eine kleine Kakerlake. Da hast du die ein malige Chance, aktiv mit uns gegen das Aussterben deiner eigenen Rasse zu kämpfen, aber stattdessen versuchst du billigen Profit aus etwas zu schlagen, das du nicht verstehst. Du ekelst mich an.»
    Zögerlich antwortete ich: «Okay, okay, hunderttausend sind auch in Ordnung.»
    «Oh wirklich?», fragte er ironisch und fügte dann boshaft hinzu: «Aber ich hab noch eine bessere Idee: Wir behalten das Geld und du kriegst das, was Kakerlaken verdienen.»
    «Aber…» Ich schluckte leer und begann erneut: «Aber was ist mit den Ab schriften, die ich hinterlegt habe?»
    «Bei wem denn?»
    In unsicherem Ton , für den ich nicht einmal gross schauspielern musste, ant worte te ich: «Na, das binde ich dir doch sicher nicht auf die Nase!»
    Rappolder lächelte ohne Wärme. «Es gibt gar keine Abschriften, oder?»
    Ich schwieg.
    Er grinste wie ein Wolf. «Ich sage dir was, du kleine Kakerlake : Du bist zu blöd, um deine kleine Geschichte tatsächlich irgendwo hinterlegt zu haben. Aber das werden wir ja bald herausfinden. Und selbst wenn, wird dir das nichts mehr nützen.»
    Ich hörte das Geräusch von Türen hinter mir und drehte den Kopf. Rappolders Laufburschen kamen aus allen drei Zimmern, die an den Flur angrenzten, wie die Ratten aus der Kanalisation .
    Rappolder lachte. Es klang wie eine Hyäne, die hustet. «Endstation für dich, mein Freund !» Er hatte seine Maske abgelegt und schaute mich triumphierend an. In seinem Blick flackerte ein eigentümliches, irres Licht. Erneut hatte ich den schleichenden Verdacht, dass mit ihm noch mehr nicht stimmte als nur das Offensichtliche.
    Jetzt kam der Teil, auf den ich gar keine Lust hatte. Rappolder war nicht dumm, wie mir von allen Seiten immer wieder versichert wurde, und da vor drei Wochen fünf seiner Unterhunde nötig gewesen waren, um mich ordentlich aufzumischen, konnte ich mich jetzt nicht einfach kampflos in mein Schicksal ergeben, ohne dass er Verdacht schöpfte.
    Einige Sekunden lang standen wir uns regungslos gegenüber, als wäre der kleine weisse Läufer am Boden der 38.   Breitengrad und das Wohnzimmer Korea. Dann stand Rappolder plötzlich auf. Während er noch in der Aufwärtsbewegung war, versetzte ich dem kleinen Kaffee tisch zwischen uns einen kräftigen Tritt. Die Holzkante erwischte wuchtig sein linkes Schienbein , so dass er sich wieder hinsetzte und los fluchte wie ein Landsknecht . Praktisch gleichzeitig packte mich jedoch eine riesenhafte Hand von hinten an den Haare n und riss so kräftig daran, dass ich samt Designersessel rückwärts umkippte und schmerz haft auf den Rücken knallte . Zwei der Skins warfen sich auf mich, packten meine Arme und drückten meinen Oberkörper mit aller Kraft zu Boden, so dass ich kaum Luft bekam. Ein dritter setzte sich auf meine Beine und versetzte mir einen gut gezielten Schlag in die Kronjuwelen. Der Letzte trat mir mehrfach kräftig in die Rippen. Es schmerzte höllisch.
    Nachdem sie mir die Hände auf den Rücken gefesselt, mich nach Wanzen durchsucht und mir die Pistole und das Handy abgenommen hatten, führten mich die Kerle aus Rappolders Wohnung. Eine lose über meine Schultern drapierte Bomberjacke verbarg meine Fesseln. Wir gingen die Treppen hinunter und betraten kurz darauf die Tiefgarage durch die gleiche Tür, durch die ich drei

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