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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Decke waren mit dunklem Holz ver kleidet. Neben der Tür stand ein Baseballschläger, der mir bekannt vorkam. Der Boden aus hellem Naturwerkstein war mit Plastikplanen zugedeckt. Auf halber Länge standen zwei parallel angeordnete Stützbalken, welche die Breite des Raumes in drei gleichmässig grosse Bereiche unterteilten. Vor dem einen dieser Balken stand ein stabil aussehender hellbrauner Sägebock, dessen Zweck ich mir nicht erklären konnte. Vor dem anderen, etwa zwei Meter entfernt, stand ich. Meine Hände fühlten sich taub an. Jemand entfernte meine Fesseln, aber meine leise Hoffnung auf ein bisschen Erleichterung wurde enttäuscht, als meine Hände kräftig nach hinten gerissen und gleich darauf wieder zusammen gebunden wurden und ich nun am Pfosten stand wie Lederstrumpf am Marterpfahl.
    «Am besten den Hals gleich auch noch», überlegte Harald, dessen Stimme und Akzent ich mittlerweile sofort erkannte, laut hinter mir. Der Wasserbüffel packte mich grob an den Haaren und knallte meinen Kopf hart an den Pfeiler. Dann legte sich ein schmales, hartes Band um meine Kehle , wohl noch ein Kabelbinder. Nun konnte ich meinen Kopf zwar kaum noch bewegen, ohne mich selbst zu erwür gen, aber solange ich stillhielt, konnte ich einigermassen frei atmen.
    Dann wies Harald, der seine Rolle als Rappolders Stellvertreter sichtlich genoss, den Wasserbüffel an, mich zu durchsuchen. Dieser zog mir zunächst Jeans, Boxershorts und Socken aus. Ich trat nach ihm, aber er lachte nur, versetzte mir einen harten Schlag in die Magengrube und machte ungerührt weiter, während ich nach Luft rang. Zur Sicherheit fesselte er mir aber auch noch die Fussgelenke an den Pfosten, so dass ich nun völlig bewegungsunfähig war. Anschliessend zückte er ein Schmetterlingsmesser und schnitt mir damit Jacke, Pullover und T-Shirt buchstäblich vom Leib, weil er sie mir wegen der gefesselten Hände nicht normal ausziehen konnte. Ich schimpfte und tobte und zeterte und fluchte währenddessen wie ein Rohrspatz, aber erntete dafür nur Gelächter. Nach kurzer Zeit war ich splitterfasernackt.
    Plötzlich kam mir Lucovićs Verhör in Belgrad in den Sinn, und ein kleiner Teil von mir musste zugeben, dass diese neuste Wende objektiv gesehen irgendwie ziemlich ironisch war. Allerdings war der grosse Rest von mir nicht in der Stimmung für objektive Betrachtungen. Meine geschundenen Nieren brannten wie Feuer, mein misshandelter Magen probte dein Aufstand und meine exponierten Hoden versuchten sich in die Wärme der Bauchhöhle zurückzuziehen.
    «Kalt hier», witzelte Harald mit einem vielsagenden Blick auf meine nackten Geschlechtsteile. Er hatte Recht: Es war verdammt frisch im Spätnovember, so ganz ohne Kleider. Ich schlotterte vor Kälte und zitterte gleichzeitig vor Wut. «Fick dich, du verdammtes Arschloch», schrie ich ihn an. «Du gottverfluchte Missgeburt! Du elender Arschficker !»
    Beim letzten Wort verschwand das Grinsen schlagartig von seinem Gesicht. Es gab wohl tatsächlich nichts Schlimmeres für einen strammen Neonazi als die Anschuldigung, gegen §175 des alten deutschen Straf gesetz buches zu verstossen. Er trat ganz nahe an mich heran, packte mich mit einer Hand in einem schraubstockartigen Griff am Hals und zischte, während sein nach Bier und abgestandenem Rauch stinkender Atem meine Nasenhöhlen füllte: « Was hast du gesagt?»
    Ich bekam keine Luft mehr, aber ich war so wütend, dass ich trotz dem noch irgendwie hervorstossen konnte: «Verfluchte… Nazi tunte!»
    « Du …!» Er lief grellrot an und griff ausser sich vor Wut nach dem Baseball schläger, wohl um mir den Schädel einzuschlagen.
    «Was ist denn hier los?», erklang Rappolders befehlsgewohnte Stimme in diesem Moment von der Tür her . «Leg den verdammten Schläger hin, du Idiot! Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen!»
    «Aber Kalle…» Harald liess mich los und rang nach Atem.
    «Nichts Kalle. Mach gefälligst, was ich dir sage, du Arsch!»
    Resigniert liess Harald den Schläger langsam sinken. «Sorry, Kalle, hast ja Recht. Aber die Sau hat mich provoziert und…»
    «Ich will’s nicht hören. Mach gefälligst deinen Job! Du weisst, was auf dem Spiel steht.»
    «Ja Kalle», antwortete Harald zerknirscht, «alles klar.»
    «War er verkabelt?», wollte Rappolder als Nächstes wissen.
    «Nein, war er nicht.»
    «Wo sind seine Sachen?»
    «Hier.» Er reichte Rappolder die Plastiktüte mit den Dingen, die er in meinen Taschen gefunden hatte: Brieftasche,

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