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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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zu verkloppen oder ein paar Briefbomben an Kanaken zu verschicken.» Er blickte mir in die Augen. «Weisst du, die arischen Krieger sind weltweit vernetzt, und gerade hier in Europa treffen wir uns oft. Bei einem Meeting in Helsingborg … W eisst du, wo das ist?»
    Ich nickte. «In Schweden.»
    «Genau. Unsere Brüder sind stark dort. Also, bei einem Meeting in Helsing borg habe ich vor zwei Jahren einen der englischen Gründer von Combat 18 getroffen und bin danach mit ihm in Kontakt geblieben. Ein Supertyp! Als Jugend licher hat er sich in den Siebzigerjahren beim British Movement eine solide ideo logi sche Basis geholt, in den Achtzigern war er beim Ku Klux Klan in den USA, und zurück in England ist er 1993 Combat 18 beigetreten. Er hat uns geholfen.»
    Der Anflug von Heldenverehrung in Rappolders Stimme erstaunte und irritier te mich zugleich. Ausserdem sah ich den Zusammenhang immer noch nicht. «Na schön, aber das erklärt nicht, woher er die entsprechenden Kontakte hatte.»
    «Begreifst du’s nicht? Ich dachte, du wüsstest so viel. Er war da !»
    « Was? Wo , da ? », fragte ich verwirrt . « I n Schweden?»
    «In Bosnien, du Idiot! In Bosnien! Während des Kriegs! Er hat für die w eisse Rasse Kanaken getötet! Combat 18 hatte damals gute Kontakte zu einer patriotischen Gruppe in Serbien, von der du wahrscheinlich noch nie gehört hast. Sie nannten sich die ‹ Weissen Adler › und haben heldenhaft für ihr Vaterland und die w eisse Rasse gekämpft, oft zusammen mit anderen patriotischen Gruppen. Bei einem dieser Einsätze hat er Princip getroffen.»
    Als er die letzten Worte aussprach, sah ich den alten Begić vor mir, wie er unter Tränen seine Geschichte erzählte. Mir fiel keine angemessene Antwort ein, und so schwieg ich. In Tat und Wahrheit hatte ich keine Mühe, seinen Worten zu glauben. Ivica hatte erwähnt, dass ausländische Extremisten bei serbischen Paramilitärs im Bosnienkrieg im Einsatz gewesen waren. In der Presse waren sie ‹Wochenendkiller› genannt worden. Wieso sollten nicht auch Engländer dabei gewesen sein? Der Mensch war ein Herdentier, und dass nicht nur Sportler und Sänger und Philatelisten und Numismatiker, sondern auch Mörder und Verge waltiger zueinander fanden, erschien mir nur logisch.
    Rappolder missverstand mich jedoch und versicherte mir mit missio nari schem Eifer: «Es ist wahr! Ich hab’s sogar recherchiert. Seine Le bens geschichte, die Verbindung nach Serbien, alles. Im Kampfjahr 1999, als unsere englischen Brüder die Entarteten in London bekämpf ten, publizierte zum Beispiel der Guardian mehrere Artikel, in denen diese Fakten bestätigt werden.»
    «Und dieser Kerl hat für euch den Kontakt hergestellt?»
    «Genau.»
    F ür einen Moment schwiegen w ir beide. Rappolder war wohl ehrlich erstaunt, dass ich so viel herausgefunden hatte, und ich schwieg, weil er allen Ernstes stolz auf all dies zu sein schien. Schliesslich musterte er mich nachdenklich und fragte: «War’s das mit den Fragen?»
    «Nur eine Sache beschäftigt mich noch», erwiderte ich, ehrlich neugierig, «woher habt ihr überhaupt das nötige Geld?»
    «Ich bin reich.»
    «Das ist zu einfach. Ausserdem weiss ich, dass dein Vater deine Unterstützung eingestellt und dich aus dem Testament gestrichen hat.»
    Er konnte sein Erstaunen darüber, dass ich auch davon wusste, nicht verbergen und schaute überrascht auf. «Ach ja?»
    «Ja. Also woher kommt das Geld?»
    «Sag du’s mir, Herr Superschlau. Was denkst denn du?»
    «Ich habe mehrere Vermutungen. Sag mir, wenn ich richtig liege. Das Nahe liegendste ist, dass ihr versucht habt, mit Rechtsrock Geld zu beschaffen. Über Blood & Honour , nehme ich an.»
    Er nickte anerkennend. «Stimmt.»
    «Aber», überlegte ich weiter, «das reicht nicht. Damit kommt nicht genug zusammen, vor allem nicht in der relativ kurzen Zeit, die ihr für euren Deal zur Verfügung hattet. Also muss noch mehr dahinter stecken.»
    «Ach ja?» Er kratzte gelangweilt an seinen Fingernägeln herum, strahlte aber gleichzeitig eine solche nervöse Energie aus, dass diese Pose als reines Theater entlarvt wurde .
    «Ja», erwiderte ich. «Ich weiss, dass die Drogenfahndung letztes Jahr hinter deiner Gruppe her war, genau wie die Zollfahndung. Ich vermute, dass ihr Kurier- oder Sicherheitsdienste für Schmuggler übernommen habt. Oder selber im Schmugglergeschäft seid. Zigaretten?»
    «Überwiegend. Aber wir sind da nicht wählerisch. Hauptsache, es bringt

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