Sonnenfinsternis: Kriminalroman
Verbindung zwischen dem Okto ber festattentat und dem Fall Lembke bestehen könne . Die Bundesregierung ver nein te dies kategorisch.
Ironischerweise lieferten DDR-Dokumente nach der deutschen Wieder ver einigung klare Beweise dafür, dass die ostdeutschen Nachrichtendienste seit mindestens Ende der Siebzigerjahre detailliert über die westdeutsche Stay-Behind Bescheid gewusst hatten und somit deren eigentliche Aufgabe, die Organisation des Widerstandes nach einer kommunistischen Invasion, bereits damals mehr oder weniger hinfällig geworden war.
Ich legte den Artikel hin und schüttelte erneut den Kopf.
Deutschland? Wirklich? Das soeben Gelesene hatte mich erschüttert. Ja, Deutschland hatte eine schwierige Vergangenheit und bekanntlich in den Siebziger- und Achtzigerjahren auch seine Erfahrungen mit linksradikalen Fanatikern gemacht. Aber staatlich gedeckter Rechtst er roris mus, das war nochmals etwas ganz anderes. Wenn solche Dinge in Deutsch land passieren konnten, wie war das dann bei uns?
Die nächsten beiden Artikel auf dem Stapel behandelten die Türkei und Griechenland. Ich legte sie beiseite und griff nach demjenigen über die Schweiz.
Schweiz
Die Existenz einer geheimen Widerstandsarmee in der neutralen Schweiz kam ans Tageslicht, als im Nachtrag zur sogenannten Fichenaffäre, in deren Verlauf eine parlamentarische Untersuchungskommission das systematische Anlegen von Akten über mehr als zehn Prozent der Schweizer Bevölkerung durch die im Eidgenössischen Justizdepart e ment angesiedelte Bundespolizei aufdeckte, zusätzliche Vorwürfe laut wurden, dass auch der militärische Nachrichtendienst UNA Akten über Schweizer Bürger angelegt hatte. In der Folge untersuchte eine zweite parlamentarische Untersuchungskommission, die PUK EMD, im Jahr 1990 das gesamte Eidgenössische Militär departe ment. Die PUK EMD fand nicht nur Beweise für das Vorhandensein solcher Akten, sondern auch für die Existenz einer geheimen Widerstands organisa tion sowie eines geheimen Nachrichtendienstes mit weitreichenden interna tio na len Verbindungen. Dazu wurden Listen mit den Namen von 442 Män nern und 57 Frauen gefunden, die im Kriegsfall sofort interniert werden sollten.
Im Anschluss an die Veröffentlichung des Berichtes der PUK EMD ver lang ten die Schweizer Sozialdemokraten und die Grüne Partei weitere Nachforschungen darüber, ob und wie stark die Schweizer Geheimarmee mit aus län dischen Organisationen zusammengearbeitet hatte. Der Neuenburger Unter suchungsrichter Pierre Cornu wurde mit dieser Aufgabe betraut. T rotz dieser offiziellen Untersuchung wurden nur wenige Details über die Schweizer Stay-Behind bekannt, weil vom einhundert seitigen offiziellen Bericht nur eine siebzehnseitige Zusammenfassung ver öffent lich t wurde. Die vollständige Version wurde gleich nach deren Vor legung als geheim klassifiziert und mit der Begründung, dass eine Ver öffent lichung die guten Beziehungen der Schweiz zu anderen Staaten gefährden könnte, bis heute unter Verschluss gehalten.
Im Anschluss an die Affäre wurden die geheime Widerstands organisa tion und der ausserordentliche Nachrichtendienst mitsamt all ihren Material de pots aufgelöst. UNA-Chef Hans Schlup wurde als Militärattaché ins Ausland abgeschoben und der Informationschef des Verteidigungs departe mentes, der selber zum Führungsstab der Geheimorganisation gehört hatte, wurde entlassen. Die Kriegskasse der Widerstandsarmee, rund sechs Millionen Schweizerfranken in Gold, wurde dem Roten Kreuz gespendet.
Die Anfänge der Schweizer Stay-Behind-Organisation gehen bis in den Zweiten Weltkrieg und die von 1940 bis 1945 aktive, gegen Deutschland gerichtete Aktion Nationaler Widerstand , kurz ANW, zurück. Angesehene Forscher äusserten verschiedentlich die Vermutung, dass die damalige britische Geheimarmee Special Operations Executive , kurz SOE, während des Krieges mit Wissen des Schweizer Oberbefehlshabers General Guisan unter anderem aus der Schweiz heraus operierte und den Schweizern im Gegenzug beim Aufbau einer Widerstandsorganisation behilflich war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand der Bedarf für eine solche Or ga ni sation wegen der Angst vor einer sowjetischen Invasion weiterhin. Erste Widerstandsvorbereitungen wurden innerhalb des Territorial dienstes getroffen, eines Teils der regulären Schweizer Armee mit dem Auftrag, im Kriegsfall hinter der Front die Zivilbevölkerung zu kon trol lie ren.
Nachdem die Sowjets den ungarischen
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