Sonnenfinsternis: Kriminalroman
Volksaufstand von 1956 brutal nieder geschlagenen hatten, stellte Nationalrat Erwin Jaeckle den Antrag an die Schweizer Regierung, Vorbereitungen für den totalen Widerstand, wenn nötig auch ausserhalb der Armee, zu prüfen. Trotz der Tatsache, dass Jaeckles Antrag abgelehnt worden war, wurde er von hochrangigen Offi zie ren als rechtliche Grundlage für den weiteren Aufbau einer geheimen Widerstandsorganisation betrachtet und die entsprechenden Vorbereitungen daher vorangetrieben. Bis 1967 war diese Organisation weiterhin im Territorialdienst der Armee angesiedelt, dann wurde sie zum militärischen Nachrichtendienst Unterstabsgruppe Nachrichtendienst und Abwehr , kurz UNA, transferiert und ihr Deckname in Spezialdienst umgewandelt.
Im Falle einer Besetzung hätte der Spezialdienst den totalen Widerstand organi sieren und die Regierung im Exil mit Nachrichten versorgen sollen. Zu diesem Zweck wurden für die Schweizer Regierung insgesamt drei Exil regierungs sitze erworben, unter ihnen das irische Landgut Liss Ard bei Skibbereen. Die Organisation selbst war in drei hierarchische Stufen ge glie dert. Zuoberst stand eine kleine Gruppe uniformierter Berufsoffiziere, die die Geheimarmee führten und organisierten. Die zweite Stufe bestand aus sogenannten Vertrauenspersonen, welche über die gesamte Schweiz ver teilt waren und für die Rekrutierung der eigentlichen Widerstands kämpfer ver antwortlich waren. Diese machten die dritte Stufe aus. Schätzun gen gehen davon aus, dass die Organisation aus rund eintausend Personen be stand.
Im Jahr 1973 veröffentlichte die Schweizer Regierung erstmals einen sicher heitspolitischen Bericht, in dem die Eckpfeiler der Schweizer Ver tei di gungspolitik festgehalten wurden. Dazu gehörte auch der Wider stand gegen einen Besatzer. Zu dieser Zeit war Oberstleutnant Herbert Alboth Kom mandant des Spezialdienstes. Als die Geheimarmee-Affäre 1990 ins Rollen kam, schrieb der mittlerweile Fünfundsiebzigjährige am 1. März einen Brief an Verteidigungsminister Kaspar Villiger, in dem er ankündigte, dass er bereit sei, die ganze Wahrheit ans Licht zu bringen. Dazu kam es allerdings nicht, da er am 18. April, einen Tag vor seiner Aussage, ermordet in seiner Wohnung in Liebefeld bei Bern aufgefunden wurde. Er war mit seinem eigenen Militärbajonett erstochen worden. Auf seinem Brustkorb fanden die Untersuchungsbehörden eine rätselhafte, mit Filzstift hingekritzelte Buchstabenfolge, auf die sie sich keinen Reim machen konnten. Der Fall wurde offiziell nie gelöst.
Alboth wurde 1976 durch Oberst Albert Bachmann abgelöst, der im Rahmen der Affäre Schilling-Bachmann traurige Berühmtheit erlangte und in deren Verlauf die Schweizer Regierung erstmals Kenntnis über die geheimen Dienste der Schweizer Armee erhielt. Dazu gehörte nebst der Stay-Behind-Organisation ein im Jahr 1977 innerhalb der UNA gegründeter ausser ordent li cher Nachrichtendienst ‹ für das Sammeln von Informationen mit erhöhtem Risiko › , für den ebenfalls der Leiter des Spezialdienstes, Oberst Bachmann, ver antwortlich zeichnete. Im November 1979 schickte dieser den aus Zug in der Zentralschweiz stammenden Oberleutnant und Betriebsberater Kurt Schilling nach Österreich, um die österreichische Armee bei ihren Manövern in der Nähe Wiens auszuspionieren. Schilling verhielt sich nach Angaben der Österreicher derart auffällig, dass er enttarnt, verhaftet, verhört, wegen Spionage zu fünf Monaten bedingt verurteilt und schliesslich in die Schweiz abgeschoben wurde. Zurück in der Heimat wurde er wegen der Preisgabe militärischer Geheimnisse gleich nochmals zu fünf Monaten Haft verurteilt.
Die Angelegenheit wurde durch die Schweizer Medien aufgegriffen und schliesslich durch eine parlamentarische Arbeitsgruppe untersucht. Im Anschluss daran legte die Geschäftsprüfungskommission der Grossen Kammer des Schweizer Parlamentes, des Nationalrates, am 19. Januar 1981 einen Bericht vor, in dem zwar die Notwendigkeit der geheimen Wider stands organisation und auch des ausserordentlichen Nachrichten dienstes bejaht, deren Kontrolle jedoch als ungenügend bezeichnet wurde. Gleich zeitig wurde auch enthüllt, dass der Spezialdienst unter dem Decknamen « Schwar ze Hand » einen intensiven Informations aus tausch mit dem deutschen Bundesnachrichtendienst betrieben hatte. Darauf hin wurde der Spezialdienst samt ausserordentlichem Nachrichtendienst auf gelöst und Bachmann in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Der Chef der
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