Sonnenfinsternis: Kriminalroman
UNA, Divisionär Carl Weidenmann, musste ebenfalls sein Büro räumen.
Damit war die Geschichte der Schweizer Stay-Behind allerdings nicht abgeschlossen. Bei einem bald darauf stattfindenden geheimen Treffen kamen Verteidigungsminister Georges André Chevallaz, Generalstabschef Hans Senn und der neue UNA-Chef Richard Ochsner überein, dass die Notwendigkeit für eine solche Geheimarmee weiter bestand. Sowohl die Stay-Behind-Organisation wie auch der ausserordentliche Nachrichtendienst wurden daraufhin sozusagen wiedergeboren, erstere unter der Bezeichnung Projekt 26 , kurz P26, letztere als Projekt 27 , kurz P27. Der Basler Oberst im General stab Efrem Cattelan wurde unter dem Codenamen « Rico » zum Kom man danten der neuen Organisation ernannt. Der Auftrag blieb gleich: e rstens Auf bau einer Kaderorganisation, ergänzt mit Fachspezialisten; zweitens Beschaffung sowie Bereitstellung von Ausrüstung und Material; und drittens Sicher stellung der Führung und der notwendigen Verbindungen, eventuell auch aus dem Ausland. Auch das oberste Ziel nach einer Besatzung blieb bestehen, nämlich « die Wiederherstellung der Schweiz in freiheitlicher Ordnung und in ihren bisherigen Grenzen » .
Die Organisation wurde zwar ohne Wissen des Gesamtparlamentes auf gebaut, verfügte jedoch über einen aus ausgesuchten Bundesparlamentariern bestehen den konspirativen Beirat, die sogenannte Gruppe 426 . Aufbau und Betrieb erfolgten ausschliesslich mit Bundesgeldern. Wie ihre Vorgänger or ga nisation war auch die P26 in drei hierarchische Ebenen gegliedert. Die dritte Ebene bestand allerdings nur auf dem Papier, da die Angehörigen der zweiten Ebene, der sogenannten Kaderorganisation , die eigentlichen Wider stands kämpfer erst im Falle einer ausländischen Besatzung rekrutiert hätten. Diese Kaderorganisation war in Urzellen von je vier Mann unterteilt, gegliedert nach deren Wohnort. Die Urzellen waren wiederum in Klein grup pen zusammengefasst. Aus Geheimhaltungsgründen kannte jeder Geheim soldat nur die Mitglieder seiner Kleingruppe, und nur der Chef einer Klein gruppe kannte seinen nächsthöheren Vorgesetzten. Auf der ersten Ebene wurden zwei identische Führungsstäbe gebildet, von denen im Besatzungs fall einer so lange wie möglich von Standorten in der unbesetzten Schweiz aus führen sollte, während der andere sich bereithielt, die Führung vom befreun deten Ausland aus zu übernehmen, sobald der Feind das komplette Terri torium der Schweiz eingenommen hatte. Aus diesen Überlegungen ergab sich ein Soll-Bestand von fast achthundert Mann. Zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung bestand die P26 allerdings erst aus rund vierhundert Personen, von denen nur etwa dreihundert tatsächlich ausgebildet worden waren. Davon war rund die Hälfte aus dem alten Spezialdienst übernommen worden.
Die Aktivitäten der P26 wurden aus einer Tarnfirma in Basel organi siert, der Consec AG. Wie in allen anderen westeuropäischen Ländern wurden auch in der Schweiz flächendeckend geheime Waffenverstecke angelegt, in denen nebst modernen Waffen wie Maschinenpistolen und Präzisions ge wehren auch massenweise Munition und Sprengstoff, Chiffrier geräte, Trink wasser filter, Gold sowie mit Handbüchern für den Widerstand gefüllte Chrom stahlbehälter eingelagert wurden.
Die Schweizer Geheimarmee kooperierte eng mit dem englischen Geheimdienst sowie den Spezialeinsatzkräften der britischen Armee, dem Special Air Service , kurz SAS. Angehörige der P26 wurden in England in Spezialtechniken wie Sabotage, aber auch in Legendenbildung – also dem Erschaffen falscher Identitäten – und konspirativer Lebensführung unterrichtet. Zur Ausbildung gehörte auch, dass die nichtsahnenden Lehrgangsteilnehmer auf offener Strasse von der ebenfalls ahnungslosen englischen Polizei verhaftet wurden und unter Spionageverdacht eine Nacht im Gefängnis verbringen mussten. Im Nachtrag zur Aufdeckung der P26 gab ein Berufsoffizier der Schweizer Armee zu Protokoll, dass er während seiner Ausbildung in England auch an einem realen Angriff auf ein Waffendepot der nordirischen Terrororganisation IRA teilgenommen habe, bei dem mindestens ein IRA-Mitglied getötet worden sei. Im Jahr 2002 enthüllte ein ungenanntes ehe mali ges Mitglied der P26-Vorgängerorganisation Spezial dienst , dass ab 1976 jedes Jahr zehn bis zwanzig SAS-Angehörige unverdächtig als Touristen für ein Überlebenstraining ins Berner Oberland gereist seien , sie in Tat und Wahrheit aber die Schweizer
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