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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Rasse.
    Zweitens: In den Stay-Behind-Organisationen mehrerer Länder hatten Rechts extreme eine prominente Rolle gespielt, insbesondere in der italienischen Gladio .
    Drittens: Die Sowjetunion existierte nicht mehr, und mit ihr war auch die Bedrohung durch den Kommunismus verschwunden.
    Viertens: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und den Skan dalen der Neunzigerjahre waren die Stay-Behind-Strukturen offiziell überall aufgelöst worden, mit Ausnahme der Türkei vielleicht.
    Was also bedeutete das Ganze? Auch wenn Rappolder im Stil der italienischen Ordine Nuovo gegen die Linke kämpfen wollte, so gab es im Gegensatz zum Kalten Krieg keine Stay-Behind-Strukturen mehr, die dafür missbraucht werden konnten. Was also erklärte sein Interesse an Gladio ? War ich überhaupt auf der richtigen Spur? Hatte ich irgendetwas falsch verstanden?
    Oder waren es doch die Albaner? Und falls ja, wie kam ich ihnen auf die Schliche? Hatte ich etwas übersehen?
    Nachdenklich betrachtete ich meine Zehen. Die runzlige Haut daran erinnerte mich an die Textur getrocknete r Feigen. Ich stieg aus der Wanne und legte mich zur Abwechslung für eine Weile vor den Fern seher.
    Kurz nach dem Mittagessen holte ich dann endlich Niamh ab. Nach dem sie ihren Schock über meine verbeulte Erscheinung überwunden hatte, verbrachten wir einen wirklich schönen Nachmittag zusammen. Gegen Abend lieferte ich sie schliesslich wieder bei ihrer Mutter ab. Deren Betroffenheit über meine Blessuren war deutlich kleiner.

Kapitel 20
     
    Im kalten Nieselregen des ersten Novembersonntags sah das Gebäu de an der Greifenseestrasse deutlich weniger einladend aus als fünf Tage zuvor bei strahlende r Oktobersonne.
    Es war halb zehn Uhr morgens. Ich hatte den Zeitpunkt bewusst gewählt. Eigentlich sollte Sarah Rappolder um diese Zeit noch zu Hause sein, sofern sie keine Kirchgängerin war. Und wer war das heutzutage noch?
    Die Jalousien ihrer Fenster waren noch geschlossen. Also wartete i ch. Eine halbe Stunde lang geschah absolut nichts und ich wollte gerade bei ihr anrufen, um sie nötigenfalls zu wecken, als sich der Rollladen des mittleren Fensters ihrer Wohnung plötzlich bewegte. Mit Hilfe meines Fernglases konnte ich trotz gezogener Vorhänge sehen, wie sie energisch am Drehmechanismus herum kurbelte. Sie war unschwer an der markanten Brille und den verwuschelten roten Haaren zu erkennen. Ausserdem war sie nackt , und ihre festen Brüste bewegten sich im Rhythmus ihrer Bewegungen .
    Halb überrascht, halb erschrocken setzte ich das Fernglas ab und trank kopfschüttelnd einen Schluck Kaffee aus der mitgebrachten Thermosflasche.
    Zwanzig Minuten später beschloss ich, dass ich ihr genug Zeit eingeräumt hatte. Ich stieg aus dem Wagen und ging zur Haustür, wo ich statt ihrem Klingelknopf denjenigen der Studenten-WG im dritten Stock drückte. Im Gegensatz zu den Gyurcsánys und vielleicht auch zu Sarah Rappolder waren die hoffentlich zu faul, zuerst nachzuschauen, wer da war. Eine halbe Minute lang passierte nichts und ich wollte gerade erneut klingeln, als ich doch noch das unmissverständliche elektrische Summen des Türschlosses hörte. Rasch schlüpfte ich hinein.
    Sarah Rappolder wohnte im zweiten Stock. Ich klingelte. Nichts passierte. Ich klopfte. Immer noch nichts, obwohl ich ein Geräusch aus dem Inneren der Wohnung hörte. Schliesslich polterte ich einige Male energisch gegen die Tür, bis sich drinnen jemand an der Sicherheits kette zu schaffen machte. Dann wurde sie einen Spalt breit geöffnet und eine immer noch etwas verschlafen wirkende, jedoch mittlerweile angezogene Sarah Rappolder spähte hinaus.
    «Ja?»
    «Mein Name ist van Gogh, Frau Rappolder…»
    Sie unterbrach mich misstrauisch: «Woher kennen Sie meinen Na men?»
    Ich zeigte stumm auf ihre Türklingel. Das besänftigte sie soweit, dass sie mir nicht gleich die Tür vor der Nase zuschlug.
    «Ach so. Und was wollen Sie von mir?»
    «Es geht um Ihren Bruder.»
    « Karl-Johann ist nicht hier.»
    «Das habe ich mir schon gedacht . Ich möchte aber auch nicht mit ihm, sondern mit Ihnen reden . Mit Kalle habe ich mich schon unterhalten .»
    «Sehen Sie deshalb so aus?» Sie starrte mein blaues Auge an .
    Ich lächelte entwaffnend und fragte: «Können wir das nicht drinnen be spre chen, Frau Rappolder? Es muss ja nicht gleich das ganze Haus mithören.»
    Ihre Miene wurde noch abweisender, wenn das überhaupt möglich war. «Nicht, solange ich nicht weiss, was Sie hier wollen.»
    Wenn mein

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