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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Fledermäuse aus dem Verlies heraufbrachte. Ihre Flügel wurden auf beiden Seiten von je einem Wächter festgehalten. Er betrachtete ihre Gesichter in der Hoffnung, vielleicht Schatten zu sehen, wurde aber enttäuscht. Normalerweise opferten sie hier Vögel, Eulen, und bei besonderen Ritualen einen aus ihrer eigenen Gattung, einen Vampyrum, der für diese große Ehre auserwählt war.
    „Legt den da auf den Heiligen Stein“, befahl Voxzaco den Wachen. Goth sah zu, wie die erste verängstigte Fledermaus mit eng angelegten Flügeln hinaufgehoben und von zwei Wächtern festgehalten wurde. Der alte Priester näherte sich mit geschlossenen Augen. „Nein!“, sagte Goth plötzlich. „Ich will dieses Opfer selbst darbringen.“
    Voxzaco war schockiert, sein Gesicht verzerrt. „Nur ein Priester kann die Rituale vornehmen, König Goth. Ihr werdet Zotz erzürnen, wenn ...“
    „Ich habe mit Zotz gesprochen. Er wird wieder mit mir sprechen.“
    Der Priester grinste verächtlich. „Glaubt Ihr das wirklich? Ihr glaubt, Ihr seid ihm näher als ich, nachdem ich mein ganzes Leben der Aufgabe gewidmet habe, ihm zu dienen und den Heiligen Stein zu pflegen? Ich, sein Hoher Priester?“
    „Er hat mich erwählt sein Diener zu sein“, knurrte Goth. „Er hat mir Visionen geschickt. Er hat mich zum König gemacht, meine Flügel geheilt und ich werde das Opfer vollziehen.“
    Ohne auf die Antwort des Priesters zu warten, stürzte er sich auf die nördliche Fledermaus, grub die Zähne tief in ihre Brust und riss das bebende Herz heraus.
    „Zotz!“, rief er, „dies opfere ich dir. Sage mir, deinem Diener, was wir tun müssen, um die Sonne zu töten!“
    Er richtete sich auf den Hinterbeinen auf, breitete die Flügel aus und wedelte damit, sodass sie sich in der Luft blähten.
    „Zotz!“, rief er noch einmal. „Hier ist dein Diener! Sag mir, was ich tun muss!“
    Im gleichen Augenblick ertönte ein schreckliches Brüllen, dann ein gewaltiges saugendes Geräusch, danach herrschte vollkommene Stille in der Kammer.
    Dann erhob sich von allen Ecken her ein Mahlstrom von Wind, so laut, dass es wie ein Klagelied klang, wie ein Chor finsterer Engel, die alle unterschiedliche Töne sangen.
    Goth zuckte zusammen. Er sah, wie Voxzaco den Kopf unter einem Flügel verbarg. Die Wächter, die die verbleibende nördliche Fledermaus hielten, zuckten entsetzt zurück und die kleine Fledermaus riss sich los und warf sich in einen Spalt im Boden. Das war unwichtig. Wichtig war nur die Anwesenheit, die Goth in der Kammer spürte, getragen von dieser Flut von Tönen.
    Plötzlich umgab ihn diese Anwesenheit nicht, sie steckte in seinem Inneren. Er fühlte, wie seine Kiefer aufgerissen wurden von einer unwiderstehlichen Kraft und wie Luft durch seine Kehle strömte.
    „Frage!“, brüllte er Voxzaco an und er wusste, es war nicht seine eigene Stimme, sondern die von Zotz, die aus ihm sprach.
    Voxzaco kauerte noch unter seinem Flügel, aber er blickte zu Goth hoch. Er zitterte heftig.
    „Frage!“, kreischte Goth noch einmal.
    „Was müssen wir tun, Zotz, unser Herr, um die Sonne zu töten?“, fragte Voxzaco.
    „Gebt mir mehr Leben!“, hörte Goth sich brüllen. „Die Leben von einhundert! Ihre Herzen! Alle während der Dunkelheit der Sonnenfinsternis!“
    „Und was wird dann passieren, Zotz, unser Herr?“
    Goth spürte, wie sich seine Lungen blähten, um mehr Luft einzusaugen. Dann sprach er wieder: „Ich werde kommen. Jetzt komme ich nur als Klang, ein Flüstern meiner wahren Macht. Aber tötet die Sonne, und die Unterwelt wird die ganze Erde umfassen und du, Goth, wirst meine Armeen über ihr Antlitz führen. Du wirst die Menschen von diesem Planeten vertreiben, diese Menschen, die versucht haben dich auszulöschen. Du wirst alles beherrschen, alle Vögel und Vierfüßler und auch alle Fledermäuse. Dein Reich wird sich nach Norden ausdehnen und die Königreiche der Silberflügel und Glanzflügel und alle anderen einschließen. Auch die Königreiche der Eulen werden dein sein. Lebende und Tote. Und wir werden Ozeane überqueren, um neue Länder zu erobern. Das wird dein Lohn sein dafür, dass du mir so gut dienst.“
    Ein weiterer tiefer Atemzug wurde in seine Lunge gezwungen.
    „Du wirst den Menschen bei der Vollendung ihres Werkes helfen sich gegenseitig vom Antlitz der Erde zu vertilgen. Und die Metallscheibe, die sie dir gegeben haben, soll dir zum ersten Angriff dienen. Es gibt einen Ort namens Brückenstadt, wo du die Scheibe

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