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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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darstellten. Sie waren so winzig. „Was ist das Problem?“
    „Die Tatsache, dass sie überhaupt hier sind“, antwortete Frieda. „Sie überwintern im tiefen Süden. Sie hier zu sehen ... da muss etwas nicht stimmen, und zwar erheblich. Komm mit mir, aber sei langsam, lass sie dich kommen sehen.“
    Marina flog hinter Frieda her. „Wir werden mit Vögeln sprechen?“
    „Sie sind nicht wie die anderen. Sie sind so klein, sie haben sich nie bei einer anderen Gattung wohl gefühlt. Sie leben getrennt von allen übrigen Tieren. Sie ernähren sich von Insekten wie wir und auch von Blüten.“ „Von Blüten?“
    „Sie trinken ihren Nektar. Und auch sie misstrauen den Eulen. Sie haben nie gegen uns gekämpft und wir haben keine Konflikte mit ihnen.“
    Sie flogen hoch über den Baumwipfeln, sodass sie sich für die Kolibris gut sichtbar näherten.
    „Ich bin Frieda Silberflügel“, rief die Älteste. „Ich habe nichts Böses im Sinn und möchte nur mit euch reden.“
    Für einen Augenblick schien es Marina, als ob alle Kolibris bewegungslos in der Luft erstarrten, ihre zerbrechlichen Flügel still hielten und sich ihre winzigen Köpfe zu ihnen wandten. Dann verschwanden sie schneller als ihr Echosehen.
    „Wo sind sie hin?“
    „Bitte, wir wollen nur reden“, rief Frieda noch einmal, während sie um den Baum kreisten.
    „Komm nicht näher, Silberflügel.“
    Marina blickte sich überrascht um und sah einen Kolibri über ihrem Kopf, der so schnell, dass sie ihn aus den Augen verlor, nach rechts und nach links flitzte, nach oben und nach unten – er konnte sogar rückwärts fliegen.
    „Warum riskiert ihr, gegen euer morgendliches Ausgangsverbot zu verstoßen, um mit uns zu sprechen?“
    Die Stimme des Kolibris klang etwas mürrisch, sehr hoch und schien im Takt seiner Flügelschläge zu vibrieren. Wie schnell die wohl waren, fragte sich Marina beeindruckt. Viel schneller als die von Fledermäusen, vielleicht hundert Schläge pro Sekunde.
    Was für ein herrliches Geschöpf er doch war, dachte sie bewundernd. Er war etwas kleiner als eine Fledermaus und schien fast senkrecht in der Luft zu fliegen. Schneeweißes Gefieder bedeckte seine Brust und ging über in einen glänzenden Fleck um seine Kehle. Sein Schnabel war dünn wie eine Kiefernnadel und an der Spitze elegant nach unten gekrümmt.
    Nun konnte sie sehen, wie andere Kolibris wieder aus den Bäumen auftauchten und ihre Schnäbel in die Blüten steckten. Sie verstand, warum sie Fledermäuse nicht zu fürchten hatten oder irgendwelche anderen Tiere. Sie waren so wachsam und bewegten sich so flink, so mühelos, sie schienen überhaupt kein Gewicht zu haben, eher ein Element der Luft zu sein als Geschöpfe mit Sehnen und Knochen. Sie konnten ewig weiterfliegen. Sie spürte einen Anflug von Neid.
    „Warum seid ihr hier, so weit weg von den Gegenden eurer Überwinterung?“, fragte Frieda.
    „Sie sind zerstört worden“, antwortete der Kolibri einfach.
    „Von wem?“
    „Von den Menschen mit ihren endlosen Kämpfen. Die Menschen im Norden schicken ihre Flugmaschinen und spucken Feuer herab. Unsere Bäume sind größtenteils verbrannt. Wir sind aus dem Dschungel vertrieben worden und nicht nur wir. Viele Vögel und Vierfüßler sind geflohen. Ihr habt davon noch nicht gehört?“, fragte der Kolibri spitz und hielt den Kopf schräg. Er machte ein paar Hüpfer durch die Luft nach hinten.
    „Nein“, sagte Frieda.
    „Weil es Gerüchte gegeben hat“, sagte der Vogel mit seiner schrillen Stimme.
    „Erzähl es uns, bitte“, sagte Marina mit heftig pochendem Herzen.
    Menschliche Flugmaschinen, die nach Süden flogen und Feuer mit sich führten. Die Schatten mit sich führten.
    „Zunächst sind die Menschen mit vielen Flugmaschinen gekommen, niedrig am Himmel, und die Maschinen selbst schienen Feuer zu spucken. Aber die Menschen des Südens haben sie mit ihren eigenen Waffen abgeschossen. Vor einigen Monaten fingen die nördlichen Flugzeuge an höher zu fliegen, über den Wolken, wo man sie nicht angreifen konnte. Aber trotzdem kam ihr Feuer herab. Und es geht das Gerücht, dass sie Vögel und Fledermäuse dazu benutzen das Feuer zu tragen.“
    „Hast du das selbst gesehen?“, fragte Marina mit trockener Kehle.
    „Ich nicht. Aber andere sagen, sie hätten es gesehen. Ihr wisst wirklich nichts davon?“
    Sprachlos blickte Marina Frieda an.
    „Wenn das wahr ist, tun wir es nicht freiwillig“, sagte Frieda. „Die Menschen haben viele Fledermäuse und Eulen

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