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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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auf euren Wunden.“
    „Danke“, sagte Schatten. Er benötigte Schlaf. Tiefen Schlaf, der ihn durch die Wochen und Monate tragen würde, bis er irgendwo anders aufwachen konnte, irgendwo, wo es sicher war. Überrascht stellte er fest, wie erleichtert er war. Hier hatte jemand anderes die Verantwortung und instinktiv traute er Caliban. Er selber wollte keine Pläne mehr machen, er wollte nur Anweisungen befolgen. Sein ganzes Leben hatte er nie getan, was man ihm sagte. Er hatte alles infrage gestellt, was andere sagten – und wohin hatte ihn das gebracht? Damit machte er nun Schluss. Mach eine Pause mit dem Heldendasein. Marina hatte Recht gehabt. Er hatte genug von der Vorstellung nachdenken zu müssen.
    Caliban kam mit einer Beere im Mund zurück, zerkaute sie zu einer Salbe und strich sie auf Chinooks Bauch.
    „Alle paar Wochen“, sagte die Bulldoggenfledermaus, „werden weitere Fledermäuse über der Stadt abgeworfen. Und jedes Mal schauen wir nach, ob es Überlebende gibt. Früher waren es mehr. Manchmal explodierten die Scheiben nicht, manchmal drehten die Fledermäuse rechtzeitig ab.“ Er grinste ärgerlich. „Offenbar werden die Menschen immer besser dabei. Ich bin überrascht, dass ihr zwei überlebt habt. Aber gut, dass ich euch in dem Moment gefunden habe. Diese Stelle, wo ihr gerastet habt, ist ein Nest von Insekten. Weitere wären gekommen. Ich habe gesehen, wie sie sich bei der Paarung gegenseitig gefressen haben. Das Weibchen beißt einfach dem Männchen den Kopf ab. Immerhin, sie schmecken ganz gut.“
    „Ihr esst sie?“, fragte Chinook erstaunt.
    „Wenn wir können. Viel Fleisch an ihnen dran. Was gut ist, denn die Jagd hier ist schwierig. Wir fliegen zu zweit und zu dritt und bleiben in der Nähe der Statue, der Zuflucht. Ohne diesen Ort hier hätten wir keine Nacht im Dschungel überstanden.“
    Caliban zerkaute eine zweite Beere und begann sie nun auf Schattens Wunde aufzutragen.
    „Vor ein paar Nächten haben wir uns schon fertig gemacht, um loszufliegen, aber dann haben wir unseren Führer verloren. Wenn uns einer sicher zurück nach Norden hätte bringen können, dann er. Ich bin nur ein schwacher Ersatz. Er war einer der ersten, die hier abgeworfen wurden. Hat mich gerettet, als ich gekommen bin. Er war monatelang im Wald der Menschen gewesen und er hatte einige von den Dingen gesehen, die sie mit uns anstellten. Versuche.“
    „Was für Versuche? Wozu?“, fragte Schatten.
    „Um sicherzustellen, dass die Fledermäuse stark genug waren die Scheiben zu tragen, um herauszubekommen, wie man sie explodieren lassen kann. Die singenden Knöpfe zum Funktionieren zu bringen und dass sie in den Ohren bleiben. Eine Menge Fledermäuse sind in diesem Gebäude gestorben, sind verbrannt, oder ihre Flügel wurden so versengt, dass sie nie wieder fliegen konnten. Er hat alles überlebt. Aber der Dschungel hat ihn geschafft. Er war eine tapfere Fledermaus. Cassiel hat viele von uns gerettet.“
    „Cassiel Silberflügel?“ Schatten konnte sich selber die Frage stellen hören, als ob er hoch in der Luft schwebte und sich selbst beim Sprechen beobachtete.
    „Richtig.“
    „Was ist mit ihm passiert?“
    „Die Kannibalen haben ihn gefressen.“ Caliban warf ihm einen merkwürdigen Blick zu und seine Nüchternheit geriet für einen Augenblick ins Wanken. „Hast du ihn gekannt?“
    „Er war mein Vater.“
    Marina flog nach Süden. Das Gefolge von Achilles Grauflügel wuchs, als sich ihm andere Flüchtlinge anschlossen, die von den Eulen aus ihren Winterlagern vertrieben worden waren. Marina fühlte sich getröstet zusammen mit so vielen Fledermäusen zu fliegen, obwohl sie wusste, dass schon eine einzige Elitepatrouille der Eulen einen blutigen Pfad durch ihre Reihen schlagen konnte.
    Sie und Ariel versuchten mit allen Neuankömmlingen zu sprechen und fragten sie, ob sie eine Flugmaschine der Menschen gesehen hätten, entweder am Boden oder in der Luft in Richtung Süden. Die Antworten waren vage: Der Himmel war voll von Menschenmaschinen, die in alle möglichen Richtungen flogen. Schatten konnte inzwischen überall sein. Überall.
    Es wurde wärmer. Den Schnee hatten sie hinter sich gelassen und letzte Nacht hatte Marinas Herz gehüpft, als sie wieder Gras gesehen hatte und sogar ein paar Blumen.
    Aber trotz des Wetters ließen Friedas Kräfte nach. Sie blieb zurück, ihr Atem rasselte. Marina und Ariel und die anderen hatten begonnen sich damit abzuwechseln, die Älteste der Silberflügel auf

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