Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)
bringen und haben viel mehr gejagt, als selbst sie überhaupt brauchen können. Sie verletzen alle Gesetze der Nahrungssuche. Wir haben durch sie allein in den letzten fünf Nächten zahllose Junge verloren. Meinen jüngsten Sohn eingeschlossen.“ Cortez blickte wieder zu Herold. „Ich wundere mich, dass euer König den Wunsch haben sollte, der Freund so ekelhafter Geschöpfe zu sein.“
„General, es tut mir sehr Leid, das von Eurem Sohn zu hören. Aber meine Fledermausfreunde haben damit nichts zu tun und wissen auch nicht, was die Kannibalenfledermäuse in Eurem Königreich anrichten.“
„Und wissen sie auch nichts von dem Feuer, das ihre Art über unseren Dschungel und die Stadt ausgegossen hat?“
„Davon wissen wir ein wenig“, sagte Marina. „Wir sind von den Menschen dazu gezwungen worden.“
„Tatsächlich?“, sagte Cortez kühl und er klang alles andere als überzeugt.
„Wir nicht“, sagte Marina. „Wir sind entkommen. Aber andere, vielleicht tausende, sind in den Flugmaschinen der Menschen hierher geschickt worden. Die Menschen haben Metallscheiben an sie gekettet, die explodieren, wenn sie landen.“
„Mein Sohn war auch dabei“, sagte Ariel zu General Cortez. „Und ich möchte ihn finden. Wenn er noch am Leben ist.“
„Ihr Sohn“, sagte Herold, „ist ein persönlicher Freund von König Romulus. Und ihm liegt sehr daran, dass Schatten Silberflügel nach Hause gebracht wird.“
„Es gibt nicht viele Überlebende, glaube ich“, sagte Cortez und seine Stimme hatte etwas von ihrem eisigen Klang verloren.
„Aber es gibt Überlebende?“, fragte Marina hoffnungsvoll.
Cortez wandte sich an einen der Wachsoldaten. „Rodriguez, ich habe dich von einem Ort sprechen hören, wo sich diese nördlichen Fledermäuse gesammelt haben.“
„Sie haben sich in der Statue auf dem Felsen niedergelassen. Wir haben sie von der Basis aus unter Beobachtung gehalten.“
„Bringt uns dort hin, bitte!“, bat Marina.
Cortez sagte nichts.
„König Romulus würde sich Euch, General, verpflichtet fühlen. Und solltet Ihr von ihm irgendeine Gefälligkeit wünschen, jetzt oder in der Zukunft, würde er sie sicherlich gewähren.“
„Nun gut“, sagte der Rattengeneral knapp. „Aber nur unter der Bedingung, dass ihr die Fledermäuse aus meinem Reich hinausbringt. Je weniger Fledermäuse jeder Art ich hier habe, desto zufriedener werde ich sein. Einverstanden? Gut. Rodriguez, führe sie zu ihren Freunden.“
– 13 –
Ewige Finsternis
„Eine Stimme im Wind“, schnaubte Caliban. „Der Wind täuscht, das solltest du wissen. Er wird dir alles erzählen, was du je hören wolltest oder was dir am meisten Angst macht. Du wärst ein Narr, wenn du dem viel Aufmerksamkeit schenken würdest.“
Schatten hatte bei seiner Rückkehr zur Zuflucht in der Statue Caliban wach an seinem Schlafplatz hängend vorgefunden und ihm von Zephirs Botschaft erzählt. Teilweise war er erleichtert durch Calibans verächtliche Reaktion. Vielleicht war es wirklich nicht mehr als seine eigene Verzweiflung in großer Höhe. Aber seine Angst war nach allem, was er erlebt hatte, zu groß, als dass er schon aufgeben würde.
„Schau doch, mit der Sonne ist etwas nicht in Ordnung“, fuhr er fort.
„Allein wegfliegen im hellen Tageslicht“, murmelte Caliban ärgerlich. „Lernst du denn nie dazu, Silberflügel? Weißt du nicht, wie gefährlich das war? Nicht nur für dich, sondern für alle. Es könnte sein, dass du entdeckt worden bist und irgendetwas direkt hierher zu uns allen geführt hast.“
„Du hast Recht. Es tut mir Leid.“ Schatten nickte. Für einen Augenblick war er zerknirscht, bevor er hartnäckig hinzufügte: „Was ist mit der Sonne? Vergiss meine Träume, wenn du willst, vergiss die Stimme. Aber geh nur und wirf selbst einen Blick auf die Sonne.“ „Ich brauche keinen Blick auf die Sonne zu werfen“, zischte Caliban mit gesträubten Rückenhaaren. Seine Lippen entblößten die spitzen Schneidezähne. Zum ersten Mal hatte Schatten Angst vor ihm. Er erkannte, wie entschlossen Caliban war den Dschungel zu verlassen. Er hatte hier zwei Monate überlebt und das war wie ein Wunder, das nur eine begrenzte Zeit anhalten konnte. „Wir brechen auf, sobald es dunkel wird. Wie ich gesagt habe, du kannst bleiben, wenn du willst. Aber ich möchte nicht, dass du versuchst irgendjemanden sonst zu überreden. Damit du’s weißt: Wenn du unsere Flucht behinderst, bringe ich dich eigenhändig zum
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