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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Schweigen.“
    Schatten schluckte. Er fühlte sich vollkommen allein. Vielleicht hatte Caliban Recht. Er war zu einer Gefahr geworden, für sich selbst und für andere. Schau nur, was mit Chinook passiert war. Und wenn er nicht gewesen wäre, vielleicht wäre keiner von den Silberflügeln überhaupt erst zum Gebäude der Menschen hingeflogen. Er hatte sie direkt in die Finsternis des Großen Versprechens geführt.
    Calibans mächtiger Nacken entspannte sich. „Die Sonne geht uns nichts an“, sagte er ruhiger.
    „Nein, der Silberflügel hat Recht.“
    Schatten drehte sich zu der Stimme um und war überrascht Ishmaels Augen weit offen zu sehen. Die ausgemergelte Fledermaus atmete schnell und hatte offenbar alles mit angehört.
    „Du brauchst Ruhe, Ishmael“, sagte Caliban mit einem Anflug von Verärgerung. Er warf Schatten einen warnenden Blick zu.
    „Ich hatte es ganz vergessen“, flüsterte Ishmael, „aber Goth hat etwas gesagt, nachdem er Hermes ermordet hatte. Er hat gesagt: ‚Was müssen wir tun ... sie zu töten, die Sonne zu töten.“‘
    „Was hast du sonst noch gehört, Ishmael?“, fragte Schatten.
    „Ich war in Bewegung und da war so viel Lärm und Wind. Etwas über die Dunkelheit der Sonnenfinsternis und über mehr Opfer.“
    „Was ist eine Sonnenfinsternis?“, fragte Caliban.
    „Die Sonne geht aus“, sagte Schatten mit belegter Stimme. Er erinnerte sich an seine Träume und an das Bild der Sonne, die aufgefressen wurde. Er schauderte trotz der Hitze. „Wann?“, fragte er Ishmael.
    Dieser schüttelte den Kopf. „Aber da war noch etwas anderes, über eine Stadt, Brückenstadt, und über ihre Zerstörung durch Feuer.“
    „Die Scheibe“, sagte Schatten mit einem Ruck. „Er hat noch eine Scheibe von den Menschen. Hast du sie an ihm gesehen?“
    „Ich kann nicht ...“ Ishmael runzelte die Stirn und schloss die Augen in angestrengtem Nachdenken. Schatten hatte ein schlechtes Gewissen, dass er ihn zu so scheußlichen Bildern zurückzwang. „Ich ... nein, ich kann mich nicht erinnern.“ Sein Atem pfiff ihm in der Kehle und er hing schlaff und erschöpft von seinem Ruheplatz.
    Schatten blickte vorsichtig zu Caliban und versuchte seine Reaktion auf all dies abzuschätzen.
    „Zephir hat gesagt, Zotz wird regieren, wenn wir nicht die Sonne retten.“
    „Irgendwelche Ideen, kleine Fledermaus?“, fragte Caliban grimmig. „Ich habe mich nie sehr für Prophezeiungen und Rätsel interessiert.“
    „Ich bin selbst auch nicht mehr so scharf darauf“, sagte Schatten mit einem bitteren Lachen. „Mir gefällt dies nicht mehr als dir, glaub mir.“
    Caliban wandte sich ab. „Ich bin nicht der Führer, der dein Vater war“, sagte er zu Schatten. „Vielleicht hätte er gewusst, was man aus all dem machen soll. Ich weiß es nicht. Alles, was ich will, ist so viele wie möglich zu retten und uns zurück in den Norden zu bringen. Nach Hause.“
    Der Ausdruck zerrte an Schattens Herz. Wie sehr er sich danach sehnte, wo und was auch jetzt immer sein Zuhause war.
    „Aber es spielt keine Rolle, wo wir hinziehen, wenn Zotz die Sonne tötet“, sagte er. „Wenn dies der Gott ist, den sie verehren, dann muss er stark sein. Stärker als Nocturna, nehme ich an, oder warum hat sie ihn nicht selbst gehindert?“
    Von tief unter ihnen, vom Fuß der Statue selbst, kam das schwache, aber deutliche Flüstern von Erde und Steinen, die sich bewegten. Caliban hörte es ebenfalls und flog los.
    „Komm mit“, forderte er Schatten auf.
    Dieser folgte ihm tiefer in den Rumpf der Statue und dann durch ihr linkes Bein hinab, das in einem leichten Winkel abstand. Als sie das Knie erreicht hatten, bremste Caliban und kreiste. Schatten blickte hinab in die Dunkelheit am Fuß der Statue.
    „Ratten“, hörte er Caliban voller Abscheu murmeln. Mit dem Echosehen konnte Schatten erkennen, wie ein Nager seinen Kopf aus einer engen Öffnung im Fuß der Statue streckte. Er reckte eine kraus gerümpfte Nase hoch in die Luft und schnüffelte. Die scharfen Vorderzähne waren gebleckt. Dann zog er plötzlich den Kopf zurück. Schatten blickte ihm ängstlich nach. Waren da noch mehr? Trotzdem konnte er sich nicht vorstellen, wie die Ratten die steilen, glatten Oberflächen im Inneren der Statue emporklettern sollten. Selbst wenn sie es konnten, würden die Fledermäuse einfach wegfliegen.
    Eine zweite Ratte arbeitete sich aus dem Loch und begann sich sorgfältig die Erde vom Fell zu schütteln. Diese flinke, fast elegante Bewegung

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