Sonnenglut der Leidenschaft
mittellos da. Ich bin seine Alleinerbin. Diese Wohnung ist der einzige größere Wert, den er mir hinterlassen hat. Daher habe ich beschlossen, sie zu verkaufen und das Geld auf ein Treuhandkonto für Teresa und Anthony einzuzahlen.“
Sie hörte, wie es Tariq den Atem verschlug, sah jedoch weiter geradeaus.
„Du willst das Geld also gar nicht für dich?“, fragte er erstaunt nach.
„Nein. Ich brauche es nicht. Seit meinem Studienabschluss sorge ich selbst für meinen Lebensunterhalt. Und so möchte ich es auch weiter halten. Von meinem Vater wollte ich nur seine Liebe.“ Du liebe Zeit, warum hatte sie das jetzt gesagt?
„Mir scheint, wir teilen wohl das gleiche Schicksal“, sagte Tariq leise. „Probleme mit unseren Vätern, eine unglückliche Kindheit.“
Jetzt musste sie ihn doch ansehen. In seinem Blick las sie schmerzvolle Erinnerungen. Aus Furcht, die zarte Verbindung zu zerstören, die Tariq so unverhofft zwischen ihnen geschaffen hatte, schwieg sie lieber und wartete, dass er fortfuhr.
„Bis vor Kurzem glaubte ich, dass mein Vater meine Mutter verlassen hat. Erst jetzt weiß ich, was damals wirklich passiert ist. All die Jahre habe ich meinen Vater offenbar in falschem Licht gesehen. Ich habe ihn gehasst und mich nicht für sein kulturelles Erbe interessiert. Es fühlt sich seltsam an, dass ich ihn zu Unrecht so eingeschätzt habe.“
Gwynneth musste schlucken. Auch die Erinnerungen an ihren Vater schmerzten, aber es freute sie, dass Tariq ihr seine Erfahrungen anvertraute. „Leider habe ich mich in meinem Vater nicht getäuscht“, sagte sie schließlich leise. „Ich wusste immer, wie er war, denn er hat es mir ständig unter die Nase gerieben.“
Tariq merkte ihr an, wie traurig sie war. „Und trotzdem setzt du dich jetzt für seine Freundin und das Kind ein?“
„Ja. Sie können schließlich nichts für seinen Charakter. Außerdem finde ich trotz allem, dass ich es ihm schuldig bin, den beiden zu helfen. Er war kein schlechter Mensch, nur sehr egoistisch und unmoralisch.“
„Unmoralisch?“
„Er dachte nur an Sex. Und er hat gern mit seinen Eroberungen und seinem Stehvermögen geprahlt.“ Weil sie Tariqs angewiderten Gesichtsausdruck auffing, fügte sie schnell hinzu: „Er hat niemanden missbraucht, das darfst du nicht denken.“
„In meinen Augen ist es Missbrauch, wenn ein Erwachsener seine Sexualität vor einem Kind ausbreitet, auch wenn er das nur verbal tut“, antwortete Tariq nun ziemlich ernst und plötzlich sehr nachdenklich. Bei so einem Vater wunderte es ihn nicht, dass Gwynneth selbst mit jedem Mann schlief, der ihr über den Weg lief. Vielleicht machte sie es ihm unbewusst nach, um seine Anerkennung zu gewinnen.
„Jedenfalls liegt mir an der Wohnung nur, weil sie als Geldquelle für Teresa und Anthony wichtig ist“, wiederholte Gwynneth. Was Tariq inzwischen durch den Kopf gegangen war, ahnte sie nicht im Geringsten.
„Danke für deine offenen Worte“, sagte er. „Jetzt ist es an mir, dir reinen Wein einzuschenken. Vor deiner Ankunft in Zuran arbeitete ich an einer verdeckten Ermittlung. Wir mussten eine kriminelle Vereinigung dingfest machen, die es auf Zuran abgesehen hatte und auch für den doppelten Verkauf der Wohnungen verantwortlich war. Außerdem ging es um Geldwäsche. Ich sollte mir das Vertrauen der Verbrecher erschleichen und ihnen – gegen angemessene Bezahlung – alle erforderlichen Papiere besorgen. Als ‚Gegenleistung‘ erhielt ich diese Wohnung. Um mich nicht verdächtig zu machen, musste ich sie natürlich auch benutzen. Als ich dich hier entdeckte, hatte man mir unmittelbar zuvor als Belohnung für meine Dienste eine Prostituierte angeboten, um mir die Nacht zu versüßen. Es sollte eine ganze Gruppe junger Frauen nach Zuran eingeschleust werden und hier ihre Liebesdienste anbieten. Ich lehnte das Angebot ab, doch als ich dich hier vorfand, dachte ich …“
„… dass ich zu ihnen gehörte. Schon gut, du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“ Endlich hatte sie eine Erklärung für sein Verhalten. Die Freude darüber überwältigte sie fast.
„Ich wüsste nicht, warum ich mich für irgendetwas entschuldigen sollte“, antwortete Tariq kühl. „Stimmt, bezüglich deines Berufs habe ich mich geirrt, aber du hast keinen Hehl daraus gemacht, wie sehr es dir gefallen hat, was passiert ist. Du warst keineswegs abgeneigt.“
Das ließ sich nicht bestreiten, trotzdem meinte sie, sich verteidigen zu müssen. „Es war ein
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