Sonnenglut der Leidenschaft
Talbot verhindert worden, berichtete er.
„Was für Anschläge?“, fragte Tariq entsetzt.
„Beim ersten Mal sollte sie überfahren werden. Vielleicht wollte man ihr auch nur Angst einjagen. Wer weiß? Der zweite Angriff verlief wesentlich schwerwiegender. Drei Männer haben versucht, sie zu entführen. Wir verhören sie gerade. Alle drei haben bereits zugegeben, für Rheinvelt zu arbeiten. Wir meinen zwar, alle am Komplott beteiligten Personen festgenommen zu haben, wollen aber ganz sichergehen. Es wäre besser, königliche Hoheit, Miss Talbot in Sicherheit zu bringen, bis wir genau wissen, ob auch wirklich alle Beteiligten dingfest gemacht sind.“
Innerhalb einer Sekunde traf Tariq eine Entscheidung. Sie fiel ihm ganz leicht.
„Ich kümmere mich persönlich darum“, erklärte er dem überraschten Polizeichef. „Ich bin sowieso gerade auf dem Weg zur Wohnung, um etwas zu erledigen. Miss Talbot wird mich nach Mjenat begleiten. Dort kann ihr nichts passieren.“
„Wie Sie wünschen, Hoheit. Ich lasse einige Männer zur Überwachung der Straße ins Tal abstellen. Doch es gibt wohl kaum einen Ort, an dem Miss Talbot sicherer aufgehoben wäre. Falls die Männer, die wir gerade verhören, die Wahrheit sagen, sind alle Beteiligten in Gewahrsam. Sie werden nach zuranischem Recht verurteilt. Das sollte den Männern, die Ihr ‚Freund‘ eventuell zu weiteren Angriffen anzuheuern beabsichtigt, eine Warnung sein. Unser geschätzter Monarch hat mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er Geldwäsche und sonstige illegale Machenschaften in Zuran keinesfalls tolerieren wird. Um das zu demonstrieren, wird er alles andere als zimperlich mit Chad und seinen Leuten verfahren.“
Erst nach dem Gespräch bemerkte Tariq, wie seine Hände zitterten. Sein Herz pochte ungeduldig. Er konnte es kaum abwarten, zu Gwynneth zu kommen. Wie hatte er sie nur sich selbst überlassen können? Er wusste doch, dass sie in Gefahr schwebte. Nach England könnte er sie jetzt ganz bestimmt nicht mehr zurückschicken. Niemals. Es gab nur einen Ort, wo sie sich zukünftig aufhalten würde: an seiner Seite. Endlich gab er seinen tiefen Gefühlen nach.
Gwynneth musterte ihr Gepäck. Sie war reisefertig und wartete nur noch auf Tariq, um ihm mitzuteilen, dass sie sein Angebot doch annahm. Ob er wohl noch lange wegblieb?
Es wäre ihre letzte Begegnung mit ihm. Zum Glück. So wollte sie es schließlich, oder?
Na ja, von wollen konnte keine Rede sein, es ging wohl eher darum, ihr Herz zu retten, bevor es völlig zerbrach.
Wie an jedem Freitag versammelten sich auch heute viele Gläubige in der Stadt. Sie kamen gerade aus den Moscheen, als Tariq im Geländewagen die Straße entlangfuhr, auf der Gwynneth kurz zuvor beinahe entführt worden wäre.
Er parkte den Wagen in der Tiefgarage neben seinem neuen Bentley, den er für Stadtfahrten bevorzugte.
Wenn es ging, verzichtete Tariq auf großes Gefolge – im Gegensatz zu vielen anderen männlichen Familienmitgliedern, die sich stets mit einer Entourage umgaben.
Endlich auf der Etage angekommen, öffnete er ungeduldig die Tür mit der Schlüsselkarte und betrat die Diele.
Auf dem Balkon ging Gwynneth auf und ab und übte die kleine Erklärung, damit sie sich gleich nicht vor Tariq blamierte. Sie wollte sich möglichst kurz fassen und konzentrierte sich so, dass sie ihn gar nicht hörte.
Das bot ihm die Gelegenheit, sie einige Sekunden unbemerkt zu beobachten.
Dann spürte sie offenbar seine Anwesenheit, denn sie wirbelte herum und blickte ihm entgegen.
Er kam zu ihr auf den Balkon. „Ich muss dir etwas sagen.“
„Ach, wirklich? Was denn? Willst du dein Angebot auf zwei Millionen erhöhen? Schließlich können Sie es sich ja leisten, königliche Hoheit. Wage ja nicht, es abzustreiten. Ich habe in diesem kleinen Buch eine Menge über dich erfahren.“ Schwungvoll warf sie den schmalen Band auf einen Balkonstuhl.
Bereits eine Sekunde später ärgerte Gwynneth sich darüber, die Beherrschung verloren zu haben. Denn eigentlich hatte sie Tariq ruhig und gelassen begegnen und sich verabschieden wollen. Und nun benahm sie sich wie eine eifersüchtige Geliebte!
Verblüfft sah er zu dem Stuhl. Das Buch! Das hatte er völlig vergessen. Verflixt, er hätte die Veröffentlichung unterbinden sollen – wie ursprünglich geplant. Doch noch mehr als sein Ärger traf ihn sein Schmerz.
„Zwei Millionen? Warum so bescheiden?“, fragte er mit beißender Ironie. Über manches konnte er
Weitere Kostenlose Bücher