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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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FMA
vorbeigeschleust, um genauer zu sein, ihr unterschlagen worden. Was die dunklen
Kanäle angeht, kommt etwas Licht hinein, wenn man weiß, dass unsere Zielperson
stiller Gesellschafter bei Camcos und SCS ist. Wem das jetzt zu schnell ging,
kann es in den Unterlagen nachlesen«, scherzte Ströcker und zog einen neuen
Notizzettel hervor.
    »Nun zum zweiten Ermittlungsstrang,
der allerdings stark mit dem ersten zusammenhängt. Das Geld, das bei Camcos und
SCS einging, musste gewaschen werden, damit es den entsprechenden Leuten die
privaten Kassen füllt. Hier kommt die Eventagentur Hoffmann, Dietz und Bell ins
Spiel. Diese Agentur agiert ebenfalls europaweit. Es gibt Tochterfirmen in
Österreich, Italien, der Schweiz und Frankreich. Der führende Kopf ist Werner
Dietz. Für die Finanzen zuständig ist unser allseits geschätzter Minister
Werner Hoffmann. Egon Bell hingegen scheint die graue Eminenz im Hintergrund zu
sein. Diese Agentur ist hier in Wiesbaden wohlbekannt. Die Ausrichtung und
Organisation vieler Feste und Veranstaltungen laufen unter ihrer Regie. Seit
geraumer Zeit überprüfen wir, ob die Vergabe dieser Aufträge durch die Stadt
mit rechten Dingen zugeht. Mittlerweile beschäftigt sich ein
Untersuchungsausschuss des Landtags mit diesen Vorgängen. Hoch kam die ganze
Geschichte im Zusammenhang mit der Ausrichtung der Geburtstagsfeier des Dalai
Lama im Juli 2005. Bis heute ist es nicht gelungen, darzulegen, wer wen
beauftragt hat und vor allem, wer das Ganze finanzierte. Das ist nur die
Einleitung. Was uns hauptsächlich interessiert, ist die Verbindung zwischen der
FMA und Hoffmann, Dietz und Bell. Bis jetzt haben wir Folgendes ermittelt: Über
neun Millionen Euro von FMA sind an diese Eventagentur geflossen. Davon
scheinen über sechs Millionen über Scheinfirmen wieder an den CIO
zurücktransferiert worden zu sein. Es gibt weder schriftliche Vereinbarungen
über diese Aktionen, noch irgendwelche Belege, wofür die FMA die Millionen an
die Agentur überwiesen hat. Erste Zeugen, hauptsächlich Sachbearbeiter der
beiden Agenturen, haben einstimmig ausgesagt, alles sei ausschließlich über
mündliche Vereinbarungen gelaufen. ›Ein System der Blankoschecks‹, so hat es
eine Mitarbeiterin von Hoffmann, Dietz und Bell genannt. Wörtlich sagte sie:
›Regelmäßig ist der FMA-Boss zu Abrechnungsgesprächen erschienen und hat
jeweils einen Blankoscheck mitgebracht.‹ Angeblich als Rückvergütung von Gewinnen,
die FMA durch die Kooperation mit H, D und B gemacht habe. Gleichzeitig gab
Dietz dem CIO Blankoschecks für angebliche Beratungsdienstleistungen.« Ströcker
schaute von seinen Notizen hoch in die Runde. »So weit, so gut. Jetzt liegt es
an uns, stichhaltige Beweise herbeizuschaffen und glaubwürdige Aussagen zu
bekommen. Erst danach werden wir zuschlagen. Ich danke euch.«

V. Exacto dieciséis horas y treinta
minutos
    Ninus Hagen war im Grunde genommen ein bescheidener
Mensch. Ihm genügte seine Wohnung in der Neugasse mit zweieinhalb Zimmern,
Küche und Bad. Die Miete war zu bezahlen, sein Auto war alt, aber preiswert in
der Unterhaltung. Was er benötigte, waren Zigarettentabak und ein paar
Lebensmittel von Aldi. Wenn es die Geldbörse erlaubte, ging er zu Alejandro,
seinem Lieblingslokal in der Goldgasse, wo er, je nach Finanzlage, edel speiste
oder das preiswerte Tagesmenü zu sich nahm. Einen Luxus jedoch leistete er
sich. Im unterirdischen, weit verzweigten Gewölbe des Hauses, in dem er wohnte,
hatte er sich einen zusätzlichen Kellerraum angemietet. Der Raum war rundherum
mit schalldämmendem Material ausgekleidet. An der rechten Wand stand ein Regal
mit einer Musikanlage, an der linken befanden sich ein Tisch und ein
zerschlissenes Sofa. In der Mitte prunkte das sündhaft teure Schlagzeug oder
die Schießbude, wie eingefleischte Drummer ihr Instrument nannten. Wann immer
Ninus Zeit aufbringen konnte, saß er hier und versuchte es Schlagzeugern wie
John Bonham, Ian Paice oder Ginger Baker zu zeigen. Heute trommelte er, was das
Zeug hielt, nicht weil er Zeit dazu hatte, sondern weil er sich neu
organisieren musste. Die Geschichte mit Carla hatte sein wohlgeordnetes
Privatschnüfflerdasein heftigst durcheinandergewirbelt. Als ob seine Wut in die
Füße gerutscht sei, schlugen die Schlägel der beiden Fußmaschinen der
Bass-Drums in einem höllischen Tempo abwechselnd gegen die Felle. Ein quirliger
Wirbel auf dem Snare für die tollste Frau, die ihm seit Jahren über den Weg
gelaufen war. Ein

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