Sonnenkoenig
Anteile an der GmbH wie Johannes und Andrej.
Johannes hatten sie die
Geschäftsführung übertragen, da er der Einzige war, der sein
Betriebswirtschaftsstudium abgeschlossen hatte, allerdings von den dreien am
wenigsten Kapital besaß.
Andrej, der zusammen mit Johannes
studiert hatte, lieh Johannes großzügig das fehlende Kapital. Andrejs einzige
Bedingung war eben, dass sein Freund als Geschäftsführer fungierte. Jedenfalls
florierte die Agentur und warf bereits in den ersten Jahren satte Gewinne ab.
Kordula und Paul saßen gerade über irgendwelchen Vertragsunterlagen, als Andrej
hereinkam. Sie war überrascht, denn normalerweise ließ er sich nie blicken.
Er schickte den Fotografen hinaus
und unterbreitete ihr seinen Plan. Einen Plan, der unvorstellbar brutal und
gleichermaßen genial war.
Alles lief auf einen Konkurs von
Cos-Prom hinaus, bei dem sich Kordula und Andrej eine goldene Nase verdienen
würden. Nur Johannes bliebe dabei auf der Strecke. Warum Andrej seinen
Studienfreund Johannes linken wollte, vermochte sie sich nicht zu erklären. Die
Vermutung, eine Frauengeschichte stecke dahinter, bewahrheitete sich erst viele
Jahre später.
Kordula atmete
schneller. Diese Geschichte hatte sie ebenfalls erfolgreich verdrängt, hatte
sich eingeredet, Johannes sei selbst schuld gewesen. Wie schnell Verdrängtes
wieder hochkommen konnte, das hatte Kordula im März dieses Jahres erfahren.
Der Anlass dieser
Erkenntnis war ein Fest in Kordulas Villa. Viele waren gekommen, die meisten
nur, um zu zeigen, sie gehörten dazu. Wirtschafts- und Finanzbosse aus dem
gesamten Rhein-Main-Gebiet, Minister und Staatssekretäre, Anwälte und Richter,
Kulturschaffende, Sportler und Funktionäre. Der Ministerpräsident hatte leider
im letzten Moment abgesagt. Macht nichts, dachte Kordula und prostete Minister
Hoffmann zu. Ihr Blick richtete sich auf den Eingang. Immer noch trafen neue
Gäste ein. Sie stutzte. War das nicht Carla Cosian? Sie war offensichtlich in
Begleitung des argentinischen Konsuls. Mit diesem Anblick war Kordulas gute
Laune wie ausgelöscht. Bilder schoben sich in ihr Gehirn. Die Pressemeldungen
über Joes Verurteilung, die weinende Carla an Joes Grab, der grinsende Rolozko
bei der Darlegung seiner Pläne und sie immer mittendrin. Kordula musste sich
sehr zusammennehmen, um den Abend einigermaßen galant über die Bühne zu
bringen.
Es war ewig her, dass
sie beim Laufen Seitenstechen bekam. Doch heute schien ihr Körper die Strapaze
nicht mitmachen zu wollen. Vielleicht waren die vielen Gedanken daran schuld.
Sie hatte sich nie verziehen, sich auf Andrejs Vorschlag eingelassen zu haben.
Außerdem hatte sie sich damit vollkommen von ihm abhängig gemacht. Sie musste
eine Pause einlegen. Es war still im Wald, kein Lüftchen regte sich, niemand
war unterwegs. Sie beugte den Oberkörper nach vorne, dehnte sich und versuchte,
das Seitenstechen unter Kontrolle zu bringen. Etwas bewegte sich hinter ihr.
Bis sie das Geräusch wahrnahm und darauf reagieren konnte, war es zu spät. Ein
heftiger Schlag traf sie am Hinterkopf und spaltete die Schädeldecke. Noch
bevor sie zu Boden stürzte, hatte Kordula Crown ihren letzten Atemzug getan.
III.
I’m sorry. we’ve been too late
Das Taxi bog in Erbach von der Hauptstraße ab und
fuhr das schmale Gässchen Richtung Rhein entlang. Fast am Ende hielt es vor dem
grünen Tor. Eine Frau bezahlte den Fahrer, stieg aus und wartete, bis der Wagen
abgefahren war. Da ihr gesamtes Gepäck samt Handtasche, in der sich der
Hausschlüssel befand, verschwunden war, begann sie, in der Blumenerde des
kleinen Topfes zu wühlen, der rechts vor dem Tor stand. Sie schaute die Gasse
hoch und runter, um sicher zu sein, nicht beobachtet zu werden. Das
Buchsbäumchen schrie förmlich nach Wasser und begann vor lauter Durst, sich
braun zu färben. Sie fingerte ein kleines Metallkästchen hervor, klappte es auf
und entnahm die beiden silbernen Schlüssel. Von innen versperrte sie das Tor
wieder, ließ den Schlüssel stecken und eilte auf den Katzenkopfsteinen durch
den Innenhof. Unter anderen Umständen hätte sie sich, wie immer, wenn sie von
einer längeren Reise zurückkehrte, an dem südländische Ambiente ihres
Innenhofs, den original hergerichteten Gebäuden, dem ehemaligen Kelterhaus, der
Scheune und des Wohnhauses erfreut und die beruhigende Ausstrahlung auf sich
wirken lassen. Heute huschte sie mit starrem Blick vorbei, ohne jegliches Gefühl,
ohne einen Blick auf den
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