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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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könne. Schließlich sei er Arzt,
Orthopäde zwar, aber immerhin. Nun seien sie da, um ihre Hilfe anzubieten.
Bruno konnte sein Glück kaum fassen.
    Zwei Stunden später waren Carla,
ihr Vater und der schwedische Botschafter an dem großen runden Tisch im
Rauchsalon versammelt. Julia saß auf dem Boden und spielte mit ihren Puppen.
Die Tür ging auf und Dr. Malmquist kam herein. Sein ernstes Gesicht und
seine verkrampfte Haltung ließen nichts Gutes ahnen.
      »I’m sorry. We’ve been too late. Your wife lost too much blood. I could
not do anything. She just died. Your son will live«.
    Carla verstand nichts. Ihr Vater
erhob sich steif. Ohne ein Wort, ohne eine Regung verließ er das Zimmer. Carla
wollte das neue Geschwisterchen sehen und stürmte ins elterliche Schlafzimmer.
Als sie eintrat, sah sie nur Blut. Auf und unter dem Bett: Blut. Neben dem Bett
stand Agneta und hielt ein Baby im Arm.

     
    Mutter war bei Pauls Geburt gestorben, Agneta wurde
zwei Jahre später ihre Stiefmutter. Nun war auch Paul gestorben. Carla ließ
sich nach unten rutschen, tauchte unter den Schaum, unter das Wasser, hielt die
Luft an.

IV. Wir haben in ein wespennest gestochen
    Wieder stand
Oberstaatsanwalt Ströcker im Besprechungsraum seiner Abteilung. Es war Mitte
Mai, ein schwüler Tag, ein Gewitter lag in der Luft. Endlich konnte er mit
ersten Ergebnissen aufwarten. Obwohl das beschlagnahmte Material bei Weitem
nicht vollständig gesichtet war und noch mehrere Gutachten von
Wirtschaftsprüfern ausstanden, referierte der Oberstaatsanwalt zufrieden vor
seinen Kollegen und Mitarbeitern.
    »Um es vorweg zu sagen: Wir haben
in ein Wespennest gestochen. Die Wespen sind aufgescheucht und haben die
Stacheln ausgefahren. Einige haben wir direkt eingefangen und ihnen den Stachel
gezogen. Kollegen, da warten noch Berge von Arbeit auf uns. Das Geflecht aus
Firmen und Scheinfirmen, der Wust aus falschen Rechnungen, unvollständigen oder
manipulierten Belegen ist immens. Das wird dauern, bis wir weitere, konkretere
Schritte unternehmen können. Anhand eines Beispiels möchte ich euch das System
verdeutlichen. Es geht hierbei zunächst ausschließlich um die
First-Media-Agency.
    Wie ihr wisst, beschäftigt sich
die FMA hauptsächlich mit der Vermittlung von Werbespots. Das funktioniert
folgendermaßen: Sogenannte TV-Spot-Vermarkter kaufen bei den Fernsehsendern
Werbeminuten. Diese Sendezeiten vermittelt die FMA an Werbeagenturen, die im
Auftrag ihrer Kunden Werbespots in den Medien schalten sollen. Diese
Vermittlung lässt sich die FMA natürlich gut bezahlen. Wichtig ist, die FMA
erhält für die viele Sendezeit, die sie erwirbt, von den TV-Spot-Vermittlern
sogenannte Freispots, quasi als Mengenrabatt. Das ist durchaus üblich in dieser
Branche. Um eine Zahl zu nennen: Allein das Volumen der Freispots, die die FMA
im letzten Jahr erhielt, hat einen Wert von 125 Millionen Euro. Klingt
kompliziert, was natürlich beabsichtigt ist, deshalb jetzt konkret: Die FMA hat
von dem TV-Spot-Vermarkter EightTwo, weil sie viele Werbeminuten vermittelt
hat, einen Freispot als Rabatt erhalten. Dieser Freispot ist von FMA an die
Bierfirma Kromberger zu einem Preis von 15.180 Euro verkauft worden. Der
Spot wurde am 26.8.2007 um 21.44 Uhr bei RTL ausgestrahlt worden. Er hat die Nummer
0152.873. Für seine Scheingeschäfte hat nun unsere Zielperson veranlasst,
Freispots aus der internen Freispotliste der Agentur zu löschen und im
IT-System als ›bezahlte Spots‹ einzutragen. Das heißt, die FMA zahlte für einen
Spot, den sie eigentlich kostenlos erhalten hatte. Damit dieses Geld nicht in
die Kassen des Spot-Vermarkters floss, wurden von der Firma Camcos für diese
umdeklarierten Freispots, die bereits für Kunden ausgestrahlt worden waren,
Rechnungen an die Vermittlungsagentur LMT gestellt. LMT ist aufgefordert
worden, Rechnungen an FMA über die angeblich bei Camcos gekauften Spots zu
stellen.
    Die Rechnungsstellung ist auf
detaillierte Anweisung von der rechten Hand des CIO Adrian Petrescu erfolgt. Im
Falle des Kromberger-Spots sind von LMT 9.032,10 Euro in Rechnung gestellt
worden. Nachdem FMT diese Rechnungen beglichen hat, sind die Gelder zu Camcos
oder SCS weitergeleitet worden. Dass der TV-Spot-Vermarkter EightTwo keinerlei
Geschäftsbeziehungen zu Camcos unterhält, ist klar: Das Geld wurde der FMA
unterschlagen und verschwand in dunkle Kanäle. Laut ersten vorsichtigen
Schätzungen sind in den letzten Jahren über 50 Millionen an der

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