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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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hinten, zu einem von
zweien, von dem man hinaus auf die Straße blicken konnte.
    Lena Rotmilch saß lesend auf der
Bank und reagierte nicht, als Ninus zu ihr kam.
    »Das habe ich gehört«, grunzte sie
von unten hervor.
    »Dass ich Espresso bestellt habe?«
    Lena schaute hoch und strahlte
ihn an: »Komm her, du Schuft.«
    Sie schlang die dünnen, nackten
Arme um ihn, drückte ihn an sich und küsste ihn auf den Mund. Der Kuss blieb
nicht unerwidert, war liebevoll und freundschaftlich.
    »Hast du ein neues Rot für deine
Haare gefunden?«, fragte Ninus, während er ihr durch die kurzen, nach allen
Richtungen abstehenden Fransen fuhr.
    »Schick, nicht? Ganz neuer Ton.
Feuerrot, Männer verbrennend und böse Geister verjagend.«
    Alejandro trat an den Tisch und
schob die kleine, braune Tasse zu Ninus hin. »Warum will schöne Señora Männer
verbrennen? Ohne Männer ist niemand da, der den Señoras schmeicheln kann.
Niemand ihnen sagt: Du bist schön.«
    Ninus legte die Hand auf den Arm
des Spaniers, der seit über 30 Jahre in Deutschland lebte und seinen spanischen
Akzent aus rein geschäftlichen Gründen kultivierte. »Da redest du gegen eine
Wand. Lena sieht das ganz anders.«
    »Ich weiß, Ninus. Großes Herz von
Alejandro muss doch die Ehre der Männer verteidigen.« Sprach’s und ging zurück
zum Tresen.
    Lena richtete sich auf, streckte
ihren Oberkörper nach vorne und wurde ernst. »Warum ich dich sprechen wollte.
Ich hatte gestern, kurz bevor ich dich anrief und du mir einen Korb gegeben
hast – das musste ich jetzt erwähnen –, einen Anruf von einer Frau, die mir
eine Riesenstory schmackhaft gemacht hat. Ich war heute um neun mit ihr im
Lumen verabredet. Sie ist leider nicht gekommen.«
    »Hat es sich vielleicht anders
überlegt.«
    »Ich weiß nicht. Sie klang sehr
verängstigt und nein, wenn mich meine journalistische Spürnase nicht völlig im
Stich lässt, ist an der Sache was dran. Sie hatte etwas, was sie unbedingt
loswerden musste.«
    »Ruf sie doch an.«
    »Scherzkeks. Habe ich bereits
versucht. Sie geht nicht ran. Außerdem war es gar nicht leicht, die Nummer
herauszubekommen. Du weißt, Hannelore, meine Ex, bei der Telekom …«
    Ninus unterbrach sie. »Will ich
gar nicht wissen.«
    »Immer noch der aufrechte,
ehrliche Schnüffler? So wirst du nie auf einen grünen Zweig kommen.«
    »Es gab eine Zeit, da hätte ich
alles getan, nicht für einen grünen Zweig, jedoch für dich. Du erinnerst dich?
Ich habe dich nämlich geliebt.«
    »Wie könnte ich das vergessen,
Schnuckelchen. Das war doch die Zeit meiner Selbstfindung, ein Zwischenstadium
quasi. Ich war auf der Suche nach mir selbst. Es hat mich damals große
Überwindung gekostet, dir den Laufpass zu geben. Ich wusste, wie sehr ich dich
verletzen würde … ach komm, Schnee von gestern.«
    »Schnee, der nur sehr langsam
geschmolzen ist – okay – was kann ich für dich tun?«
    »Ich weiß es noch nicht genau.
Fakt ist, sie hat am Telefon gesagt, das, was sie hätte, könnte am Ende sogar
die Landesregierung ins Schleudern bringen. Sie hat noch etwas von
Zeugenschutzprogramm gemurmelt, ungeklärten Finanzierungen von Veranstaltungen
des Ministeriums und Unterschlagungen in Millionenhöhe. Mehr wollte sie nicht
rausrücken. Erstens sei es am Telefon zu gefährlich und zweitens wollte sie
mich erst kennenlernen, um zu wissen, ob sie mir vertrauen könne. Deswegen
haben wir uns für heute verabredet. Ich hätte dich gerne als stiller Beobachter
dabei gehabt, damit du ihr nach dem Gespräch vielleicht hättest folgen können.«
    Ninus bestellte für sich eine Cola
und für Lena ein Wasser. »Und jetzt?«, fragte er.
    »Ich wüsste gerne mehr. Außerdem,
da ist noch was …« Lena stockte.
    »Noch was?«
    »Ich bin, bevor ich hierher kam,
schnell nach Frankfurt ins Redaktionsbüro gefahren und anschließend in meine
Wohnung.«
    »Mal eben von Wiesbaden ins Büro
nach Frankfurt, vom Büro nach Hause und wieder zurück nach Wiesbaden? Hast du
neuerdings einen Hubschrauber?«, unterbrach er Lena.
    »Leider nicht, allerdings einen
Wagen, der ein klein bisschen schneller fährt als deine lahme Ente. Stopp, du
brauchst nichts zu sagen. Ein super Auto, ein klasse Wagen, ich weiß, nicht
ganz so schnell wie ein Helikopter. Jetzt bleib ernst. Als ich zu Hause war,
hatte ich den Eindruck, jemand hätte meine Wohnung durchsucht. Es war nichts
durcheinander, es hat nichts gefehlt. Du kennst doch meinen Ordnungsfimmel.
Alles hat seinen Platz. Na ja, als ich

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