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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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ich
dich anrufen? Ich würde dich wirklich gerne wiedersehen.«
    Bevor Carla etwas erwiderte,
mischte sich Julia ein. »Mach dir da keine Hoffnungen, mein lieber Tom. Erstens
wohnt Schwesterchen in London und zweitens kann sie ihren Johannes nicht
vergessen. Keine Chance.«
    Ströcker erstarrte, wurde
abwechselnd rot und weiß im Gesicht. Carla ließ seine Hand los, drehte sich um,
rannte ins Haus und schloss sich in der Toilette ein. Ein markerschütternder
Schrei schallte durchs Haus, über den Taunus hinaus in die sternenklare Nacht.

     
    Die Erinnerungen an
diesen Abend hatten Carlas Geist und Seele aufgewühlt. An Schlaf war nicht mehr
zu denken. Sie richtete sich auf, setzte sich auf die Kante der Pritsche und
massierte ihre Schläfen. Damit hat alles angefangen, dachte sie. Gerade als ich
begonnen habe, zu vergessen oder wenigstens das Geschehene zu akzeptieren,
erzählt mir dieser Ströcker, was sich damals wirklich ereignet hatte. Ströcker
hatte ein Samenkorn in sie gepflanzt, das auf einen guten Nährboden gefallen war
und rasend schnell Blüten von unendlichem Hass und unstillbaren Rachegefühlen
hervorbrachte. Wohin derartige Gefühle führten, spürte sie jetzt am eigenen
Leib. Einsam, von Schuldgefühlen gequält, saß sie in einer dunklen
Gefängniszelle und sah keinerlei Ausweg aus dieser verheerenden Lage.
Vielleicht war es diese Empfindung von Resignation, die sie veranlasst hatte,
Wanninger alles zu erzählen.

III. Du sturer,
hirnamputierter Idiot
    Ninus schreckte hoch.
Er musste eingeschlafen sein. Das eintönige Piepsen der Überwachungsgeräte
hatte ihn eingelullt. Sofort schaute er auf Lena. Sie lag friedlich und ruhig
in ihrem Bett auf der Intensivstation. Der Kampf auf Leben und Tod, der in
ihrem Körper ausgefochten wurde, war ihr nicht anzusehen. Noch immer hielt er
ihre Hand. Er rieb sich die Augen, gähnte und überlegte, wie spät es wohl war.
An einem der computergesteuerten Instrumente, vielleicht dem Beatmungsgerät,
gab es eine Uhr. Kurz nach acht. Die Zeit schien zu stehen. Es mussten noch
viele Stunden vergehen, bevor der Kampf entschieden war. Sie wird ihn gewinnen,
beschwor Ninus Geister, die er nicht kannte. Die Tür ging auf, eine
Krankenschwester kam herein. Sie nickte Ninus zu, kontrollierte die Anzeigen
auf den Geräten und beugte sich zu ihm hinunter.
    »Da wünscht Sie jemand zu
sprechen. Er wartet draußen vor der Tür zur ITS.«
    Ninus schüttelte den Kopf. »Ich
muss bei ihr bleiben.«
    »Sie sollten sich eine Pause
gönnen. Nichts und niemand kann jetzt Ihrer Freundin helfen. Wir haben alles
getan, was in unserer Macht steht. Den Rest muss die Natur erledigen. Gehen Sie
ein paar Schritte, essen und trinken Sie etwas. Die Nacht wird lang.«
    Sie hatte recht. Ninus löste
vorsichtig seine Hand aus Lenas Fingern, stand auf, streichelte ihr sacht über
die Wange und folgte der Schwester. Er ging durch den Flur, vorbei an weiteren
Zimmern, in denen sich wohl der gleiche Kampf wie bei Lena abspielte. Die große
Milchglastür öffnete sich, als Ninus an der roten Kordel zog, die von der Decke
herabhing. Draußen stand Beppo. Er kam Ninus entgegen und tat etwas, was er
noch nie getan hatte. Er umarmte ihn und drückte ihn an sich. Verlegen lösten
sie sich wieder voneinander.
    »Wie geht es ihr?«
    »Unverändert. Sie kämpft. Wir
können nur warten.«
    »Ich weiß, wie du dich fühlst. Wir
müssen miteinander reden.«
    Ninus nickte. Klar, draußen ging
das Leben weiter.
    »Lass uns ein paar Schritte
laufen.«
    Sie verließen das Gebäude,
überquerten eine Straße und betraten eine kleine Parkanlage.
    Da Ninus schwieg, begann Wanninger
zu erzählen. »Das Wichtigste vorweg. Der eine Typ ist geflüchtet, ich konnte
ihn nicht einholen. Der zweite hat den Löffel abgegeben. Von hinten in den
Kopf. Obwohl ich auf die Beine gezielt hatte. Na, war wohl doch nicht Zeit
genug, um ihn ordentlich aufs Korn zu nehmen.«
    An der flapsigen Art, wie Beppo
redete, erkannte Ninus deutlich, wie schlecht es ihm ging, wie sehr ihn die
Ereignisse belasteten. Er hörte weiter zu.
    »Frau Cosian geht es gut. Das
Gesicht ist etwas geschwollen und hat ganz schön Farbe bekommen. Ich soll dich
von ihr grüßen, da sie leider verhindert ist, persönlich zu erscheinen.«
    Hagens sah ihn fragend an.
    »Sie sitzt im Gefängnis.«
    Ninus blieb wie angewurzelt
stehen. »Was? Was hast du gemacht? Hast sie festgenommen? Dir hat wohl jemand
ins Gehirn …«
    »Beruhige dich. Lass es

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