Sonnenlaeufer
sich Pakete einwickeln und übergaben sie Meath. Zuerst verstaute er sie an seiner Person, aber schon bald hatte er keine leere Tasche mehr. Also erstand er einen Sack, den man zuziehen konnte. Der war schnell gefüllt; also kaufte er einen zweiten. Wann immer Tobin einen Händler anwies, einen auf Bestellung gefertigten Artikel zu Prinz Rohans Zelten zu bringen, leuchteten Meaths Augen dankbar auf.
Sioned betrachtete die angebotenen Waren, ohne etwas zu kaufen. Gegen Mittag lud sie die anderen zu einem köstlichen Mahl aus frischem Gewürzbrot, Obst und Käse ein, dazu einer kleinen Flasche Beerenwein für jeden. Sie saßen unter einem der Spaliere, die sich am Ufer entlangzogen, und lachten, als Meath rätselte, ob es die Holzpfosten oder die Weinreben waren, die die alten Bögen hochhielten.
Sioned öffnete ihre Weinflasche und erklärte: »Den machen wir in meiner Heimat Syr. Ich habe davon nichts mehr getrunken, seit ich ein kleines Mädchen war.« Sie nahm einen kräftigen Schluck, schloss die Augen, schluckte und lächelte glücklich. »Perfekt!«
»Dann mach schnell meine auf«, drängte Meath. »Meine Kehle glaubt schon, sie wäre wieder in der Wüste.«
Nach dem Essen ruhten sie sich noch eine Weile aus und genossen die kühle Brise, die vom Fluss herüberwehte und nach den roten und blauen Blumen über ihren Köpfen duftete. Andere Besucher des Marktes schlenderten vorüber, und während Tobin ihre Grüße erwiderte, wurde sie nicht müde, ihren Kommentar zu den Leuten abzugeben, so dass Sioned etwas über die Menschen lernen konnte, mit denen sie als Rohans Prinzessin zu tun haben würde. Nicht viele Athr’im waren gekommen, nur die wichtigsten und jene, die bei ihren Prinzen in hoher Gunst standen – oder die jungen, die Bräute suchten, wie auch ihr eigener Lord Eltanin aus der Wüste. Tobin fragte Sioned, warum ihr Bruder nicht hier wäre, wo er doch eine so enge Beziehung zum Syrener Königshaus habe.
Die Faradhi schnaubte. »Davvi verlässt River Run nur einmal im Jahr, um Prinz Haldor in Hoch-Kirat seine Aufwartung zu machen. Ich glaube, seine Gemahlin fürchtet, jemand könnte mit ein oder zwei Körnchen ihrer Vorräte verschwinden, wenn er öfter fort ist. Sie ist ziemlich – sparsam.«
»Lady Wisla«, fügte Cami grimmig hinzu, »ist geizig. Du weißt selbst, dass das wahr ist, Sioned. Sie hat dir deine Mitgift nicht gegönnt, nur deshalb bist du in die Schule der Göttin geschickt worden. Und seither ist Sioned nicht ein einziges Mal eingeladen worden, ihr Heim zu besuchen«, fügte sie an Tobin gewandt hinzu.
»Ich habe gehört, River Run wäre ein herrlicher Besitz«, sagte die Prinzessin und dachte dabei, dass es wirklich sehr gut war, dass Sioned keine engen Bande zu Syr mehr hatte. Nachdem ihr ihre frühere Heimat versagt war, würde sie umso leichter bereit sein, Stronghold und die Wüste ins Herz zu schließen. Sie erhob sich und wischte sich den Staub von den Röcken. »Ich muss noch immer etwas für die Knaben finden. Und Sioned hat noch überhaupt nichts gekauft, abgesehen von unserem Essen.«
Camigwen stieß den armen Meath an die Schulter. »Aufwachen, wir gehen.«
»Huh?« Er richtete sich aus dem Gras auf, wo er ein Nickerchen gemacht hatte. »Oh – Verzeihung. Geht nur voraus, meine Damen. Das alte Pferd hat noch ein paar gute Längen in sich, muss aber heute Abend sehr gut gefüttert und getränkt werden.«
»Vielleicht kannst du Hildreth überreden, dass sie dich striegelt«, spottete Sioned, und Meath sah sie wütend an, um zu verbergen, dass er bei der Erwähnung der hübschen Faradhi errötete.
Als sie zum Markt zurückkehrten, sah Camigwen plötzlich eine Reihe von Lauten und stieß einen entzückten Schrei aus. Dann schickte sie sich an, um eine zu feilschen, die mit weißen Einlegearbeiten verziert war. Tobin schlenderte weiter zum nächsten Stand, wo sie Seidenbänder in allen Regenbogenfarben bewunderte. Doch Sioneds aufgeregter Ruf lenkte sie ab. Das Mädchen stand an einer Bude, die vollgestopft war mit Spielwaren. Sie hielt ein Paar holzgeschnitzte Ritter auf Pferden in der Hand. Einer trug eine rote Tunika mit weißem Umhang, bei dem anderen waren die Farben umgekehrt kombiniert.
»Die Sättel sind aus echtem Leder«, erklärte Sioned. »Und sieh nur – die Sattelgurte lassen sich richtig verstellen, und man kann die Schwerter aus der Scheide nehmen, und auch die Köpfe und Arme der Ritter bewegen sich! Sind sie nicht wundervoll?«
Jeder war volle
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