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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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ein paar Jahre, und ich hätte angefangen, Angst um dich zu haben. Aber jetzt hast du deine eigene Kraft und Macht gespürt. Die Prinzessinnen sehen sie. Sie begehren sie.«
    »Ich hätte auf Sioned hören sollen«, murmelte er. »Sie hat versucht, mir dasselbe zu sagen.«
    »Ich dachte, du würdest mit dem armen Mädchen nie auch nur ein Wort reden!«
    »Weißt du noch, wie ich immer die Treffen zwischen dir und Tobin arrangiert habe? Walvis beherzigt alle Tricks, die ich ihm beigebracht habe.«
    »Du verführst also unschuldige Jugendliche. Du solltest dich schämen!«
    »Ich? Wer hat es mir denn überhaupt erst gezeigt?«
    »Ich kenne noch ein paar Tricks mehr, und ich werde meine Leute anweisen, diese zu benutzen, um sie zu beaufsichtigen.«
    »So, wie du auch mich bewachen lässt«, mutmaßte Rohan.
    Chay grinste in der Dunkelheit und stand auf. »Das muss ich gar nicht.« Er deutete auf den Hügel am Fluss. Rohan spähte in Richtung auf die Bäume, und nach einer Weile konnte er die Gestalt eines großen Mannes ausmachen. »Ihre Freunde, die Lichtläufer, wechseln sich ab«, informierte ihn Chay trocken.
    Sprachlos vor Wut sprang Rohan auf. Ganz langsam und jede einzelne Silbe betonend schimpfte er dann: »Diese hinterlistige, verschlagene, verschwiegene kleine …«
    Chay lachte und klopfte ihm auf die Schulter. »Das alles zeigt doch nur, dass sie genauso ist wie du!«
    Rohan brachte ein sehr säuerliches Lächeln zustande und ging am Ufer entlang, den Blick auf den Schatten neben einem Baum geheftet. Die Zweige bewegten sich, und der Mondschein fiel in neuen Mustern hindurch, und er konnte die Umrisse einer Gestalt erkennen, die weit kräftiger war als er selbst. »Meath!«, rief er versuchsweise, und der Schatten bewegte sich abrupt. Rohan schnaubte: »Ich habe Euch gesehen. Ihr könnt also ebensogut kommen und mir alles erklären.«
    Der Faradhi trat aus seinem Versteck und verneigte sich formell, ehe er sich zu voller Größe aufrichtete. »Ich bitte um Vergebung, Herr. Lady Andrade …«
    »Ich verstehe«, unterbrach Rohan ihn. Er wusste sehr wohl, dass der Lichtläufer ihm entsprechend Sioneds Anweisungen eine bequeme Lüge auftischen wollte, und er wollte die nicht hören. »Ich weiß Eure Besorgnis zu schätzen, aber ich möchte Euch um einen Gefallen bitten, Meath – da ist etwas, an das meine Tante scheinbar nicht gedacht hat.«
    »Ja, Herr?«
    »Ihr kennt die Gerüchte, die Sioned betreffen. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass Roelstras Töchter diese Gerüchte sehr freundlich aufnehmen werden.«
    »Ich habe sie mit ihr und Prinzessin Tobin auf dem Markt gehört, Herr«, bemerkte Meath leise.
    »Richtig.« Rohan wusste, dass er nichts weiter sagen musste, und lächelte vor sich hin. Sioned würde jetzt nicht nur von seinen und Chays Leuten bewacht werden, sondern auch von ihren eigenen – und ohne ihr Wissen dazu. Ein hübscher Streich, den er ihr dafür spielte, dass sie ihn überwachen ließ, und noch dazu einer, der das Problem ihres Schutzes lösen würde. »Vielen Dank, Meath. Ich denke, wir sollten uns jetzt alle zurückziehen, damit wir morgen bei den Rennen frisch sind. Ich hoffe, Ihr schließt eine Wette auf Lord Chaynals Pferde ab …«
    Plötzlich versetzte ihm Meath einen kräftigen Stoß, und Rohan taumelte auf Hände und Knie. Chay fluchte, und als Rohan aufsah, stürzte Meath bereits zum Fluss hinunter.
    »Was, zum Teufel …?«, rief Chay aus und half Rohan auf die Füße. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Natürlich.« Er wischte seine Kleider ab. »Aber was sollte das?«
    Meath kehrte bald darauf zurück. Er trug eine schlaffe Gestalt über der Schulter. »Verzeihung, Herr«, sagte er zu Rohan und ließ seine Last zu Boden fallen. »Ich hoffe, Ihr seid nicht verletzt.«
    »Überhaupt nicht. Wer ist denn das?«
    Meath beschwor eine kleine Flamme über der Gestalt des Mannes herauf, und Rohan stieß einen erstickten Schrei aus. Chay beugte sich nieder und berührte das Gesicht des Mannes. Er drehte es von einer Seite auf die andere, als könnte er einfach nicht glauben, was er sah. Doch das dunkle Haar und die rituelle Narbe am Kinn wiesen selbst in dieser schwachen Beleuchtung eindeutig auf das Königshaus der Merida hin.
    »Ihr scheint nicht übermäßig überrascht zu sein, Herr«, meinte der Faradhi .
    Rohan blickte auf. Er war erstaunt, dass der Mann dies bemerkt hatte, und sah erst jetzt den dunklen Fleck an Meaths linkem Arm. »Ich wusste nicht, dass Lady Andrade es

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