Sonnenlaeufer
Faradhi’im nehme?«
»Du könntest es schlechter treffen. Viel schlechter.« Sie verbarg ihre Freude über das, was sie soeben mit ihm erlebt hatte. Nie hätte sie ihn einer solchen Hochnäsigkeit für fähig gehalten, und jetzt war sie froh, dass er die nicht nur einsetzen, sondern auch darüber lachen konnte. Arroganz – oder zumindest ein Auftreten, was so wirkte – würde ihm helfen zu herrschen, aber sein Lachen würde ihn geistig gesund erhalten, wenn er sie einsetzte. »Du hast doch nicht etwa eine andere Frau im Sinn?«
»Ich habe erst gestern ihr Fehlen beklagt.« Wieder zuckte er mit den Achseln. »Weißt du, ich bin mir nicht sicher, was ich fühlen soll. Ich möchte nicht, dass mein Vater stirbt. Ich weiß, ich sollte außerdem Angst davor haben, herrschender Fürst zu werden – aber die habe ich nicht. Die Göttin helfe mir, Andrade, aber ich will endlich die Macht. Es gibt so viel, was ich tun möchte. Aber warum muss Vater erst sterben, damit ich das tun kann?«
»Du bist es also müde, immer einen Schritt von der Macht entfernt zu sein, die dir zusteht. Das ist nur natürlich, Rohan, besonders, wenn du Träume hast. Ein Feuer verlöscht, und ein anderes wird entfacht. Du möchtest deine Schwingen erproben, und das ist ein sehr schöner Zug …«
»Für den Sohn eines Drachen?«, unterbrach er sie.
Sie brummte anerkennend, als sie das hörte. »Lassen wir das jetzt mal beiseite, ja? Was ich aber auch sagen wollte, ist, dass es auch gut ist, beim Flug vorsichtig zu sein.« Sie machte eine kurze Pause, ehe sie losplatzte: »Stößt das Mädchen dich denn ab?«
»Nein!«, lautete die schnelle Antwort. »Sie ist schön!« Er errötete. »Das kann jeder Dummkopf erkennen. Männer in meinem Alter machen sich normalerweise wegen so einer Frau zum Narren.«
»Dann stößt sie dich also nicht körperlich ab. Das ist schon mal ein Anfang«, bemerkte Andrade trocken. »Also, da wir uns klar darüber sind, dass es sich hier um eine Frau und nicht um eine Hexe handelt …«
»Sind wir das?« Er schenkte ihr ein kaum merkliches Lächeln. »Du hast mir zwar dein Wort darauf gegeben, aber ihr Gesicht in den Flammen verriet etwas anderes. Wenn sie auch keine Hexe ist, dann ist sie doch ganz gewiss verzaubert. Was sonst könnte aus der Schule der Göttin stammen?«
»Oho, sehr hübsch«, spöttelte sie und konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken. Er gefiel ihr immer besser. »Hast du diese charmanten Sätze eingeübt, oder kommen die von selbst? Was das Mädchen angeht – sie ist eine angemessene Partnerin für den Sohn eines Drachen. Eure Kinder müssten eigentlich die Wunder der Welt werden.«
Heiß schoss die Farbe zurück in seine Wangen. Und diese Reaktion verriet Andrade nicht wenig. Er erhob sich und trat wieder an die Fensterbrüstung. Um Gleichmut bemüht erklärte er: »Eines von ihnen werden wir dir überlassen, dafür, dass du die Heiratsvermittlerin gespielt hast.«
»Sei nicht albern.« Sie wartete, bis er sie wieder ansah, ehe sie fortfuhr: »Du möchtest eine Verbündete. Das hatte ich erwartet. Aber du bist so reich, dass nur sehr wenige gleichzeitig nach deiner Hand und deinem Bett trachten können.« Diesmal errötete er bei dieser Anspielung nicht, und daraus schloss Andrade zu Recht, dass er als Prinz solche Dinge bedenken mochte, dass Rohan aber davor zurückschreckte. »Von den großen Lords und Prinzen haben nur wenige Töchter im heiratsfähigen Alter. Die meisten von ihnen stehen außer Frage. Sie sind entweder bereits versprochen oder aber zu hässlich oder zu dumm, um in Betracht gezogen zu werden. Keiner von uns wünscht, dass du an eine Närrin gefesselt wirst.«
»Willst du damit auf höfliche Weise ausdrücken, dass ich jede nur mögliche Hilfe brauchen werde?«
»Als kleiner Junge warst du einsam«, erwiderte sie mit einer Sanftheit, die sie selbst verblüffte. »Ich möchte nicht, dass du als Mann deine Zeit ebenfalls in Einsamkeit erlebst.« Um ihre Gefühle zu verbergen, fuhr sie fröhlicher fort: »Es gibt nur wenige Damen, die in Frage kommen, und die meisten davon sind Töchter des Fürsten.«
Rohan verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Nein, danke. Der Sohn des Drachen verspürt nicht den geringsten Wunsch, eine Tochter dieser Echse zu ehelichen. Lieber verlebe ich meine Zeit als Mann in Einsamkeit, wie du es ausdrückst, aber dafür in der Gewissheit, sie überhaupt zu erleben.«
»Was meinst du nun wieder damit?«, erkundigte sie sich und überlegte,
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