Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
essen, und Chay grinste, als das Gesicht seines Sohnes noch bleicher wurde. »Lass ihn, Tobin. Er wird essen, sobald er sich davon erholt hat, auf dem Wasser gewesen zu sein. Ehrlich gesagt, ich bin erstaunt, dass er noch aufrecht steht. Was hat Lleyn vor, Maarken?«
    »Genau das, was du erwarten würdest. Es tut ihm nur leid, dass er in der kurzen Zeit nicht noch mehr Krieger bereitstellen konnte. Aber sie werden bald kommen, und mit ihnen Schiffe.«
    Chay sank in einen Sessel und dachte darüber nach. Er hatte noch nie einen Krieg zu Schiff geführt, aber die Möglichkeiten reizten ihn.
    »Der Faradhi oben in Tiglath hat vorgestern mit Meath – das ist Lleyns zweiter Lichtläufer – Kontakt aufgenommen«, fuhr Maarken fort. »Das Sonnenlicht ist mit Nachrichten dicht übersät, Vater. Als Urival Meath gestern in der Morgendämmerung anrief, hatte Lleyn bereits alles zusammengestellt, so dass wir so schnell wie möglich aufbrechen konnten.« Er machte eine kurze Pause und sah seinen Vater dann mit gequältem Blick an. »Ist das mit Ianthe wahr?«
    »Ja. Ich bin froh, dass Lleyn so schnell gehandelt hat – nicht nur, was die Bogenschützen angeht, sondern auch, dass er dich hierher geschickt hat.« Er warf Tobin einen Blick zu. »Jetzt gibt es keine Entschuldigung mehr für dich, nicht nach Stronghold zu gehen. Maarken kann gleichzeitig Knappe und Lichtläufer sein.«
    »Meath und Eolie haben mir genug für den ersten Ring beigebracht, Mutter«, erzählte Maarken, als sich Tobins Brauen zusammenzogen. »Sie wollen Lady Andrade um Erlaubnis bitten, mich weiter auszubilden. Ich kann dasselbe tun wie du – ehrlich.«
    Chay sah die Gefühle seiner Frau in ihrem Gesicht miteinander streiten: Zorn, weil man ihr den Grund genommen hatte, hierzubleiben, Stolz auf ihren Sohn, Trauer darüber, dass ihr nur wenig Zeit mit ihm blieb, ehe sie am nächsten Morgen abreisen musste. Aber alles, was sie sagte, war: »Wenn Meath so klug gewesen ist, deine Farben bekannt zu machen …«
    »Der Faradhi in Tiglath kennt sie. Er kann es den anderen erzählen. Du kannst guten Gewissens nach Stronghold ziehen, Mutter.«
    Chay hustete, um sein Lachen zu verbergen. Es war nicht ihr Gewissen gewesen, das Tobin hier festgehalten hatte, und nun sollte es sie gar nach Stronghold treiben?
    »So. Damit ist es deinem Vater nun ja gelungen, seinen Willen durchzusetzen. Wie immer.«
    Ihre Kapitulation war genug; Chay hatte schon vor langer Zeit gelernt, nicht über seine seltenen Siege über sie zu triumphieren. Denn das war der sicherste Weg, ihr Temperament zu entfesseln und ihre unglaubliche Hartnäckigkeit auf den Plan zu rufen. Jetzt wechselte sie das Thema. »Ich würde gern noch vor morgen mit dir über Andry sprechen, Maarken. Schon zwei Mal ist er in einer Faradhi -Arbeit gefangen worden, und er versteht das nicht. Du hast von Meath und Eolie sicher genug gelernt, um es ihm erklären zu können.«
    »Die ersten paar Male ist es wirklich ein bisschen erschreckend«, gab Maarken mit der ganzen Weisheit desjenigen zu, der einen Lichtläuferring verdient hat, aber noch nicht trägt. Chay sagte sich, dass er seinen Sohn von nun an nicht mehr wie einen kleinen Jungen, sondern wie einen Mann behandeln musste, und einen Augenblick trauerte er dem Kind nach, das Maarken gewesen war. Er hätte sich keinen besseren Kameraden wünschen können als den Jüngling, den er jetzt vor sich sah – kaum elf Winter alt, und doch verhielt er sich genau so, wie der Sohn eines Prinzen es sollte. Dennoch …
    »Ich ziehe mir etwas an«, sagte Tobin, »und dann gehen wir die Jungs suchen.« Sie verschwand hinter einem hohen Wandschirm in einer Zimmerecke.
    Maarken sah seinen Vater nachdenklich an. »Soll ich wirklich dein Knappe sein?«
    »Ich nehme an, Lleyn und sein Sohn Chadric haben dich entsprechend ausgebildet.«
    Der Knabe nickte. »Aber heißt das, dass ich an deiner Seite in den Krieg ziehen kann? Dass ich nicht nur in deinem Zelt herumsitzen soll?«
    Chay hörte einen leisen Ton von Tobin. Die Göttin helfe mir , dachte er. Ich will nicht, dass meine Söhne aufwachsen und in so jungen Jahren in die Schlacht ziehen müssen. Rohan hat recht – das hier muss der letzte Krieg sein. Wenn Sioned ihn nur befreien kann, damit er ihn durchkämpfen kann, und niemals wieder einen anderen führen muss …
    »Vater?«
    »Ja, Maarken. Ich gehe nicht davon aus, dass du viel in meinem Zelt herumsitzen wirst.«
    Wieder war es Nacht, heiß und stickig. Die sechste Nacht

Weitere Kostenlose Bücher