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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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niedergelassen und erlebten jetzt den wildesten Ritt ihres Lebens. Es sah aus, als hätten die Pferde Flügel ausgebreitet und wären bereit, sich in die Luft zu erheben. Ein Drache erwischte einen Sattel. Die Gurte baumelten herab, und er stieß einen glücklichen Schrei aus, aber als er den Kopf beugte, um einen Bissen von dem Leder zu genießen, spuckte er voll Abscheu aus und ließ den Sattel fallen. Er traf damit den Kopf einer Kriegerin, die taumelte, sich an den Kopf griff und dann wie ein gefällter Baum umfiel.
    Der Kommandeur der Truppe, der einen violetten Umhang mit einem riesigen Riss auf dem bestickten Rücken trug, machte einen verzweifelten Satz nach einem fliehenden Pferd und zog sich hinauf, um seine Truppe zu sammeln. Er schwenkte eine Hand hoch in der Luft – und verlor beinahe mehrere Finger an einen kleinen, scharfen, blaugrünen Jungdrachen. Der Mann gab seinen sinnlosen Versuch auf und ließ dem Pferd die Zügel. In Panik trat er den Rückzug von diesem Schlachtfeld an, von dem die Drachen so entschieden Besitz ergriffen.
    Wieder zurück in River Run lachten Urival und Andrade, bis sie völlig außer Atem waren. »Perfekt!«, gluckste Andrade. »Oh, die kleinen Süßen! Hast du gesehen, wie sich der Grüne auf den Mann in Unterwäsche gestürzt hat?«
    Urival saß neben ihr auf der Bank und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »So habe ich seit Jahren nicht gelacht!«
    »Es wird noch besser«, versicherte ihm Andrade. »Wir müssen Rohan davon berichten. Es ist ein Omen, das er nicht übersehen kann! Ich werde Maarken das Ganze beschreiben, während du alles für uns vorbereitest, damit wir aufbrechen können. Wie es scheint, hat unser Drachenprinz Verbündete, an die er niemals auch nur im Traum gedacht hat!«
    Erst als Urival sich bereits den Toren näherte, fiel ihm ein, dass er Andrade nichts über Feruche erzählt hatte. Er zögerte einen Moment, zuckte dann mit den Schultern und beschloss, ihr ihre gute Laune nicht zu verderben. Sie würde es schon früh genug erfahren. Er stieß die Tore auf und marschierte über das Feld dorthin, wo Männer in Roelstras Uniform in der Sonne herumlungerten. Einer von ihnen erhob sich, um ihn lächelnd zu begrüßen.
    »Ein schöner Tag, Herr.«
    »Das ist wahr, Cahl. Und wir werden endlich aufbrechen.«
    »Aufs Meer hinaus?«, fragte Cahl eifrig und lachte, als Urival schauderte. »Ach, ich vergaß – ihr Lichtläufer! Nun, es wird eine Erleichterung sein, endlich aus den Kleidern des Hoheprinzen zu kommen.« Cahl zupfte an der goldbestickten Tunika und verzog sein sommersprossiges Gesicht in komischer Abscheu.
    »Wie geht es deinem guten Freund, dem Hauptmann? Hat er sich schon von all den Lügen erholt, die er Roelstras Boten aufgetischt hat?«
    »Oh, er ist sehr philosophisch geworden, selbst was seine Verluste beim Würfeln angeht. Wollt Ihr ihn zusammen mit dem Rest seiner Männer einsperren, ehe wir aufbrechen?«
    »Ja. Lady Wisla wird einen Schock erleiden, wenn sie heimkehrt.« Urival grinste. »Wir nehmen alle Pferde mit. So können sie, selbst wenn ihnen die Flucht gelingt, Roelstra auf keinen Fall rechtzeitig warnen.«
    Urival erteilte seine Anweisungen und kehrte in den Hof zurück. Bei den Erinnerungen, die seine Gedanken erfüllten, musste er kichern. Roelstras Hauptmann hatte einen ziemlichen Schock erlitten, als sich eines schönen Morgens die Tore von River Run vor ihm geöffnet hatten und Lady Andrade ihre Bereitschaft signalisiert hatte, sich zurück zur Schule der Göttin eskortieren zu lassen. Lleyns Matrosen, deren Geschicklichkeit beim Erklimmen von Schiffsmasten sich als ausgesprochen nützlich erwiesen hatte, als es darum ging, die rückwärtigen Mauern der Burg zu erklettern, hatten den Hauptmann und zehn seiner Männer um ihre Waffen, ihre Kleider und auch die Möglichkeit gebracht, ihre Kameraden zu warnen. Andere waren gekommen, um Nachforschungen anzustellen, und waren auf ähnliche Weise behandelt worden. Nur ein Minimum von Blut war vergossen worden, bis Roelstras Männer nach gründlichem Nachdenken in den Weinkeller von River Run eingesperrt worden waren. Andrade hatte überlegt, dass Davvi nichts gegen den Verlust einiger Fässer einzuwenden haben würde, und sie wollte schließlich nicht, dass Roelstras Männer Grund hatten, über schlechte Behandlung zu klagen. Nur der Hauptmann war wieder herausgelassen und ein paar scharfäugigen Matrosen überlassen worden, die ihn die ganze Zeit über beobachteten. Als

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