Sonnenlaeufer
schmutzigen Lumpen.«
Pandsala verbarg ihren Kummer darüber, dass das Kind so offen anerkannt wurde. Sie nahm Chiana mit in ihr eigenes kleines Zelt und gab dem Mädchen Wasser, Seife und den Befehl, sich von Kopf bis Fuß abzuschrubben. Eine Dienerin wurde ausgesandt, um etwas zu suchen, das Chiana anstelle ihres schmutzigen Kleides tragen konnte. Dann machte sich Pandsala erneut auf die Suche nach ihrem Vater. Sie musste bei ihm sein, wenn sie seine neuen Pläne erfahren wollte.
Sie erspähte ihn, als er gerade sein Zelt verließ und als der dritte – aber nicht letzte – Schock dieses Tages ihn traf. Ein Späher, noch mit einem Pfeil in der Schulter und Blutflecken auf der Tunika, fiel vor seinen Knien ins Gras und schaute zum Hoheprinzen auf.
»Hoheit, die Wüste greift an! In diesem Moment!«
Kapitel 30
Rohan packte mit seinen behandschuhten Händen die Zügel noch fester und bewegte die Schultern unter der Kampfrüstung. Die steife Ledertunika war dunkelblau eingefärbt und über Brust und Rücken mit Messing verziert, das wie Gold glänzte. Chay war ähnlich gekleidet, allerdings in dunkelrotes Leder, und Davvi trug das Türkis der Syrener Prinzen. Sie waren so bunt wie Paradiesvögel, in dieser Ausrüstung würden ihre Soldaten sie auf eine Entfernung von einer Länge ausmachen können. Der Feind allerdings auch, aber das tat Rohan mit einem Achselzucken ab. Die Rüstung diente ihrem Schutz, natürlich, aber in erster Linie diente sie dem Zeremoniell. Heute würden sie sich nicht einfach in den Kampf stürzen. Es würde keine schnelle Schlacht werden, sondern ein Kampf nach allen traditionellen Regeln des Krieges. Sie würden als Prinzen und Befehlshaber auftreten, nicht als Krieger im Feld.
Rohan beruhigte Pashta. Er wusste, dass der Hengst wild war auf einen Kampf, an dem er nicht teilnehmen durfte – es sei denn, Chay irrte sich gewaltig und sie würden anfangen zu verlieren. Selbst dann würde sich um Rohan herum eine Wand aus Schwertern und Schilden erheben, um ihn zu schützen. Andere würden sterben, sagte er sich, aber nicht er. Nicht ihr Drachenprinz.
Davvi grinste noch immer über die Nachricht, die Maarken vor einer Weile gebracht hatte; Andrade hatte ihm von Roelstras Truppen und den Drachen berichtet. »Was ich nicht verstehe, ist, warum sie überhaupt da unten im Süden waren«, bemerkte er, während sie auf Chays Signal warteten, um die Schlacht zu beginnen.
»Eine Art flankierender Aktion, vermute ich. Warum er allerdings glaubte, wir würden dorthin Soldaten entsenden und sie hügelaufwärts zum Kampf reiten lassen, ist mir ein Rätsel.« Er kicherte gegen seinen Willen. »Eine Drachen-Futterstelle! Ich wünschte, ich hätte das sehen können!«
»Vielleicht sollten wir sie dorthin treiben, damit deine Drachen sie fertig machen können«, murmelte Davvi.
»Ich bin mit einem sauberen kleinen Kampf auf offener Ebene zufrieden, vielen Dank. Und zwar ohne Drachenjunge, die mir die Nase abbeißen. Es gibt schließlich keine Garantie, dass die kleinen Biester ihren Prinzen auch erkennen!«
Die Drachen hatten Rohan einen großen Gefallen getan, denn sie hatten Roelstras Heer geschwächt, sowohl was die Zahl als auch was die Moral der Männer anging. Als die Geschichte im Wüstenheer bekanntgegeben wurde, hatten die Krieger ihren Prinzen bejubelt. Jetzt waren sie sich ihres Sieges völlig sicher. Rohan selbst fühlte eine sonderbare Erregung in den Adern pochen, allerdings nicht die Vorfreude auf eine Schlacht oder sogar darauf, diese Schlacht zu gewinnen, wenngleich diese Dinge auch eine Rolle spielten. Er fühlte sich fast so, wie Sioned ihre Empfindungen beschrieben hatte, wenn sie auf dem Sonnenlicht reiste: flink, frei, von den Farben der Göttin berührt.
Mit der Armee hinter sich ritten er und Davvi auf Chays Signal auf eine niedrige Anhöhe, von der aus man Roelstras Lager überblicken konnte. Überall auf der Ebene sah man dessen Krieger, es war ein Schlachtfeld von ungefähr fünf Quadratlängen. Für keine Seite bot es Vorteile, noch bedeutete es für eine der beiden Parteien einen Nachteil. Nachdem ungefähr zweihundert an diesem Morgen von den Drachen in die Flucht geschlagen worden waren, war die Größe der beiden Heere jetzt nahezu gleich. Die Waagschale schlug zwar noch immer ein wenig zu Roelstras Gunsten aus, das war für Chay aber annehmbar. Denn Rohan hatte auf seiner Seite einen unschätzbaren Vorteil: die Überraschung. Gerade war im Lager unter ihnen Alarm
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