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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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werde ich …«
    »Soll das eine Drohung sein?«
    Er zog sie fester an sich. »Ein Prinz spricht niemals eine Drohung aus. Er … verspricht nur.«
    »Aha.« Sie nickte weise. »Dann versprecht nur immerzu, mein Prinz. Ich bin entsetzt.«
    Rohan gab es auf und lachte. »Das sehe ich.« Nach einer kurzen Pause fügte er ernst hinzu: »Kommst du mit mir zur Jungtierjagd? Nicht offiziell natürlich, aber wir können es sicher so einrichten, dass wir eine Weile allein sind. Ich möchte dir Rivenrock zeigen.«
    »Wo du deinen ersten Drachen getötet hast? Ja, gern.«
    »Ich glaube, ich brauche dich dort«, meinte er zögernd und ließ den Kopf hängen. »Das Gemetzel ist entsetzlich, Sioned. Ich sollte dir den Anblick ersparen, aber ich möchte dir wirklich gern die Höhlen zeigen. Ich hatte immer ein sonderbares Gefühl, was die Drachen angeht, als ob sie wichtiger seien, als irgendjemand auch nur ahnt. Ich kann es nicht richtig erklären.«
    »Ich habe sie fliegen sehen. Sie sind immer über River Run nach Norden zum Veresch geflogen. Aber sie waren zu hoch am Himmel, als dass ich sie hätte hören können.«
    »Dieses Jahr lauschen wir ihren Liedern gemeinsam. Ich …« Er brach ab und warf einen Blick über die Schulter.
    »Da kommt jemand.«
    Sie lösten sich voneinander, als eine zierliche Gestalt aus dem Schatten auftauchte. Rohan seufzte erleichtert, als Walvis mit sehr verlegener Miene vortrat und sich tief verneigte.
    »Eure Mutter verlangt nach Euch, Herr«, murmelte der Knabe. »Es tut mir leid.«
    »Schon gut, Walvis. Danke für die Warnung. Ich werde sofort zu ihr gehen.«
    Der Knappe nickte und verschmolz mit der Dunkelheit. Sioned berührte leicht Rohans Arm und sagte: »Dann sehe ich dich bei der Jungtierjagd.« Sie hauchte einen Kuss auf seine Lippen und eilte davon. Rohan schlenderte in die entgegengesetzte Richtung. Sein Körper prickelte, und seine Gedanken kreisten um die Stunden, die er allein mit ihr in der Wüste verbringen würde. Er schwelgte so sehr in freudiger Erwartung, dass er unversehens mit seiner Schwester zusammenstieß.
    »So, so«, meinte Tobin mit süßer Stimme. »Und ich dachte, du wärest müde und direkt zu Bett gegangen.«
    Er überlegte fieberhaft, wieviel sie wohl gesehen oder gehört hatte. »Nein – ich – Mutter wartet auf mich, Tobin.« Er schickte sich an, an ihr vorbeizugehen, aber sie legte eine Hand auf seinen Arm.
    »Nein, das tut sie nicht. Das habe ich bloß Walvis erzählt.«
    »Du hast was?«
    »Ich bin ihm gefolgt«, erklärte sie achselzuckend. »Rohan, ich habe dir doch gesagt, ich wünsche eine Antwort, und die wirst du mir jetzt geben. Warum warst du eben allein mit Sioned hier draußen?« Als er mit gerunzelter Stirn zornig auf sie herabblickte, verstärkte sich der Druck ihrer Finger auf seinem Arm und erinnerte ihn daran, dass sie weit stärker war, als ihr zartes Äußeres vermuten ließ. »Erzähl es mir! Sie ist in dich verliebt, hast du das noch nicht bemerkt? Wozu benutzt du sie?«
    »Warum glaubst du, dass nicht sie mich benutzt?«
    »Versuch bloß nicht, mich zu belügen. Darin bist du nicht sehr gut. Wenn sie dich verführen und zu einer Heirat zwingen wollte, dann hätte sie das längst tun können. Andrade bildet ihre Faradhi’im ziemlich gründlich aus!«
    Alles Blut wich aus seinem Gesicht. »Was?«, hauchte er tonlos.
    Tobin ließ ihn los und stöhnte leise. »Hast du das nicht gewusst?«
    »Erzähl es mir. Sofort.« Er packte ihre Arme, alle beide, und hielt sie fest.
    Tobin starrte ihn mit großen, besorgten und ängstlichen Augen an. »Ehe ich Chay heiratete, hat Andrade mich damit aufgezogen, dass ich nicht wüsste, wie man einen Mann am besten erfreut, und hat mir angeboten, mir eine ihrer Faradhi’im zu leihen, die mir denselben Unterricht erteilen sollte, wie sie ihn auch in der Schule der Göttin erhalten.«
    Stockend erklärte sie, dass die Lichtläufer, wenn sie ihren ersten Ring erhielten, eine Nacht mit einem unbekannten Liebhaber verbrachten, damit sie, wenn sie am nächsten Tag den Hain aufsuchten, keine Kinder mehr waren. »Ein Mädchen kann nicht sehen, was der Baum der Frau ihr zeigt, solange sie keine Frau ist«, schloss Tobin. »Rohan, ich dachte, du wüsstest das.«
    »So. Unsere liebe Tante leitet also ein Hurenhaus. Und wie viele Männer übernehmen diesen Unterricht, liebe Schwester? Wie viele hat Sioned berührt, ihren Mund geschmeckt, ihren geschmeidigen Körper gehalten und ihre geheimsten Stellen erforscht

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