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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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…«
    »Sei kein Narr! Es ist doch nur ein Mal, eine einzige Nacht …«
    »Ein Mal? Und du erwartest, dass ich dir das glaube?«
    »Du bist doch nur wütend, weil du nie …« Sie brach ab und trat einen Schritt zurück. Jetzt hatte sie wirklich Angst.
    »Wie wenig du doch von mir weißt, Tobin«, sagte er sanft. Da war ein Mädchen gewesen – einmal, nach dem Sieg über die Merida, als er unglaublich betrunken gewesen war. Sie war Bogenschützin aus einer der kleinsten Burgen an der Küste gewesen und hatte nicht gewusst, wer er war. Er war am nächsten Tag mit bohrenden Kopfschmerzen aufgewacht und hatte, von Panik erfasst, beschlossen zu verschwinden, ehe sie seine wahre Identität entdeckte. Das größte Problem für ihn war gewesen, dass er sich nicht klar erinnern konnte, was wirklich zwischen ihnen geschehen war. Er war auf sexuellem Gebiet nicht völlig unwissend, aber richtig Bescheid wusste er auch nicht, und das nagte an ihm.
    »Rohan …«
    »Was hat Andrade sonst noch zu erwähnen vergessen? Glaubt sie im Ernst, ich würde jemanden Gebrauchtes in mein Bett nehmen?«
    »Rohan! Wie kannst du an Sioned denken und so etwas sagen?«
    Er ignorierte Tobin und marschierte davon. Er staunte darüber, dass er noch atmen konnte, wo doch Drachenklauen seine Brust umklammert hielten. Unerfahren? War er das? Er unterdrückte den Impuls, nach irgendetwas zu treten, und sagte sich wütend, dass es Möglichkeiten gab, diese Situation zu ändern – je früher, desto besser.

Kapitel 9

    Rohan hätte sich keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können. Familie, Diener und Vasallen beobachteten jeden Schritt, den er machte. Er hätte nicht einmal eine Maus in sein Zimmer schmuggeln können, geschweige denn ein Mädchen. Nachdem er jedoch so weit gekommen war, dass es ihm nicht einmal mehr etwas ausgemacht hätte, wenn alle in der Halle angetreten wären, um seine Wahl einer Bettgenossin zu begutachten, stieß er auf eine unerwartete Schwierigkeit. Nicht ein einziges weibliches Wesen in Stronghold – mit einer Ausnahme! – reizte ihn.
    Die Hübschen waren entweder zu jung oder verheiratet oder verlobt und kamen somit nicht in Frage. Schließlich war er ein ehrenhafter Mann. Außerdem war es lächerlich, wenn er sich als Verführer aufgeführt hätte. Nachdem er die Hübschen verworfen hatte, versuchte er, sich für die Unauffälligen zu interessieren. Doch da rebellierte sein Stolz. Warum sollte ein so reicher und bedeutender Prinz wie er sich mit einem langnasigen, breithüftigen und nach Zwiebeln stinkenden Mädchen zufriedengeben? Er konnte sich unmöglich für eine derartige Lösung begeistern. Also fiel sein Blick wieder auf die Hübschen, aber auch sie verloren jeden Reiz, den sie sonst vielleicht für ihn gehabt hätten, wenn er sie mit Sioned verglich.
    Wie es bei einem so jungen Menschen nicht überraschend ist, richtete sich sein Zorn schließlich gegen sie. Sein männlicher Stolz hatte einen schlimmen Schlag hinnehmen müssen, und trotz seines Humors war er diesmal nicht in der Lage, seine Ausgeglichenheit wiederherzustellen. Rohan verfluchte seine Stellung und seinen Charakter, die ihn in diese Lage gebracht hatten. Die Zeugung königlicher Bastarde war noch nie eine gute Idee gewesen, und er hatte schon vor langer Zeit beschlossen, die Thronfolge keinesfalls dadurch zu komplizieren, dass er Bastarde zeugte. Da er außerdem wählerisch war, hatte er seine Gunst niemals auf die Mädchen in Stronghold verteilt – sehr zu deren Kummer übrigens. Wenn er es jetzt täte, wo doch jeder wusste, dass er beim Rialla seine Frau wählen würde, hätte das einen Sinneswandel bedeutet, der ihn nur lächerlich gemacht hätte. Und da er somit gezwungen war, sich in ein eheliches Bett zu begeben, ohne seinen Mangel an praktischer Erfahrung vor einer Frau von Sioneds Kenntnissen verbergen zu können, wurde seine Laune zunehmend schlechter.
    Das änderte sich auch nicht, als er an einem Nachmittag im Spätsommer auf einen Stapel von Pergamenten starrte, die seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit erforderten, und plötzlich eine Veränderung in der Luft spürte. Ohne zu wissen warum, begriff er, dass die Drachenweibchen ihren Flug angetreten hatten. Er beugte sich aus dem Fenster seines Arbeitszimmers – Sioned und Urival hatten noch immer die Bibliothek mit Beschlag belegt, und er mied sie wie die Pest – und sah die dunklen Gestalten, die sich zum Himmel erhoben hatten. Sein Herz schwang sich zu ihnen empor, Luft

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