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Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute

Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute

Titel: Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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auf einem Bild zu sehen, immer nur mit Peter.
    Ein wenig unzufrieden begab ich mich in das nächste Kaufhaus. Es war wirklich verdammt groß. Hundert Stockwerke, mindestens. Wo hatten sie wohl den T-Shirt-Apparat versteckt? Zuerst versuchte ich es in der Herrenbekleidung. Fehlanzeige. Damenbekleidung? Ebenfalls Fehlanzeige. Vielleicht in der Sportabteilung, dachte ich, aber auch dort konnte man mir nicht weiterhelfen. Ich fand ihn schließlich zwischen den Bügeleisen und den Wäschetrocknern. Sehr sinnig.
    »Guten Tag«, sagte ich zu dem Mann, der gelangweilt hinter dem Apparat saß.
    »Sie wünschen?«, brummte er.
    Er schien nicht gerade zufrieden mit dem ihm zugewiesenen Posten zu sein. Begeistert war er jedenfalls nicht, einen Kunden zu sehen. Wahrscheinlich saß er schon seit 10 0 Jahren hinter dieser Maschine und konnte bedruckte T-Shirts auf den Tod nicht ausstehen.
    »Ich möchte gerne ein T-Shirt bedrucken lassen«, sagte ich. »Aber ich habe da ein kleines Problem.«
    »Problem?«
    Oh Gott! Dieser Mann hasste Probleme. Mehr noch als T-Shirts wahrscheinlich.
    »Ja«, sagte ich zaghaft und zeigte ihm das Bild, für das ich mich entschieden hatte. »Können Sie diesen Ausschnitt hier vergrößern?«
    »Vergrößern?«
    »Ja, vergrößern. Ich möchte nur diesen Ausschnitt auf dem T-Shirt haben. Nur dieses Mädchen.«
    »Nur dieses Mädchen?«
    Gott im Himmel! Ein Papagei. Ich redete mit einem dämlichen Papagei.
    »Ja«, sagte ich. »Wenn es möglich ist. Oder ist das ein Problem?«
    »Problem?«
    Unglaublich.
    »Nicht direkt.«
    Aha. Er besaß also auch einen eigenen Wortschatz.
    »Was heißt nicht direkt? Können Sie es machen oder nicht?«
    »Ich könnte schon.«
    »Aber?«
    »Ich müsste den Kopierer neu einstellen.«
    »Ist das ein Problem?«
    »Problem?«
    Er tat es schon wieder. Verflixte Vögel.
    »Ja. Ich meine, ist es schwierig, den Kopierer neu einzustellen?«
    »Schwierig? Nicht direkt.«
    »Aber?«
    »Aber es dauert seine Zeit.«
    Dieser Mistkerl. Er war einfach nur zu faul.
    »Ich kann warten«, sagte ich. »Ich habe Ausgang bis morgen Früh.«
    »Na gut«, stöhnte er und machte sich an die Arbeit.
    Keine drei Minuten später legte er mir den vergrößerten Ausschnitt zur Ansicht vor. Erstaunlicherweise sah er genau so aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.
    »Wunderbar«, sagte ich. »Den nehme ich.«
    »Weiß oder schwarz?«
    »Wie bitte?«
    »Das T-Shirt. Weiß oder schwarz?«
    »Ach so, ja. Weiß bitte. Größ e L.«
    Eine Minute später hatte ich das fertige T-Shirt in der Hand. Es war perfekt. Die Farben waren erstaunlich klar und kräftig, was ziemlich selten bei solchen Aufdrucken war.
    »Es ist sehr schön geworden«, sagte ich. »Wie viel bekommen Sie?«
    »5 0 Mark.«
    »5 0 Mark?«
    Verdammt. Jetzt war ich der Papagei.
    »Für ein einziges T-Shirt?«
    »Ich musste den Kopierer neu einstellen.«
    »Ah ja, der Kopierer. Was hätte es denn sonst gekostet?«
    »40.«
    Ich hatte das untrügliche Gefühl, über den Tisch gezogen zu werden, aber egal. Mit dem T-Shirt war ich mehr als zufrieden und Kelly musste ja nicht erfahren, wie viel es gekostet hatte. Ich ließ mir noch eine Tüte geben, zahlte die 5 0 Mark und verließ den mürrischen Papagei.
    Wieder draußen, setzte ich mich an einen Brunnen direkt vor dem Kaufhaus. Meine Aufgabe war erledigt. Kelly würde ihr Geschenk abends auf der Party bekommen und mich bestimmt dafür umarmen. Langsam fing ich an mich auf diese beschissene Party zu freuen, aber es war noch verdammt lange, bis es so weit war. Zum Einkaufen hatte ich keine Lust mehr. Ich brauchte sonst nichts. Nach Hause wollte ich auch nicht. Da würden sie mir nur alle um den Hals fallen und mich beglückwünschen. Ich wollte irgendwo in Ruhe ein, zwei Bier trinken. Weg von all den blöden Baseballmützen. Am besten auf einen anderen Planeten. Scotty! Hol mich hier raus! Aber Scotty hörte mich nicht. Scotty hörte mich nie, wenn ich ihn wirklich brauchte. Vielleicht war auch der verdammte Transporter wieder mal kaputt. Es blieb mir nichts anderes übrig, als hier auf der Erde in diesem Scheißfrankfurt einen ruhigen Platz zu suchen. Ich überlegte und überlegte, aber mir fiel nichts ein. Manchmal stand ich wirklich auf dem Schlauch. Dabei lag die Lösung praktisch direkt vor meiner Nase, höchstens 3 0 Meter entfernt.

zehn
    Wie gesagt, manchmal stand ich wirklich auf dem Schlauch. Sonst wäre mir bestimmt eher eingefallen, dass es nur einen einzigen Ort in jeder

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