Sonnenstürme
Tiefen lauerten.
»Weil sie Fitzpatricks waren, ernannte man meine Eltern zu Botschaftern und entsandte sie zu mehreren Kolonialwelten. Sie ließen sich von einem Planeten zum nächsten versetzen, weil sie sich schnell langweilten. Ich wuchs bei Privatlehrern und in Internaten auf. Die anderen blaublütigen Schüler und ich mischten uns regelmäßig unters gemeine Volk: Wir nahmen an vorbereiteten Wohlfahrtsveranstaltungen teil und pflegten den Kontakt mit all den kleinen Leuten, an die wir denken sollten.«
»Wie Roamer, meinen Sie?«, fragte Zhett mit einem defensiven Unterton.
»O nein! Meine Großmutter wäre entsetzt gewesen, hätte sie mich jemals mit einem Roamer zusammen gesehen. Ich arbeitete bei ambientalen Säuberungsaktionen mit und besuchte heruntergekommene Familien. Ich verteilte Kleidung und Suppe, half bei der Dekontamination von Sumpfland und dergleichen. Den Wert der Arbeit sah ich ein, aber ich verabscheute sie jedes Mal. Und die Gründe, aus denen mich meine Familie zu solchen Aktivitäten zwang, waren alles andere als altruistisch.«
»Sie haben anderen Menschen geholfen, Fitzie. Das ist doch was. Waren Sie nicht stolz darauf?«
»Ich habe es nie auf diese Weise gesehen… zumindest damals nicht. Ich habe nur gelernt, immer zu lächeln, wenn sich eine Kamera auf mich richtete. Denn wenn ich so dumm gewesen wäre, mich in der Öffentlichkeit zu blamieren, hätte mir meine Großmutter das Fell über die Ohren gezogen.«
Zhett schüttelte den Kopf und bediente die Kontrollen der Greifkapsel. »Ach, Patrick Fitzpatrick der Dritte, Ihr Leitstern ist nicht heller als ein Fingerlicht.«
»Was soll das denn heißen? Ist das irgendein religiöser Unsinn der Roamer?«
»An Ihrer Stelle würde ich anderen Leuten nicht so leichtfertig Unsinn vorwerfen. Haben Sie keine engen Freunde?«
»Nein, eigentlich nicht. Das gehörte nicht zum Programm. Mein Leben war bis ins letzte Detail verplant; für Spontaneität blieb da kein Platz.«
Zhett bedachte ihn mit einem warmen Lächeln. »Aha! Deshalb haben Sie nicht richtig verstanden, wie Menschen miteinander umgehen. Deshalb kommt die Zusammenarbeit bei den Roamern für Sie einem Schock gleich. Es ist eine ganz und gar ungewohnte Umgebung. Ihr Leben auf der Erde war immer behütet und vorherbestimmt. Sie mussten sich nie um irgendetwas bemühen. Deshalb sind Sie nicht fähig, den Leistungen anderer mit Anerkennung zu begegnen.«
Fitzpatrick verzog das Gesicht und wandte sich ab. »Das ist wieder die Zhett Kellum, die ich kenne. Mir sind schon Zweifel gekommen, da es eine Viertelstunde her ist, dass Sie mich zum letzten Mal kritisiert haben.«
»Eins zu null für Sie«, sagte die junge Frau. »Tut mir Leid.«
Fitzpatrick saß schweigend da und dachte nach. »Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass andere Leute – wie die Roamer – anders leben, weil sie es so wollen. Dass sie mit dem zufrieden sind, was sie haben. Ich dachte, ihre einfache Existenz wäre das Ergebnis ihres Versagens und nicht einer bewussten Wahl. Ich habe die Menschen in zwei Gruppen eingeteilt: die Reichen und die Notleidenden. Ich war froh, zu den Reichen zu gehören, und davon überzeugt, dass die Notleidenden mir alles wegnehmen wollten.«
»Entschuldige, Fitzie, nicht einmal für das ganze Geld der Hanse würde ich mein Leben gegen das Ihre eintauschen wollen.« Zhett sah ihn nicht an, als sie sich zur Seite beugte und Fitzpatrick mit einer Andeutung von Mitgefühl am Arm berührte. Als sie begriff, was sie machte, zuckte die Hand so plötzlich zurück, als hätte sie sich die Finger verbrannt. »Vielleicht brauchen Sie einen Neuanfang, um etwas Nützliches zu tun, anstatt nur ein verwöhnter reicher Bengel zu sein.«
Sie steuerte die Greifkapsel in den ausgehöhlten Hangarasteroiden. Als sie ausstiegen und sich streckten, drehte Fitzpatrick den Kopf und sah, wie Del Kellum durch die Luke kam, die zu den Verwaltungsbüros führte. »Da bist du ja, mein Schatz!« Er richtete einen misstrauischen Blick auf Fitzpatrick. »Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Zeit – und dass er nichts versucht hat!«
»Du bist zu besorgt, Vater. Ich habe ihn mir um den kleinen Finger gewickelt.«
Fitzpatrick warf der jungen Frau einen beleidigten Blick zu.
»Ich bringe Neuigkeiten von Rendezvous«, sagte Del Kellum. »Die Roamer haben einstimmig beschlossen, der Großen Gans kein Ekti mehr zu liefern. Wir haben alle Handelsbeziehungen zu ihr abgebrochen.«
»Kein Ekti mehr?«, entfuhr es
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