Sonnenstürme
sollten.«
Estarra blieb besorgt. »Früher oder später begreift er, dass aus Daniel nie ein kompetenter Monarch wird.«
»Daniel muss nicht kompetent sein. Es genügt, wenn er gut auftritt und dem Vorsitzenden gehorcht.« Doch dann lächelte Peter. Vielleicht konnte er OX dazu bringen, die Ausbildung des Prinzen zu sabotieren…
An jenem Abend, nach dem Entzünden der Kuppelfackeln, hatten König und Königin keine politischen oder sozialen Verpflichtungen. Peter sehnte sich nach Ruhe und Entspannung und machte einen Vorschlag, von dem er wusste, dass sich Estarra sehr darüber freuen würde.
Königliche Wächter führten sie in die viel zu selten benutzte Schwimmhöhle. Farne und Blumen wuchsen in der Grotte, und mattes Licht schuf die romantische Illusion von Mondschein.
Warmes Wasser umgab Peter und Estarra, als sie zusammen planschten. Estarra trug den gleichen türkisfarbenen und violetten Badeanzug, den sie auch beim ersten Schwimmen in der Hochzeitsnacht getragen hatte, und sie sah noch immer hinreißend darin aus. Peter schwamm hinter ihr her. »Um unserer geistigen Gesundheit willen sollten wir uns öfter Zeit nehmen, hier zu schwimmen.«
Er öffnete das Tor und rief mit einem akustischen Signal die Delfine herbei. Sie streckten den Kopf aus dem Wasser und schnattern, glücklich über die menschliche Gesellschaft.
Estarra reagierte mit einem schwachen Lächeln. Peter glaubte nicht, dass Furcht oder Ärger ihr Empfinden bestimmte. Er vermutete tiefen Kummer in ihr. »Was ist los, Estarra? Ich dachte, du magst die Delfine.«
»Das stimmt auch. Ich wünschte nur… Ich erinnere mich an Theroc, ans Schwimmen in den Spiegelseen.« Sie seufzte schwer. »Ich vermisse Reynald und Beneto. Als Reynald Vater von Theroc wurde… An jenem Abend überzeugten der Vorsitzende Wenzeslas und Sarein ihn davon, dass ich dich heiraten sollte.«
»Manchmal sind politische Ränkespiele nicht so schlimm«, sagte Peter und küsste Estarra. »Oder?«
Sie schmiegten sich im warmen Wasser aneinander. »Nein, das bedauere ich nicht. Ich liebe dich sehr, Peter. Einen besseren Mann hätte ich mir nicht wünschen können. Aber nicht einmal du kannst den Platz ausfüllen, den meine Brüder in meinem Herzen hatten.« Estarra lächelte traurig. »Sie waren wundervoll. Beneto wollte nie an der Regierung unserer Welt teilhaben. Er tat niemandem weh – aber die Hydroger haben ihn auf Corvus Landing getötet. Dann griffen sie Theroc an und brachten Reynald um.« Tränen glänzten in ihren Augen. »Was haben Beneto und Reynald den Hydrogern angetan? Warum müssen so viele Personen sterben? Weil die Hydroger wegen Oncier zornig sind?«
»Es geht um mehr als nur Oncier«, sagte Peter und wünschte sich, Estarra irgendwie trösten zu können.
Sie schüttelte den Kopf, und Wassertropfen rannen über ihr langes, lockiges Haar. »Die Hydroger haben Theroc ganz bewusst angegriffen, und Beneto starb, weil er die Weltbäume liebte.«
Peter zog seine Frau enger an sich. »Die genauen Gründe der Droger erfahren wir vielleicht nie. Wir können nur hoffen, dass es uns irgendwie gelingt, sie zu besiegen.«
»Derzeit sind mir die großen politischen Dinge gleichgültig, Peter. Ich trauere nur um meine Brüder, um meine Heimat.«
Einer der Delfine kam näher, um zu spielen, aber Estarras Arme blieben um Peter geschlungen. Er wusste, dass es nichts zu sagen gab, und deshalb schwamm er einfach nur neben ihr und teilte ihren Kummer.
64 SAREIN
Als Basil sie bei Sonnenuntergang in den Dachgarten bat, prickelte in Sarein mädchenhafte Freude über ein so romantisches Rendezvous. Sie fragte sich, ob er sie mit einem guten Essen überraschen wollte, vielleicht mit Salzteich-Kaviar von Dremen und theronischen Insektensteaks aus Rlinda Ketts letzter Gourmet-Lieferung.
Dieses Bild vor Sareins innerem Auge löste sich schnell wieder auf. Sie kannte den Vorsitzenden gut genug, um zu wissen, dass er nie einen Abend damit »vergeuden« würde, einfach nur Gefallen an ihrer Gesellschaft zu finden. Es gab immer Arbeit für ihn, und deshalb vermutete sie, dass er wichtige Angelegenheiten mit ihr besprechen wollte, in einem privaten Rahmen.
Sarein spürte kurze Enttäuschung und schalt sich deswegen. Basil war immer so gewesen. Seine Tatkraft und Kompetenz hatten sie gereizt, damals, als sie zum ersten Mal zur Erde gekommen war, um zu studieren.
Genau zur vereinbarten Zeit betrat sie das Dach der Hanse-Pyramide. Die Sonne war eine messingfarbene Kugel am
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