Sonnenstürme
gehorchen.«
»Wohl gesprochen!« Rusa’h winkte, und die anderen Ildiraner griffen nach den Knollen der Nialias.
»Das ist doch verrückt«, knurrte Pery’h. »Was veranlasst dich hierzu?«
Thor’h nahm eine Knolle, in der sich die männliche Komponente gerade mit der weiblichen vereint hatte, und streckte sie Pery’h entgegen. Reines Schiing tropfte heraus. »Hier, kleiner Bruder. Da du nicht verstehst, musst du lernen. Dies ist der erste Schritt. Es geht darum, die Stränge des Thism zu lockern.«
»Ich möchte nicht vom Thism getrennt werden.«
»Es gibt mehr als nur ein Sicherheitsnetz«, sagte Rusa’h. »Aber das entdeckt man erst, wenn man fällt.«
Pery’h stieß die mit Blutsaft gefüllte Knolle verärgert beiseite. Einer von Rusa’hs Linsen-Ildiranern nahm sie Thor’h aus der Hand und trank den Saft, gab sie dann an einen anderen Linsen-Angehörigen weiter, der noch mehr Flüssigkeit herauspresste. Pery’h schauderte und dachte an die Konsequenzen. Wenn sich hier alle vom Thism trennten – was geschah dann mit ihm? Er brauchte die Verbindung, wie alle Ildiraner.
Die anderen Hyrillkaner lachten und feierten. Viele planschten in den seichten Bewässerungskanälen und scheuchten ganze Schwärme phosphoreszierender Quallen auf, die versuchten, den Füßen und Beinen zu entkommen. Die Ildiraner wirkten erleichtert und zufrieden, als wären die glücklichen Zeiten zu ihnen zurückgekehrt und alle Narben des Hydroger-Angriffs verheilt. Überall rissen sie Knollen von Stängeln, pressten Flüssigkeit aus ihnen und tranken Blutsaft. Sie alle genossen reines, starkes Schiing.
Rusa’h sah den Designierten-in-Bereitschaft an und wirkte dabei so enttäuscht, als hätte Pery’h etwas falsch gemacht. »Das Schiing entfernt nur ablenkende Dinge. Es tilgt das Hintergrundrauschen, damit alle Ildiraner die Verbindung mit der Lichtquelle sehen können.«
Der nächste Linsen-Angehörige trat neben Rusa’h und sah Pery’h aus Augen an, in denen der Schiing-Einfluss glänzte. »Der Designierte sagt die Wahrheit. Wir haben das Thism konsultiert und sind den Fäden gefolgt. Seine Entdeckung kommt einer Offenbarung für uns alle gleich. Rohes Schiing ist der Schlüssel.«
Pery’h fühlte sich besiegt. »Offenbar kann ich diese Feier nicht verhindern, aber was mich betrifft: Ich behalte die Verbindung mit meinem Vater, dem Weisen Imperator, bei.«
»Wir alle wissen, dass Jora’h dein Vater und mein Bruder ist«, sagte Rusa’h in einem kühlen, reservierten Tonfall. »Aber glaub nicht, dass er immer Recht hat.«
Der Hyrillka-Designierte beobachtete, wie seine Untertanen frisches Schiing zu sich nahmen. Auf diesen Feldern ging die Ernte verloren, aber Nialias wuchsen und reiften schnell. Selbst nach den Feiern dieses Tages konnten gemeinsame Bemühungen gewährleisten, dass der Drogenexport ohne nennenswerte Verzögerungen weiterging.
Der Designierte Rusa’h stand wie eine Statue da, umgeben von Ildiranern, vom Thism gelöst. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Sein langes Haar – es war das längste aller Designierten, denn er hatte es nie als Zeichen der Trauer abgeschnitten – zuckte wie ein unabhängiges Wesen.
Während die anderen Hyrillkaner um ihn herum die befreiende Wirkung des Schiing spürten, lächelte Rusa’h grimmig, erweiterte sein Selbst, berührte vorsichtig die umhertreibenden Fäden des gelösten Thism… und fühlte die Möglichkeit, ein eigenes Netzwerk zu schaffen. Bald.
Pery’h schwankte inmitten des lauten Durcheinanders und weigerte sich, an der ausgelassenen Feier teilzunehmen. Nacheinander trennten sich die Hyrillkaner vom Thism-Netz, und dadurch blieb er isoliert – und verwundbar – zurück.
77 DOBRO-DESIGNIERTER UDRU’H
Eines Morgens, eine Woche nach der Rückkehr des Weisen Imperators in den Prismapalast, sahen menschliche Gefangene und Wächter zum Himmel hoch. Udru’h befand sich außerhalb seiner primären Residenz und blickte ebenfalls nach oben. Flammen loderten, das Feuer von Bremsraketen, und trotz der großen Entfernung begriff der Designierte sofort, dass sich kein ildiranisches Raumschiff näherte.
Der junge Daro’h eilte atemlos zu ihm. »Erwarten wir Besuch?«
Der Dobro-Designierte fühlte einen kalten Schauer der Furcht. Ihm stand kein Manipel – nicht einmal eine Septa – der Solaren Marine zur Verfügung. Bis vor kurzer Zeit hatten die Ildiraner so tief im Innern ihres Reichs keine Verteidigung benötigt, und der Weise Imperator
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