Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
Absichten merkte. Seit der verhängnisvollen Begegnung mit ihrer Mutter war sie nicht ein einziges Mal offen zu Udru’h gewesen. Sie durfte es nicht riskieren.
    Glücklicherweise hatte der Designierte noch immer volles Vertrauen zu ihr. Seit einiger Zeit wirkte er noch angespannter und verzweifelter…
    Im Ausbildungsraum riefen die mentalen Instruktoren die Kinder zu sich. Osira’h trat zu Rod’h und ihren anderen Geschwistern.
    »Bewegt euren Geist so wie eine Tänzerin ihre Muskeln«, sagte der Ildiraner vom Linsen-Geschlecht, ein dünner, blasser Mann. »Osira’h und Rod’h, ihr habt die stärksten Fähigkeiten; sie sind stärker als meine und die der anderen zusammen. Aber eure Brüder und Schwestern können ihr Potenzial ebenfalls entwickeln.« Der Linsen-Mann faltete die weißen Hände. »Konzentriert euch. Öffnet euer Selbst und schickt eure Gedanken auf die Reise. Seid wie Schwimmer im Meer. Erforscht den unbekannten Ozean zwischen den ildiranischen Welten. Tastet euch bis zu den Gasplaneten vor und… sucht die Hydroger. Bemüht euch, ihre Gedanken zu erkunden.«
    Osira’h biss die Zähne zusammen und bereitete sich auf erhebliche geistige Anstrengungen vor. Ihre beiden jüngsten Geschwister, Tamo’l und Muree’n, zitterten voller Nervosität und Furcht, was Osira’h zum Anlass nahm, noch entschlossener zu sein. Neben ihr schloss Rod’h die großen runden Augen. Falten bildeten sich in seiner glatten Stirn, und sie spürte, wie eine kleine Welle seiner Kraft sie erreichte – Osira’h fühlte sie als leichtes Prickeln auf der Haut. Aber Rod’h suchte nicht nach ihrem Bewusstsein, sondern streckte seinen Geist weit über sie hinweg.
    Sie versuchte, ihn zu begleiten. Rod’h kam ihrem Potenzial am nächsten, und sie hoffte, dass es weitere Gemeinsamkeiten zwischen ihnen gab. Sie selbst war zu jung, um alle Details in dem sich ausbreitenden Netz aus Plänen zu verstehen, aber Rod’h ahnte überhaupt nichts.
    Osira’h erweiterte ihr Ich, riss geistige Mauern nieder und trotzte physischen Beschränkungen. Wenn der Tag kam, an dem sie ihre Pflicht erfüllen sollte, würde sie den Hydrogern viel näher sein. Derzeit beschränkte sie sich darauf, aus der Ferne zu versuchen, die Fremden zu erreichen, mit denen sie kommunizieren sollte. Sie wusste auf einem rein theoretischen Niveau, dass man von ihr erwartete, Verhandlungen einzuleiten, eine Brücke zu bilden zwischen zwei völlig verschiedenen Spezies. Jene Fähigkeiten waren nicht getestet, denn kein Hydroger hatte ihr jemals erlaubt, sich seinem Geist zu nähern. Osira’h würde nur eine Chance bekommen, und nur dann, wenn es so weit war.
    Wenn sie versagte, würde Rod’h die Verantwortung tragen, der kleine Junge, der nie die Anweisungen seines verdorbenen Vaters Udru’h infrage stellte.
    Osira’hs Gedanken glitten durch die Leere und erforschten Mysterien. Plötzlich bemerkte sie einen sonderbaren Ruf, ein aufregendes, unvertrautes Echo, das sie an… ihre Mutter erinnerte. Aber das konnte nicht sein! Nira war tot. Osira’h hatte den Schmerz und die leere Finsternis gefühlt, die sie von ihrer Mutter trennte. Gab es eine andere Präsenz? Das fremde Etwas verblasste, bevor sie mehr darüber erfahren konnte. Osira’h schickte ihre Gedanken weiter und suchte mit mehr geistiger Kraft.
    Beim Horizont-Cluster fühlte sie eigentümliche Knoten im Thism und unerwartete Dunkelheit – das Phänomen schien seinen Ursprung auf Hyrillka zu haben. Osira’hs Platz im Gespinst aus verbundenen ildiranischen Gedanken war aufgrund ihrer besonderen Herkunft einzigartig. Zwar waren ihre mentalen Kräfte nicht dafür ausgebildet, aber sie konnte trotzdem die Pfade der Lichtquelle wahrnehmen, die der Weise Imperator kontrollierte. Als sie versuchte, die seltsamen Knäuel bei Hyrillka zu berühren, glitten Osira’hs Gedanken daran ab – sie kam sich vor wie ein Kletterer, der an einem schmelzenden, geölten Kristall nach Halt suchte. Es fühlte sich sehr sonderbar an.
    Ihre Gedanken wanderten weiter, rasten wie ein Rufsignal durch die Leere des Alls, stießen aber nur auf kalte Stille. Osira’h fühlte sich nicht stark genug, um herauszufinden, ob die quälende Stille auf bewusste Ablehnung von Kommunikation zurückging oder auf eine fehlerhafte Modulation des Signals.
    Als Osira’hs Selbst schließlich in den Ausbildungsraum zurückkehrte, fühlte sie sich schwach, als wäre ihr Geist stundenlang unterwegs gewesen und als hätte ihr Körper fast zu atmen

Weitere Kostenlose Bücher