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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Roboter zögerte und nahm vermutlich eine Situationsbewertung vor. Schließlich drehte er seinen Rumpf und kehrte auf metallenen Fingerbeinen zum Raumschiff zurück. Udru’h vermutete, dass er nicht mit den Dingen zufrieden war, die er auf Dobro gesehen hatte. Unbehagen breitete sich in dem Designierten aus.
    Daro’h schwieg und beobachtete nervös, wie das Klikiss-Raumschiff donnernd aufstieg – sein Triebwerksfeuer beschädigte einige nahe Gebäude. Schließlich wandte sich der Designierte-in-Bereitschaft seinem Onkel zu, das Gesicht voller Fragen.
    Udru’h legte dem jungen Mann eine starke, aber leicht zitternde Hand auf die Schulter. »Wir müssen Ildira sofort eine Nachricht übermitteln.«

78 OSIRA’H
    Nachdem der unheimliche Klikiss-Roboter Dobro verlassen hatte, setzte Osira’h ihre mentalen Studien mit hingebungsvollem Fleiß fort. Erneut gab sie vor, nicht zu wissen, was tatsächlich auf Dobro geschah…
    Bisher hatte sich ihr ganzes Leben um eine bestimmte Sache gedreht. Ihre Lehrer, die Ildiraner des Linsen-Geschlechts und auch der Designierte selbst, hatten sich um sie gekümmert und behauptet, Freunde zu sein. Immer wieder hatten sie Osira’h auf die wichtige Rolle hingewiesen, die sie spielen sollte. Sie war immer bestrebt gewesen, ihr Bestes zu geben, und sie hatte sich sehr über Udru’hs Stolz gefreut, wenn es ihr gelang, eine schwierige Übung zu bewältigen.
    Bis zu jenem Abend, als sie ihrer Mutter begegnet war.
    Sie hatte einen Ruf vernommen, die Sehnsucht einer fremden und doch seltsam vertrauten Frau. Eine telepathische Verbindung hatte Osira’hs Herz berührt und sie veranlasst, gegen die Regeln zu verstoßen, nach draußen zu gehen und durch die Schatten zu schleichen. Dort, am Rand des Zuchtlagers, hatte sie die grüne Priesterin getroffen. Nim Khali. Ihre Mutter – ein Geheimnis, das Udru’h die ganze Zeit über vor ihr gehütet hatte.
    Während des telepathischen Kontakts hatte Nira alles mit ihr geteilt, Gedanken, Erinnerungen und Gefühle, doch zuerst war Osira’h nicht bereit gewesen, all den Dingen zu glauben, die sie plötzlich erfuhr. Inzwischen wusste sie, dass alles der Wahrheit entsprach. Sie trug die Erinnerungen ihrer Mutter in sich, klar und deutlich. Im eigenen Herzen fühlte sie das, was Nira gefühlt hatte, die Freude über ihre Liebe zu Jora’h. Es war fast mehr, als sie ertragen konnte, aber Osira’hs Selbst hatte gelernt, stark zu sein. Das verdankte sie der Ausbildung durch Udru’h.
    An jenem Abend hatte Osira’h erfahren, dass im Zuchtprogramm Gefangene verwendet wurden, Nachkommen verschleppter Menschen. Mit großem Kummer hatte sie festgestellt, dass der Designierte – ihr Mentor und der Mann, der behauptete, sie wäre für ihn das Wichtigste im ganzen Ildiranischen Reich – als führender Kopf hinter all dem Schrecken stand. Udru’h hatte ihre Mutter vergewaltigt, wodurch sie mit Osira’hs Bruder Rod’h schwanger geworden war. Als man sie schließlich bei ihrer Mutter entdeckt hatte, war Nira von den Wächtern brutal niedergeschlagen und fortgetragen worden. Das telepathische Band zwischen ihnen war zerrissen und Leere gewichen.
    Lügen. So viele Lügen…
    Später hatte Osira’h versucht, mithilfe ihrer Telepathie Udru’hs Gedanken zu erfassen. Sie war dabei sehr vorsichtig gewesen, aber es mangelte ihr an Erfahrung, und der Designierte hatte die mentale Sondierung jedes Mal bemerkt. Von der wahren Absicht, die sich dahinter verbarg, ahnte er nichts. Ganz im Gegenteil: Es freute ihn, dass Osira’hs telepathisches Potenzial wuchs.
    Von da an hielt sich Osira’h zurück, um dem Designierten keinen Hinweis darauf zu liefern, dass sie die Wahrheit kannte. Sie verzichtete darauf, ihn zur Rede zu stellen, gab durch nichts zu erkennen, dass sie alles verstand. Osira’h setzte ihre mentale Ausbildung fort und arbeitete noch intensiver als vorher, denn sie wollte stark sein – aber aus ganz anderen Motiven.
    Dem väterlichen Designierten traute sie nicht mehr, und sie fand auch keinen Gefallen an den Geschichten über ihr Schicksal. Udru’h besuchte sie, war so freundlich wie immer und zeigte Freude über die von ihr erzielten Fortschritte. Osira’h brauchte ihre ganze innere Kraft, um zu verhindern, dass die angenehmen Erinnerungen ihr Herz erweichten. Udru’h schien sie wirklich zu mögen – oder war auch das Täuschung?
    Wenn er jetzt zu ihr kaum, schirmte Osira’h ihr Bewusstsein ab, damit er nichts von ihren wahren Gedanken und

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