Sonnenstürme
»Ich weiß nicht, ob ich Sie erwürgen oder Ihnen auf die Schulter klopfen soll, weil Sie ein guter Schüler sind. Ihre Schlussfolgerungen sind nicht die gleichen wie meine, aber… sie haben durchaus etwas für sich. Ich werde Ihren Hinweis in Erwägung ziehen.« Er nahm das Dokument und wandte sich zum Gehen, ohne seine Niederlage einzugestehen. »Wir werden einen schnellen, sauberen Sieg über die Roamer erringen, und zwar bald. Vielleicht ist es am besten, wenn Sie sich aus dieser Sache heraushalten. Dann können Sie sich anschließend wohlwollend geben.«
Der Vorsitzende sah über die Schulter. »Aber ich warne Sie: Die Führung der Hanse bleibt allein in meiner Hand. Wenn ich erneut mit einem Anliegen an Sie herantrete, Peter – wagen Sie es nicht, mir noch einmal zu widersprechen.«
Selbst wenn die Sorgen besonders groß waren: Peter kannte immer einen Ort, wo er ganz Mann und keine Marionette des Vorsitzenden war. Spät am Abend, in seinem Schlafzimmer – nachdem OX den Raum nach Überwachungskameras durchsucht und eventuelle Mikrofone deaktiviert hatte –, fühlte er sich sicher und geborgen, wenn er seine Königin in den Armen hielt.
Er streichelte Estarras warmen, glatten Rücken, strich mit den Fingerkuppen über ihre Schulterblätter und zog sie enger an sich. Er fühlte ihre weichen Brüste und küsste ihr Ohr, während ihre Finger durch sein Haar wanderten. »Von vielen Entscheidungen Basils halte ich nichts, aber als er dich für mich auswählte… Etwas Besseres hat er nie getan.«
Wie sonderbar es für Estarra gewesen sein musste, die üppigen Wälder von Theroc zu verlassen und in eine ganz andere Kultur versetzt zu werden, hier im Herzen der Hanse. Aber sie war stark und aufgeschlossen gewesen, dazu bereit, Peter eine Chance zu geben. Zuerst hatte er die politischen Manipulationen verabscheut, die zu dieser Ehe geführt hatten… Aber Estarra und er hatten viel gemeinsam, und jetzt verließen sie sich aufeinander, an einem Ort, an dem sie nie wussten, wem sie sonst trauen konnten.
Viele ihrer Verpflichtungen waren unangenehm oder schwierig, aber Peter und Estarra waren glücklich miteinander, insbesondere dann, wenn sie im Dunkeln allein sein und das große, gefährliche Universum draußen vergessen konnten.
Estarras Atem strich Peter warm über den Hals, als sie ihm den Kopf auf die Schulter legte. »Alle Frauen beneiden mich, Peter, nicht nur auf Theroc, sondern überall in der Hanse. Immerhin kann ich den König lieben, wann immer mir danach ist.«
»Wenn ich die Hanse doch ebenso leicht zusammenhalten könnte, wie ich dich in meinen Armen halte«, sagte Peter.
Der Vorsitzende und seine Assistenten erwarteten nicht von ihm, dass er Führungsaufgaben wahrnahm – er sollte vorbereitete Erklärungen abgeben und diente als Galionsfigur –, aber Peter spürte, dass die Situation für die Hanse immer problematischer wurde und sich auch Schwierigkeiten bei den Beziehungen mit den Theronen und Roamern anbahnten. Basil versuchte, immer striktere Kontrolle auszuüben, aber je mehr er verlangte, dass sich alle Menschengruppen an seine strengen Anweisungen hielten, desto weniger Bereitschaft zur Zusammenarbeit zeigte die Bevölkerung. Basil glaubte, dass bewusste Absicht hinter dieser Halsstarrigkeit steckte.
»Basil plant etwas gegen die Roamer«, sagte Peter. »Ich fühle es. Aber diesmal werde ich keine Maßnahmen gutheißen, die ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Eher neige ich den Kopf und gestehe mein Versagen ein.«
»Die Leute glauben, dass du ein gutes Herz hast«, erwiderte Estarra. »Und ich stehe an deiner Seite, was auch immer passiert. Das weißt du.«
»Ja, Estarra. Das weiß ich.«
»Ganz gleich, was Basil plant: Du kannst nichts dagegen unternehmen. Mach dir während unserer privaten Zeit im Bett nicht zu viele Sorgen.« Sie rollte sich auf ihn. »Ich muss dich doch irgendwie von deiner Besorgnis ablenken können.«
Peter küsste sie. »Wie denn?«
Estarra zeigte es ihm.
85 TASIA TAMBLYN
Der Krieg im Spiralarm ging weiter, aber Tasia befand sich in der TVF-Basis auf dem Mars und drehte Däumchen. Es war ihr nie leicht gefallen, untätig zu sein. Ihr Manta-Kreuzer und andere Schiffe befanden sich im Raumdock und wurden dort mit neuen Waffensystemen ausgestattet, obwohl Tasia nichts dergleichen beantragt hatte.
Ihre Crew war verstreut. Einige Besatzungsmitglieder hatten Urlaub bekommen; andere waren zum Bodendienst abkommandiert. Sergeant Zizu kümmerte
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