Sonnenstürme
abgesehen vom Ausmaß der Gewalt. Denke daran: Was auch immer du beschließt, es wird weit reichende Folgen haben.«
»Einige der hitzköpfigen Clanoberhäupter könnten so zornig werden, dass sie das vergessen. Sie sind imstande, mich zu überstimmen. Ich kann nur für sie sprechen, sie aber zu nichts zwingen.«
»Schlimmer noch, die meisten von ihnen sind Männer mit der Tendenz, sich beweisen zu müssen.« Die alte Frau schüttelte langsam den Kopf.
Cesca zögerte kurz. »Wenn sie sich für das Nächstliegende entscheiden, fürchte ich die Konsequenzen, die sich daraus für uns alle ergeben.«
»Jede Entscheidung hat ihre Konsequenzen. Du stehst über den Clans. Deine Aufgabe besteht darin, den anderen Weisheit zu zeigen, damit sie die beste Entscheidung treffen, und dafür zu sorgen, dass anschließend alle an einem Strang ziehen. Wir sind alle Roamer.«
»Ja«, sagte Cesca. »Wir dürfen nicht vergessen, wer wir sind.«
14 DD
In der Stadtsphäre der Hydroger unter den Wolken von Ptoro hallten brummende Alarmsignale wie Hammerschläge durch die extrem dichte Atmosphäre. DD wusste nicht, wohin er fliehen sollte.
Die fremden Wesen schimmerten wie Quecksilber, als sie durch die chaotischen Skulpturen glitten, aus denen ihre Metropolis bestand. Die geometrischen Gebäude waberten und veränderten ihre Form, wie dreidimensionale kristallene Mosaike, die sich miteinander verbanden. Farben strahlten heller.
Der Modell-Freundlich-Kompi verstand nicht, was die überaus fremdartigen Hydroger taten oder sagten, aber er bemerkte ihre Unruhe. Um was für eine Art von Notfall handelte es sich? Die schwarzen Klikiss-Roboter – DD verstand sie ein wenig besser, aber sie waren genauso monströs für ihn – hasteten voller Aufregung umher. Schließlich gelang es ihm, einen der käferartigen Roboter anzuhalten. »Bitte sag mir, was vor sich geht.«
Der Roboter drehte seinen kantigen Kopf und richtete blitzende optische Sensoren auf den Kompi. »Das terranische Militär hat Ptoro erreicht. Scouts in den oberen Schichten der Atmosphäre beobachten es. Die Menschen haben den vorbereitenden Apparat der von meinen verfluchten Schöpfern entwickelten Fackel-Waffe eingesetzt. Einige Hydroger übernehmen die Verteidigung, während die Stadtsphären Transtore öffnen und diese Welt evakuieren. Wir Roboter brechen mit unseren Schiffen auf.«
Die brummenden Alarmsignale ließen die Metall- und Polymerkomponenten von DDs Körper vibrieren. »Was ist mit mir? Soll ich ebenfalls mitkommen?«
»Darum kümmert sich Sirix. Wir müssen wichtige Vorbereitungen treffen. Misch dich nicht ein.« Der große Roboter stapfte durch die dichte Atmosphäre fort und trat durch eine segmentierte kristallene Wand. Hinter ihm rückten die Facetten wieder an ihren Platz.
DD blickte nach oben und beobachtete, wie mehrere Kampfschiffe der Hydroger von der Stadtsphäre aufstiegen. Die großen Kugeln mit der diamantenen Außenhülle sausten wie dornige Kanonenkugeln nach oben.
Die tapferen TVF-Soldaten dort draußen würden es bald mit einer übermächtigen Streitmacht zu tun bekommen.
Beim Zünden der ersten Klikiss-Fackel hatten DDs Eigentümer Margaret und Louis Colicos niemandem schaden wollen und nicht einmal etwas von der Existenz der Hydroger gewusst. Diesmal aber setzte die TVF die Klikiss-Fackel ganz bewusst als Vernichtungswaffe im Krieg ein. Diplomaten der Hanse und Offiziere der Flotte hatten mehrmals versucht, Frieden zu schließen, aber die Hydroger wollten nicht verhandeln. Die Flüssigkristallwesen hielten Menschen als Spielzeuge bei ihren sonderbaren Untersuchungen und Experimenten für einigermaßen interessant, ansonsten aber für unwichtig – im Spiralarm gab es weitaus bedeutungsvollere Gegner.
DD hingegen hielt nichts für wichtiger, als jenen ambientalen Raum aufzusuchen, in dem Robb Brindle und die anderen Menschen gefangen waren. Auf dem Weg dorthin stellte sich dem kleinen Kompi niemand entgegen. Die Hydroger und Klikiss-Roboter waren viel zu sehr mit der Evakuierung beschäftigt, um ihm Beachtung zu schenken.
Als er den Raum betrat, standen die ausgemergelt wirkenden Gefangenen auf. »DD!«, sagte Brindle. »Hoffentlich bringst du gute Nachrichten.«
»Das ist leider nicht der Fall. Haben Sie den Aufruhr in der Stadtsphäre der Hydroger bemerkt?«
Einige Gefangene traten an die gallertartigen Wände und blickten durch die transparenten Membranen. »Wir sehen, dass es dort recht hektisch zugeht, aber wer weiß schon,
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