Sonnenstürme
aufrichtige Lächeln seit langer Zeit. Estarra und er fassten sich an den Händen und hoben sie gemeinsam, um das Volk zu grüßen.
Musik ertönte auf dem großen Platz. Straßensänger und Musikanten tanzten umher und zeigten ihre Freude. Feiernde ließen phosphoreszierende Ballons los, die aufstiegen, platzten und Wolken aus schimmernden Funken freisetzten. Boote glitten durch den Königlichen Kanal, und Touristenzeppeline schwebten am Himmel.
Der Erzvater der offiziellen Religion Unisono stand wie ein freundlicher alter Heiliger unten auf dem Platz, gekleidet in weite bunte Umhänge. Er sprach Ritualgebete und ließ Gläubige Dankgesänge anstimmen. Der junge Prinz Daniel, Peters angeblicher Bruder, war »aus Sicherheitsgründen« nicht zugegen, und der König freute sich darüber, dass keine unausgesprochene Drohung, ihn zu ersetzen, ihm den Abend verdarb. Der Vorsitzende Wenzeslas glaubte, er hätte den König eingeschüchtert und ihn dazu gebracht, sich mit seiner untergeordneten Rolle abzufinden. In Wirklichkeit versuchte Peter, Zeit zu gewinnen, und er blieb die ganze Zeit über wachsam.
»Ich habe fast vergessen, wie es sich anfühlt, Estarra. Es war notwendig, die Hydroger daran zu erinnern, dass wir nicht hilflos sind, dass wir uns nicht einfach von ihnen niedermetzeln lassen.«
Sie umarmte ihn kurz. »Das dürfte ihnen jetzt klar geworden sein.«
Peter strich ihr über die Schulter und fand großen Gefallen daran, ihre weiche Haut zu berühren. Dass ihm viel an Estarra lag, gab der Hanse ein hervorragendes Druckmittel an die Hand. Das wusste Peter ebenso gut wie Basil.
Der Vorsitzende trat von hinten an sie heran, so leise wie sich ansammelnder Staub. »Die Transporter haben mit dem Anflug begonnen. In zehn Minuten sollten sie am Himmel sichtbar sein. Es wird also Zeit für Sie, zum Volk zu sprechen.«
»Sie und Ihre Zeitpläne, Basil«, sagte Peter und lächelte schief. »Sind Sie nervös, weil Sie diesmal selbst eine kleine Rede halten wollen?« Zwar trat der Vorsitzende nur selten in der Öffentlichkeit auf, aber er hatte beschlossen, sich bei dieser besonderen Gelegenheit selbst ans Volk zu wenden. Vielleicht ging es ihm darum, sich in den optimistischen Neuigkeiten zu sonnen. Spielte so etwas wie Stolz eine Rolle?
»Nervös? Nein.«
Eine laute Fanfare sorgte dafür, dass das Murmeln der Menge Stille wich. Das Licht der Scheinwerfer richtete sich auf den Balkon und blendete ihn so sehr, dass er die herabkommenden Raumschiffe nicht sah – aber er wusste, wo sie sich befinden sollten. »Seht nur!«, rief Peter und deutete nach oben. »Das beweist: Unsere Feinde können vernichtet werden!«
Sechs TVF-Transporter sanken aus dem Orbit herab. Unter ihnen baumelten riesige kristallene Wrackteile an Traktorstrahlen. Zwei Schiffe beförderten gemeinsam das größte Fragment des auf Theroc zerstörten Kugelschiffs, während die anderen Transporter jeweils ein Teil zum Königlichen Platz trugen.
Estarra drückte Peters Hand, voller grimmiger Zufriedenheit darüber, Trümmer des Schiffes zu sehen, das ihre Schwester Celli gefunden hatte. Neben seiner Frau zu stehen… Allein dadurch fühlte sich Peter stärker und fähig, der Menschheit dabei zu helfen, diese Krise zu überwinden.
General Lanyan hatte die Wrackteile zur TVF-Basis auf dem Mars bringen wollen, damit sie dort gründlich untersucht wurden, doch Basil Wenzeslas hatte sich dagegen ausgesprochen. »Sie können sich die Trümmer später vornehmen, General. Es gibt hierbei Dinge zu berücksichtigen, die über die militärische Notwendigkeit hinausgehen. Ich möchte die Wrackteile der Öffentlichkeit zeigen, anstatt sie in einem militärischen Forschungslabor verschwinden zu lassen.«
Lanyan hatte sich über den Widerspruch des Vorsitzenden geärgert und auf militärischer Sicherheit bestanden. »Sicherheit?«, hatte Peter erwidert. »Wenn Ihre Wissenschaftler einen schwachen Punkt bei den Schiffen der Hydroger finden – vor wem sollten wir ihn geheim halten?«
Vom Balkon aus beobachteten Peter und Estarra, wie die Transporter die Wrackteile des Kugelschiffes auf dem Platz absetzten – wie ein Ritter, der seinem König den abgeschlagenen Kopf des Drachen präsentierte. Als das erste große Trümmerstück mit einem dumpfen Pochen auf den Steinplatten aufsetzte, wichen das Publikum und selbst die königlichen Wächter voller Ehrfurcht zurück.
Der nächste Teil von König Peters Rede war voller warmer Zuversicht. »Unsere Wissenschaftler
Weitere Kostenlose Bücher