Sonnenstürme
einer Woche kommt ein Schiff der Hanse nach Dremen, um Freiwillige aufzunehmen und zum nächsten Transportal zu bringen. Wir bekommen Beihilfe, Ausrüstung, alles was wir brauchen. Pioniere! Wir könnten zu reichen Minenbesitzern oder Forstwirtschaftsmagnaten werden. Die Möglichkeiten sind endlos.«
»Wir brechen… in einer Woche auf?« Es gab nur wenige Habseligkeiten, die zusammengepackt werden mussten. Orli hatte immer geglaubt, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ihr Vater erneut seine Zelte abbrach und einer weiteren Schimäre nachjagte. »Du hast bereits für uns unterschrieben, nicht wahr, Vater?«
»Ja.« Er zerzauste ihr das Haar. »Unsere Namen stehen ganz oben auf der Liste.«
29 WEISER IMPERATOR JORA’H
Udru’h war altersmäßig sein nächster Bruder – und der letzte Ildiraner im Reich, den Jora’h sehen wollte. Der Dobro-Designierte trug für das Zuchtprogramm noch mehr Verantwortung als der frühere Weise Imperator Cyroc’h. Doch als Jora’h Vorbereitungen dafür traf, selbst nach Dobro zu fliegen, verlangte er von seinem Bruder einen vollständigen Bericht über Nira. Udru’h konnte sie aus den Zuchtlagern holen und retten.
Beim förmlichen Empfang seines Bruders saß Jora’h im hellen, bunten Licht, das durch die Kuppel der Himmelssphäre fiel. Das gewaltige Arboretum über ihm enthielt Bäume, Blumen, Farne, schmetterlingartige Geschöpfe und Federsummer. Getreue Wächter umgaben den auf einem Podium stehenden Chrysalissessel.
»Sag mir: Hast du sie gefunden?« Der Weise Imperator beugte sich in seinem Chrysalissessel vor. Er hatte die vielen Pilger und Besucher aus allen Geschlechtern fortgeschickt, denn bei dieser Begegnung wollte er mit Udru’h allein sein.
Das Gesicht des Dobro-Designierten wirkte wie aus Stein gemeißelt. Sein geschorener Kopf war noch immer makellos glatt, obgleich einige der anderen Designierten nach Cyroc’hs Kremation damit begonnen hatten, ihr Haar wieder wachsen zu lassen. Seine Kleidung war neutral, und er verzichtete darauf, sich mit den bunt schimmernden Kristallen oder Sonnenenergiestreifen zu schmücken, die viele Höflinge trugen.
Udru’h hob das Kinn, und das helle Licht der Himmelssphäre glitzerte in seinen Augen. »Ich habe gerade die Informationen von Dobro bekommen, die du angefordert hast, Herr.«
»Nun? Erzähl mir von Nira. Wenn du sie verletzt hast…«
Der Designierte senkte den Blick. »Leider muss ich dir mitteilen, dass die menschliche grüne Priesterin ums Leben gekommen ist, Herr. Der Grund dafür ist ein Unglück, für das ich nicht verantwortlich bin.«
Jora’h rückte noch etwas weiter im Chrysalissessel vor und schloss die Hände so fest um den Rand, als wollte er ihn zerbrechen. »Was?« Zorn und jäher Kummer durchzuckten ihn, fegten die neu erwachte Hoffnung fort. »Du hast sie umgebracht!«
»Nein, Herr. Wie ich schon sagte: Es war ein Unglück, ein schreckliches Unglück. Während des Durcheinanders nach dem Tod unseres Vaters gerieten viele Ildiraner in Panik, als sie die Verbindung zum Thism verloren. Sie waren außer Kontrolle. Die grüne Priesterin versuchte zu fliehen, und einige der Dobro-Wächter haben… zu heftig reagiert.«
Nira war tot! »Warum habe ich nichts davon gespürt? Warum habe ich nichts davon erfahren?«
Udru’h blieb kühl und rational. »Wir waren alle voneinander getrennt, bevor du zum neuen Weisen Imperator wurdest, Herr. Ich hatte keine Kontrolle über meine Soldaten.«
Jora’h wusste, dass sein Bruder die Wahrheit sagte. Sein Vater hatte ihn einst mit einer Geschichte über Niras Tod belogen, aber diesmal konnte es nicht erfunden sein. Kein Designierter war jemals imstande gewesen, die Wahrheit vor dem Weisen Imperator zu verbergen. Eine gähnende Leere formte sich in Jora’hs Herz, wie ein Schwarzes Loch.
Udru’h hatte schließlich den Anstand, beschämt den Kopf zu senken. »Ich entschuldige mich für den Kummer, den dir dies bereitet. Ich weiß, dass die grüne Priesterin die Mutter deiner Tochter Osira’h und einiger anderer Halbblutkinder war.«
»Deine Machenschaften auf Dobro haben mir großen Schmerz bereitet.« Erneut sammelte Jora’h seine Entschlossenheit, einen Weg zu finden, das Zuchtprogramm zu beenden und gleichzeitig das Ildiranische Reich vor den Hydrogern zu retten. »Wann bist du mit dem zufrieden, was du erreicht hast?«
»Ich werde zufrieden sein, wenn ich zum Wohle des Reiches einen Erfolg erzielt habe, Herr. Alle meine Anstrengungen haben zum Zweck,
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