Sonnenstürme
Nur’of und sein thermisches Projekt mehr zur Prosperität der Stadt beitragen würden als Avi’hs Anwesenheit. Ein verwöhnter und verhätschelter Adliger wie der Designierte fühlte sich vermutlich um sein halbes Jahr im Prismapalast betrogen.
Schließlich ergriff Avi’h selbst das Wort, beschrieb die Zeremonie, mit der Jora’h zum neuen Weisen Imperator geworden war, das Feuer der Kremation und die Unterbringung von Cyroc’hs glühenden Knochen im Ossarium des Prismapalastes. Die Ildiraner hörten hingerissen zu, und Vao’sh war sowohl fasziniert als auch traurig. »Schade, dass ich nicht dabei gewesen bin. Ein solches Ereignis findet im Leben eines Ildiraners nur einmal statt.«
Nach der Versammlung kehrten die Arbeiter zu ihren Aufgaben zurück, und Avi’h rief die Erinnerer zu sich, ausdrücklich auch Anton. Der Designierte hatte in einem bunten, bequemen Sessel Platz genommen, und der oberste Beamte stand neben ihm, wurde erneut zu seinem Sprachrohr. »Erinnerer Anton Colicos, eine verspätete Nachricht traf auf Ildira für Sie ein, ein Bericht von der Terranischen Hanse.«
»Warum sollte sie mir eine Mitteilung ins Ildiranische Reich schicken?«, wunderte sich Anton. Und dann ahnte er, was es mit der Nachricht auf sich hatte.
Der zerstreute Designierte sprach in einem gleichgültigen Tonfall. »Offenbar hat man Ihren Vater bei einer archäologischen Ausgrabung auf Rheindic Co tot aufgefunden. Ihre Mutter wird noch vermisst. Der Hanse-Händler, der diese Nachricht brachte, nannte nicht viele Details.«
Anton wankte und sah plötzlich Sterne vor den Augen. Er war sprachlos. Vao’sh ergriff seinen Arm und stützte ihn. »Es tut mir Leid, mein Freund. Ich weiß, dass Sie sich Sorgen gemacht haben…«
Als hätte er gerade ein Zeremonienband durchschnitten, hob der Designierte abrupt die Hand – offenbar hielt er seine Pflicht für getan. »Das ist alles. Mehr gibt es nicht. Sie können beide gehen.«
Antons Füße fühlten sich schwer wie Blei an, als Vao’sh ihn fortführte.
39 DD
Die Klikiss glaubten vermutlich, ihm einen Gefallen zu erweisen, als sie DD von einem spektakulären Ort zum nächsten brachten, ihm Umgebungen zeigten, in denen Menschen nicht überleben konnten. Nicht eine einzige Gelegenheit zur Flucht ergab sich.
Der Freundlich-Kompi war Zeuge von Naturwundern geworden, die kein Mensch jemals gesehen hatte, und er bedauerte, keine Möglichkeit zu haben, die gespeicherten Daten zu übermitteln. Margaret und Louis Colicos hatten sich mit solcher Hingabe ihrem Beruf gewidmet, dass sich DD Gelegenheit erhoffte, selbst einen Beitrag für die Wissenschaft zu leisten.
Doch Sirix gab ihm keine Chance.
Nach der Flucht aus dem kollabierenden Gasriesen Ptoro waren die Klikiss-Roboter zu einem sonnennahen Planetoiden geflogen. Physisch mit den interaktiven Kontrollsystemen verbunden, steuerte Sirix das Schiff zu dem von Kratern übersäten Felsen am Rand der Korona. Die ursprüngliche Eiskruste war längst verdampft, während eine spiralförmige Umlaufbahn den Planetoiden immer näher an die Sonne heranbrachte.
Das Roboterschiff passte Orbit und Rotation dem durchs All taumelnden Felsen an, der völlig lebensfeindlich wirkte. DD wusste nicht, was die Klikiss-Maschinen hierher führte und welche Pläne sie hatten. Wie üblich erklärte Sirix nur dann etwas, wenn er es für erforderlich hielt.
Die käferartigen Roboter verließen das Schiff und eilten über den unebenen Boden. DD begleitete sie ins Vakuum, ins genaue Gegenteil der superdichten Suppe, in der die Hydroger lebten. Sein modifizierter Körper passte sich den geänderten Bedingungen an, so wie es die Absicht der Klikiss-Roboter gewesen war.
Er war nicht überrascht, als Sirix vor einem metallenen Schott in der Wand eines steilen Kraters verharrte. Die verschlagenen Roboter hatten überall im Spiralarm geheime Stützpunkte. Sirix streckte segmentierte Gliedmaßen und löste tarnendes Gestein, unter dem Kontrollen zum Vorschein kamen.
Im Vakuum öffnete sich das Schott völlig lautlos, doch DD nahm Vibrationen im Boden wahr. Ein Rest von Luft entwich und kondensierte zu grauen Schwaden, die sich sofort wieder auflösten. Sirix, die anderen Klikiss-Roboter und auch DD traten hintereinander ein.
Im Innern des Planetoiden gab es Gänge und Räume – eine weitere Basis, in der Klikiss-Roboter seit Jahrtausenden auf die Reaktivierung warteten. Der steinerne Boden zitterte unter DDs kleinen Füßen, und seine optischen Sensoren
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