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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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waren. Die Arbeit hatte ihm dabei geholfen, den hilflosen Schrecken während des Angriffs zu überwinden. Thor’h konnte jetzt voller Stolz von sich behaupten, etwas geleistet zu haben.
    Er wollte diese schöne Welt nicht für die Pflichten im Prismapalast aufgeben, wusste jedoch, dass ihm eines Tages keine andere Wahl bleiben würde. Aber noch war es nicht so weit…
    Rusa’h ging ein kleines Stück vor ihm. Der sich erholende Designierte blieb seltsam stumm, während er im Schatten der langen Reihen aus dicken Nialia-Reben schritt. Die männlichen Nialias flatterten aufgeregt hin und her, als sie an ihnen vorbeikamen. Die im Boden verwurzelten weiblichen Rebenbündel zuckten, neigten sich erregt von einer Seite zur anderen.
    »Die Schiing-Produktion hat wieder das Niveau wie vor dem Angriff der Hydroger erreicht, Onkel«, sagte Thor’h und schloss zu Rusa’h auf. Die Droge war überall im Ildiranischen Reich beliebt und bewirkte ein euphorisches Gefühl von entrückter Klarheit und hellem Leuchten, so als könnte die unter dem Einfluss von Schiing stehende Person die Lichtquelle deutlicher erkennen. »Die Nialias wachsen schnell, und ich habe keine Kosten gescheut, um genug Dünger und Lockstoffe zu beschaffen. Die Eiswellen der Hydroger haben die Felder erfrieren lassen, doch in diesem Jahr wird die Ernte fast wieder normal sein. Schiing ist nach wie vor unser wichtigster Exportartikel.«
    Rusa’h ging weiter, still und gleichgültig. Der Designierte schien an Gesprächen nicht mehr so großen Gefallen zu finden wie sonst. Früher hatten Thor’h und Rusa’h voller Begeisterung Tänzern, Erinnerern, Künstlern und Sängern zugeschaut und sich über die Himmelsparaden gefreut, die immer dann stattfanden, wenn Schiffe der Solaren Marine nach Hyrillka kamen. Der Designierte Rusa’h hatte die Gesellschaft seiner Vergnügungsgefährtinnen genossen und wäre fast bei dem Versuch gestorben, sie zu retten.
    Doch jetzt veranstaltete Rusa’h keine großen Feiern mehr. Er war still und in sich gekehrt, als hätte nur ein Teil von ihm die Rückkehr aus der lichtüberfluteten Sphäre geschafft, in der sein Geist während der langen Bewusstlosigkeit gefangen gewesen war. Vergnügungsgefährtinnen umgaben ihn im wieder aufgebauten Zitadellenpalast, doch Rusa’h schien nicht mehr an ihren sexuellen Verlockungen interessiert zu sein, obgleich er ihre Gesellschaft akzeptierte.
    Angesichts der Verschlossenheit des Designierten runzelte Thor’h besorgt die Stirn. »Was… was ist mit dir, Onkel?«
    Rusa’h strich mit dem Finger über die fleischigen Blätter der Nialias. »Ich lausche den Pflanzenmotten. Schiing ist mehr als nur eine Droge, Thor’h – es beinhaltet eine wichtige Komponente der Lichtquelle, wie kraftvolles, fließendes Blut.« Seine Stimme schien aus der Ferne zu kommen.
    Thor’h betrachtete die vertrauten Gewächse an den silbrigen Bewässerungskanälen. Selbst im matten orangefarbenen Sonnenschein herrschte Unruhe in den langen Reihen der Nialias: Frisch geschlüpfte Pflanzenmotten flatterten von Rebe zu Rebe, auf der Suche nach einer geeigneten Partnerin.
    Nialias waren halb Pflanze und halb Tier. Der hölzerne Hauptkörper wurzelte im Boden, während die mobile männliche Komponente sich in Form einer weißgrauen Motte manifestierte. Im Anfangsstadium öffnete sich eine knollenartige Knospe, und die männliche Pflanzenmotte der Nialia flog los, erfreute sich am Licht und tanzte in der Luft.
    Die weibliche Nialia-Blume war mit den dicken, gewundenen Stängeln verbunden und etwa so breit wie eine Hand. Sie wies lavendelfarbene und blaue Blätter auf. In ihrer Mitte gab es einen weißen Ring aus fedrigen, mit Pollen bedeckten Staubgefäßen, die nach oben ragten und die Motten mit ihrem süßen Duft anlockten, sodass sie sich auf die Stiele setzten und sie befruchteten.
    Thor’h beobachtete, wie eine Pflanzenmotte eine stark duftende Blume umkreiste. Der Hyrillka-Designierte starrte mit besonderer Intensität darauf, als wollte er die Motte mit seiner geistigen Kraft zur Landung zwingen. Schließlich landete das kleine silberweiße Geschöpf auf den Blumenblättern und schob die Beine tief in den Pollenring. Langsam und sanft wölbten sich die Blumenblätter nach oben und umgaben die Motte, fügten das männliche dem weiblichen Element hinzu. Die fleischigen Seiten der Blume und ihr Stängel pumpten mehrmals, als sich männliche und weibliche Nialia vereinten, ihre Flüssigkeiten miteinander

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