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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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ausgeharrt – sie war so dumm gewesen zu glauben, nicht wirklich in Gefahr zu sein. Dann hatte sie versucht, dem Feuer auszuweichen, indem sie auf periphere Klumpen der Pilzriff-Stadt kletterte und von dort aus mit akrobatischem Baumtänzergeschick von einem Ast zum nächsten sprang. Doch das Feuer hatte sich schnell ausgebreitet und alle Fluchtwege abgeschnitten. Celli hatte in der Falle gesessen, hilflos und voller Furcht – bis sie den summenden Motor eines Gleiters hörte. Sie hatte aufgesehen und die Arme gehoben, erfüllt von jäher Hoffnung, und Solimar hatte sie den Klauen des Todes entrissen. Aus Furcht war Erleichterung geworden, als sie fortflogen.
    Vor der Rettung hatte Celli Solimar kaum Beachtung geschenkt. War sie so reserviert und egozentrisch gewesen? Estarra hätte diese Frage vermutlich mit Ja beantwortet, aber seit dem Angriff der Hydroger hatte sich Celli sehr verändert.
    Inzwischen brachen Solimar und sie jeden Tag mit dem Gleiter auf, um einen Eindruck vom angerichteten Schaden zu gewinnen, während auf dem Boden grüne Priester das verbrannte Dickicht durchstreiften, Trümmer beseitigten und Schösslinge retteten. Kinder und Akolythen durchsuchten die Asche nach gepanzerten schwarzen Samenkapseln. Andere bereiteten Gewächshäuser vor und ließen neue Bäume aus den Kapseln wachsen.
    »Wenn wir doch nur mehr Hilfe hätten«, sagte Solimar.
    Das Interesse der Hanse an den Resten des Kugelschiffs überraschte Celli nicht. Ihre Wissenschaftler und Waffentechniker waren nach Theroc gekommen und hatten Hilfsgüter mitgebracht, wie ein Trostpreis als Gegenleistung für das Wrack. Doch die TVF-Spezialisten waren nicht geblieben, um bei der wichtigen Arbeit zu helfen, sondern hatten die Trümmerteile zur Erde gebracht, wo sie untersucht werden sollten. Nur darum ging es ihnen.
    Der Motor des Gleiters stotterte; ein Kondorfliegenflügel war blockiert. Solimar löste den klemmenden Flügel ruhig und hantierte an den Kontrollen. Der Flug des Gleiters stabilisierte sich wieder, und sie stiegen höher, zogen weitere Kreise.
    Für einen grünen Priester war es eigentlich seltsam, dass Solimar gern mit technischen Dingen herumspielte – mit Maschinenteilen und Instrumenten der Caillie und auch mit neuen Apparaten, die von Händlern der Hanse stammten. Er fand Gefallen daran, mit selbst gebauten Gleitern hoch über dem Weltwald Schmetterlingen nachzujagen. Einmal war er von einem hungrigen Wyver verfolgt worden und ihm nur knapp entronnen.
    Die Weltbäume fanden Solimars Konstruktionen interessant. Der Wald verwendete nur biologische Energie und wusste kaum etwas von Zahnrädern, Kolben und Flaschenzügen. Als Akolyth hatte Solimar ihm geduldig die Funktionsweise verschiedener Motoren und Fahrzeuge erklärt. Der Weltwald nahm alle Daten in sich auf und stellte sie Solimar zur Verfügung. Wenn der junge Mann für eine Reparatur Informationen brauchte, verband er sich durch den Telkontakt mit den Bäumen und griff auf die von ihm selbst geschaffene Datenbank zu.
    Solimar flog in einem noch weiteren Kreis, doch der verbrannte Bereich schien endlos zu sein. »Ich fürchte, es wird noch eine Weile dauern, bis wir beide in den Bäumen tanzen können.« Ihnen beiden gefiel der Baumtanz, und sie hatten über die Bewegungsmuster gesprochen, die sie kannten. Doch unter den gegenwärtigen Umständen blieb keine Zeit für ein derartiges Vergnügen.
    Umgestürzte Bäume hatten einen Flusslauf blockiert – eine Wiese war überschwemmt worden, und Pflanzen, die das Feuer überlebt hatten, drohten dort zu ertrinken. »Wir müssen jemanden hierher schicken, der die Stämme beiseite schafft. Das Wasser muss wieder fließen und das trockene Land flussabwärts erreichen.«
    Celli blickte nach unten. »Ist das nicht ein Zulauf der Spiegelseen? Es gab dort ein Dorf…«
    »Es wurde vollständig zerstört. Ich bin dort gewesen.« Solimar hob und senkte die breiten Schultern. »Die Wurmkokons wurden pulverisiert. Ich habe keinen einzigen Überlebenden gesehen.«
    Celli schlang die Arme noch fester um ihn. Brandgeruch hing in der Luft. Dichte Wolken zogen über den Himmel, und sie hoffte, dass Regen den grässlichen Geruch verschwinden ließ, dem Wald wieder das Gefühl von Frische und Sauberkeit gab.
    Aber bis dahin würde es noch lange dauern.
    »Genug für heute«, sagte Solimar. »Wir sollten besser zurückkehren und Bericht erstatten.« Er flog in Richtung der fernen Pilzriff-Stadt hinter dem dunstigen Horizont.

48 RLINDA

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