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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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etwas ist bisher noch nicht da gewesen. Uns steht
vielleicht ein neuer S-Fornax bevor.«
    »S-Fornax?«
    Seit Jahrzehnten hatten die Astronomen Sterne mittleren Alters
der Sonnenklasse studiert und auf vielen von ihnen Zyklen
festgestellt, die denen der Sonne ähneln. Ein paar Sterne
zeigten jedoch eine größere Veränderlichkeit als
andere. Ein unspektakulärer Stern im Sternbild Fornax war
eines Tages plötzlich aufgeflammt und hatte für etwa
eine Stunde zwanzigmal heller geleuchtet als sonst.
    »Falls die Sonne eruptiert wie S-Fornax«, sagte
Michail, »wäre die Energiezufuhr etwa zehntausendmal größer als bei unseren
schlimmsten Sonnenstürmen.«
    »Und was hätte das für
Auswirkungen?«
    Michail zuckte die Achseln. »Die gesamte
Satellitenflotte würde abgewrackt. Die Ozonschicht der Erde
würde weggefegt. Die Oberflächen der Eismonde
würden abschmelzen…«
    Siobhan erinnerte sich dunkel daran, dass der Name des
Sternbilds, Fornax, ›Brennofen‹ bedeutete.
Wie sinnig sagte sie sich.
    Aber Eugene lachte allen Ernstes. »Och, diese
Nicht-Linearität des Kerns wird noch viel energiereicher
sein. Um Größenordnungen schlimmer. Sehen Sie
denn nicht einmal das?«
    Diese mutwillige Brüskierung trug ihm missbilligende,
sogar hasserfüllte Blicke ein.
    Siobhan musterte ihn verwirrt. Er tat so, als ob das Ganze
nicht mehr als eine mathematische Übung für ihn
wäre. Er war nur ein Junge, der Muster sah, sagte sie sich
– Muster in den Daten; die Bedeutung der Muster in
menschlichen Begriffen blieb ihm jedoch verborgen. Sie
fürchtete sich fast vor ihm.
    Aber sie musste sich darauf konzentrieren, was er sagte und
nicht wie er es sagte. Größenordnungen. Für einen Physiker – beziehungsweise einen Kosmologen
– bedeutete eine Größenordnung einen
Faktor zehn. Also wäre das, was auch immer kommen
würde, zehn-, hundert-, tausendmal schlimmer als der 9. Juni
– schlimmer noch als Michails S-Fornax-Ereignis. Das
überstieg ihre Vorstellungskraft.
    Und es gab noch eine offensichtliche Frage, die gestellt
werden musste. »Eugene, haben Sie ein Datum für dieses
Ereignis?«
    »O ja«, sagte Eugene. »Das Modell vermag das
bereits zu leisten.«
    »Wann, Eugene?«
    Er gab ein julianisches Datum in die Softscreen ein –
ein astronomisches Datum. Michail musste es dann in ein auch
für Normalsterbliche geläufiges Datum
übertragen.
    »Am 20. April 2042.«
    Bud blickte Siobhan an. »Weniger als fünf
Jahre.«
    Plötzlich verspürte Siobhan eine bleierne
Müdigkeit. »Ich glaube, nun weiß ich, was zu
erfahren ich hierher gekommen bin. Und vielleicht erkennen Sie
jetzt auch die Notwendigkeit der
Sicherheitsmaßnahmen…«
    »Sicherheit – papperlapapp«, schnaubte Rose
Delea. »Wir alle könnten die nächsten fünf
Jahre nackt mit einer Tüte auf dem Kopf rumlaufen, und es
würde keinen Unterschied machen. Sie haben ihn doch
gehört. Wir…«, brachte sie es auf den Punkt,
»sind im Arsch.«
    »Nicht, wenn ich es zu verhindern vermag«, sagte
Bud mit fester Stimme. »Mittagspause. Ich kann mir
vorstellen, dass Sie Ihre Ministerpräsidentin anrufen
möchten, Siobhan. Dann gehen wir wieder an die
Arbeit.«

 
{ 14 }
VERMISST
     
     
    Allzu bald lief die Zeit für Bisesa ab.
    Myras Schule öffnete wieder. Die Schulleiterin hatte
durchaus Verständnis dafür, dass manche Familien durch
den Verlust von Angehörigen oder ihres Zuhauses
traumatisiert waren oder einfach nur Angst hatten und deshalb
noch Zeit brauchten, um sich zu erholen. Doch je mehr Zeit
verstrich, desto geringer wurde die behördliche Neigung zur
Kulanz. Katastrophe hin oder her, die Ausbildung der Kinder
musste weitergehen: So lautete das Gesetz, und es oblag den
Eltern, ihre Verpflichtungen zu erfüllen.
    Bisesa geriet zunehmend unter Druck. Sie würde Myra in
die Schule schicken müssen, bevor das Jugendamt kam und nach
ihr suchte. Der Kokon, den sie um Myra und sich selbst gesponnen
hatte, bekam erste Risse.
    Aber es war die britische Armee, die ihr schließlich
Dampf machte. Bisesa empfing eine E-Mail mit der höflichen
Bitte, sich doch bei ihrem kommandierenden Offizier zu
melden.
    Soweit die Armee wusste, hatte Bisesa am 8. Juni, vor dem Sonnensturm, einfach ihren Posten verlassen und seitdem
nichts mehr von sich hören lassen. Wegen des fünf Jahre
zu alten Ident-Chips hatte man sie nicht zu orten vermocht.
Infolge der unmittelbaren Auswirkungen des Sturms hatte die
Armee,

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