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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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unbehaglich bewusst. Durch
diesen Faktor der vierten Potenz hätten selbst minimale
Änderungen maximale Auswirkungen. Trotz seiner
Größe war der Kern nicht zwangsläufig stabil, und
jede noch so kleine Störung konnte gravierende Folgen
haben.
    »Das verstehe ich nicht, Eugene«, unterbrach Bud
Tooke ihn mit erhobenem Zeigefinger. »Selbst wenn der ganze
Kern explodierte, würde es doch Millionen Jahre dauern, bis
die Explosion bis zur Oberfläche durchdringt.«
    Rose Delea grinste angesäuert. »Nun erzählen
Sie mir nur nicht, dass die Strahlungsschicht auch noch im Arsch
ist?«
    Sie lag richtig; eine andere von Eugenes Darstellungen zeigte
es nämlich. Diese große ›Zisterne‹ der
langsam sich fortpflanzenden Energie wurde durch eine pulsierende
Narbe wie eine Schusswunde entstellt. Und deshalb entfiel auch
die Schutzwirkung der Millionen Jahre dauernden Wanderung um den
Kern, wurde Siobhan sich unbehaglich bewusst: Die im Kern
freigesetzten Energien wurden ohne Umwege direkt in den Raum
katapultiert.
    Eugene schaute Rose verwirrt an. »Woher wussten Sie
über den Bruch Bescheid?«
    »Weil das heute einer von diesen Tagen zu sein scheint,
an denen wirklich alles schief geht.«
    Eugene kam wieder auf seine Modelle der Kernschwingungen
zurück und gab seiner Hoffnung Ausdruck, sie in der Zeit
zurücklaufen zu lassen. »Ich beabsichtige
nämlich, Modelle des Auslösers dieser Instabilität
zu entwickeln, die am 9. Juni…«
    »Das ist Schnee von gestern«, unterbrach Siobhan
ihn. »Schauen Sie nach vorne. Zeigen Sie uns lieber, was
noch alles auf uns zukommt.«
    Eugene schien es kaum zu fassen, dass die Zukunft
überhaupt von Belang sein sollte angesichts des erregenden
physikalischen Geheimnisses des Ursprungs dieser Anomalie. Doch
er tat wie geheißen und ließ die Grafik beschleunigt
in der Zeit weiterlaufen.
    Siobhan sah, dass die Fortpflanzung der Wellen durch und um
den Kern kompliziert war – die Grundschwingungen wurden von
vielfachen Harmonien überlagert, und aus Wellen, die
nichtlinear waren, wie der Fachmann sagte, wurde Energie von
einem in den anderen Zustand überfuhrt. Und ihr fiel auch
sofort auf, dass es Muster der Überlagerung und
Auslöschung gab – und komplexe Resonanzschwingungen,
als die Energie, die sie so deutlich um den Kern der Sonne
fließen sah, starke Amplituden ausbildete.
    Eugene schaltete auf Standbild. »Dies ist die
jüngste Amplitude, das Ereignis vom 9. Juni.« Eine
Seite des Kerns loderte hell in einer Falschfarbendarstellung.
»Die Beobachtungsdaten bestätigen meine
vorläufige Modellierung und validieren überdies meine
Zukunftsprojektionen…« Mit Beobachtungsdaten, sagte Siobhan sich bedrückt, meinte er einen verheerenden
Sturm, der Tausende von Menschenleben gekostet hatte.
    »Und was kommt noch?«, fragte sie.
    Er erhöhte die Vorlaufgeschwindigkeit des Modells. Die
Muster der Schwingung verschoben sich und verschwammen vor
Siobhans Augen – sie waren zu schnell, um ihnen im Detail
zu folgen.
    Dann loderte die Abbildung im Kernbereich plötzlich auf.
Das Licht war so grell, dass es fast Blendwirkung hatte. Die
Leute zuckten erschrocken zusammen.
     
    Eugene beendete die Präsentation. »Das
war’s«, sagte er lakonisch.
    »Was meinen Sie mit ›das
war’s‹?«, fragte Rose Delea mit einem scharfen
Unterton.
    »Hier bricht das Modell zusammen. Die Schwingungen
werden so stark, dass…«
    »Ihr verdammtes Modell!«, schrie Delea. »Ist
das alles, was Sie vorweisen können?«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Siobhan; ihre Gedanken
jagten sich. »Eugene, wir haben hier ein neues Ereignis
gesehen. Stimmt’s? Einen neuen 9. Juni.«
    »Ja.«
    »Aber noch energiereicher.«
    Er schaute sie verwirrt an – sie hatte sich wohl schon
wieder ein geistiges Armutszeugnis ausgestellt. »Das ist offensichtlich.«
    Siobhan ließ den Blick über die Leute am Tisch
schweifen und schaute in lauter Gesichter mit geweiteten Augen
und besorgten Mienen. Offensichtlich hatte Eugene diese
Ergebnisse noch niemandem mitgeteilt – nicht einmal
Michail.
    »Wie viel stärker?«, fragte Bud. »Und
wie wird es sich äußern? Wie wird es uns treffen,
Eugene?«
    Eugene versuchte verständlich zu antworten, glitt dann
aber schnell in seinen Fachjargon ab.
    Michail legte Bud die Hand auf den Arm. »Ich glaube
nicht, dass er es weiß. Noch nicht. Ich werde mit ihm daran
arbeiten. Aber wissen Sie«, fuhr er nachdenklich fort,
»so

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