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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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projizierten. Es hatte sogar schon Morddrohungen
gegeben. Zum Glück war er auf dem Mond geblieben, sagte sie
sich, wo man seine Sicherheit ohne großen Aufwand
gewährleisten konnte. Dennoch muss er sich gefühlt
haben, als ob ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen
würde.
    Sie holte ihre Softscreen hervor und machte sich Notizen.
»Lassen Sie mich Ihnen helfen«, sagte sie. »Sie
brauchen ein Büro. Eine Sekretärin…« Sie
sah die Panik in seinen Augen. »In Ordnung, keine
Sekretärin. Aber ich werde trotzdem jemanden abstellen, um
Ihre Anrufe für Sie zu filtern. Diese Person wird mir
berichten und nicht Ihnen.« Aber ich glaube schon, dass Sie
jemanden brauchen, der Ihnen hier auf dem Mond das Händchen
hält, sagte sie sich. Da kam ihr eine Idee. »Wie
wäre es mit Michail?«
    Er zuckte die Achseln. »Habe ihn schon länger nicht
mehr gesehen.«
    »Ich weiß, dass er seine eigenen Verpflichtungen
hat.« Der Weltraumwetterdienst, der mit einem Mal von einer
dubiosen, fast ulkigen Klitsche zu einer der wichtigsten
Instanzen im Sonnensystem avanciert war, wurde fast genauso mit
Beschlag belegt wie Eugene. Aber sie hatte Michail schon mit
Eugene zusammenarbeiten sehen und auch das Gefühl, dass es
dem Sonnenastronomen gelingen würde, das Beste aus dem
Jungen herauszuholen. Und in Anbetracht der Art und Weise, wie
Michail Eugene anschaute, wäre das eine Aufgabe, die Michail
mit fachlicher Kompetenz und menschlicher Wärme
gleichermaßen erledigen würde. »Ich werde ihn
bitten, mehr Zeit mit Ihnen zu verbringen. Vielleicht könnte
er auch nach Clavius zurückkehren; er muss schließlich
nicht in der Pol-Station präsent sein.«
    Eugene war von dieser Idee nicht sonderlich begeistert. Aber
er lehnte sie auch nicht rundweg ab, was Siobhan zu dem Schluss
veranlasste, dass sie schon ein paar Fortschritte gemacht
hatte.
    »Was noch?« Sie beugte sich nach vorn, um sein
Gesicht deutlicher zu sehen. »Wie fühlen Sie sich,
Eugene? Brauchen Sie vielleicht irgendetwas? Sie müssen
wissen, dass Ihr Wohlergehen uns allen am Herzen
liegt.«
    »Nichts.« Er klang düster, sogar
mürrisch.
    »Was Sie herausgefunden haben, ist von
größter Bedeutung, Eugene. Sie werden vielleicht
Milliarden Menschenleben retten. Man wird Ihnen Denkmäler
errichten. Und glauben Sie mir, Ihre Arbeit, vor allem der
Klassiker über den Kern der Sonne, wird ein ewiger
Bestseller werden.«
    Das provozierte ein schwaches Lächeln. »Ich
vermisse die Farm«, sagte er plötzlich.
    Der Gedankensprung überraschte sie. »Die
Farm?«
    »Selene. Ich weiß nicht, wieso all das vernichtet
werden musste. Aber ich vermisse es.« Er war in einer
ländlichen Region in Massachusetts aufgewachsen, wie sie
sich wieder erinnerte. »Ich bin zum Arbeiten immer dorthin
gegangen«, sagte er. »Der Arzt sagte, ich müsse
trainieren. Entweder dort oder die Tretmühle.«
    »Und nun ist die Farm geschlossen worden. Typisch, dass
beim Versuch, die Welt zu retten, wir die einzige
Grünfläche auf dem Mond vernichten!«
    Und wie schädlich das vielleicht auch in psychologischer
Hinsicht war. Beim Versuch, diese Weltraumleute kennen zu lernen,
hatte sie Geschichten von Kosmonauten in den ersten, primitiven
Blechbüchsen-Raumstationen gelesen, die geduldig kleine
Erbsenpflanzen in Labortöpfen gezogen hatten. Sie hatten
diese Pflanzen, diese kleinen Lebewesen geliebt, die mit ihnen
den Schutz in der Öde des Raums teilten. Und nun hatte
Eugene den gleichen Impuls gezeigt. Er war wohl doch ein
Mensch.
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagte sie.
»Eine Farm kommt im Moment nicht infrage. Aber wie
wär’s denn mit einem Garten? Ich bin sicher, dass es
hier in Hekate Platz dafür gibt. Und wenn nicht, dann
schaffen wir eben Platz. Ihr Mondleute müsst daran erinnert
werden, für die Rettung welcher Werte ihr überhaupt
kämpft.«
    Er schaute auf und sah sie zum ersten Mal an.
»Danke.« Dann warf er einen Blick auf die Softscreen
vor sich. »Aber wenn Sie nichts dagegen
haben…«
    »Ich weiß, ich weiß. Die Arbeit.« Sie
schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
     
    In dieser Nacht ging sie zu Buds Kabine.
    »Ich war nicht sicher, ob du kommen würdest«,
flüsterte er.
    Sie schnaubte. »Ich war aber sicher, dass du nicht zu mir kommen würdest.«
    »Bin ich denn so leicht durchschaubar?«
    »Solange überhaupt einer von uns die Initiative
ergreift«, sagte sie.
    »Ich sagte dir doch, dass wir ein gutes

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